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MontanusquartierMit 100 Jahren geht es wieder zu Fuß in die Burscheider Innenstadt

3 min
Senioren auf Fußweg

Die 100-Jährige eilt voraus: Barbara Krämer und weitere Bewohner des Seniorenheims freuen sich über die Öffnung des Fußweges.

Zwei Jahre lang war das Luchtenberg-Richartz-Haus durch die Vorbereitung des Montanusquartiers von der Fußverbindung in die Innenstadt abgeschnitten.

„Die ist die Schnellste von uns, die ist ja auch erst 100!“, sagt Ursula Adams lachend. Und tatsächlich: Barbara Krämer, Geburtsjahr 1925, ist der 88-Jährigen schon einige Schritte enteilt auf dem provisorisch wieder hergerichteten Weg, den die Bewohnerinnen und Bewohner des Altenzentrums Luchtenberg-Richartz-Haus sich lange herbeigesehnt hatten. Knapp zwei Jahre war der Gehweg von der Montanusstraße in die Innenstadt gesperrt. Die Senioren kamen – wenn überhaupt – zu Fuß nur noch über den steilen Umweg über die Pastor-Löh-Straße in die Innenstadt.

Der Grund für die Sperrung war das geplante neue Einzelhandelszentrum an der Montanusstraße, mit dessen Bau längst hätte begonnen werden sollen. „Das Grundstück gehört uns nicht mehr“, erklärt Bürgermeister Dirk Runge den Bewohnern und Mitarbeiterinnen des Seniorenzentrums. „Laut Vertrag mussten wir das Gelände zu einem bestimmten Zeitpunkt baureif haben.“ Häuser und der alte Busbahnhof wurden abgerissen, eine riesige Gasleitung verlegt und im Zuge dessen auch der hinter dem Baufeld liegende Gehweg gesperrt. Das habe die Stadt auch pünktlich hinbekommen. „Aber seit diesem Zeitpunkt sieht das so aus, wie es jetzt aussieht“, gesteht Runge.

Die Baufläche für das Montanusquartier.

Viel Platz, keine Bauaktivität: Die Baufläche für das Montanusquartier.

Daran, dass das so ist, hätten „alle Beteiligten von Behörden, Kreis und Investor ihr Päckchen zu tragen“, sagt Runge, ohne genauer auf die Umstände einzugehen. Klar ist: Es dauert alles länger. Als der Investor, die Wierig und Schoo GbR, den Baustart nun auf November verschoben hat, hat der Stadtrat schnell beschlossen, dann zumindest so lange den Gehweg wieder herzustellen.

Gruppenbild mit Bürgermeister:

Gruppenbild mit Bürgermeister: Bewohner und Mitarbeiterinnen des Seniorenheims danken Dirk Runge für die schnelle Umsetzung.

Runges erster Anruf nach der Ratssitzung im August galt Birgit Hoferichter. Dieser erreichte die Einrichtungsleiterin des Luchtenberg-Richartz-Hauses im Urlaub:  „Ich habe mich so sehr gefreut“, sagt sie heute. Auch die Bewohner seien „sehr, sehr, sehr glücklich, dass das so schnell umgesetzt werden konnte.“ Mit dem Rollstuhl oder Rollator in den Bus zu steigen, sei für viele der Senioren zu schwierig. Und Ausflüge über die steile Pastor-Löh-Straße sind sowohl für Bewohner als auch Betreuerinnen, die Rollstühle schieben, oft zu kräfteraubend. „Aber wir sind gerne mal in der Stadt, Kaffee trinken, Eis essen, einkaufen, oder auch mal in die Boutique“, sagt Ursula Adams. Das können auch Besucher mit ihren Verwandten nun eher wieder selbstständig realisieren. 

Kosten von rund 10.000 Euro

„Wenn das jetzt noch asphaltiert wäre …“, setzt Karl-Günter Weyer an. Doch da muss der Bürgermeister den 93-Jährigen erst einmal enttäuschen. Schon die Herstellung des Gehwegs mit Schotter hat die Stadt rund 10.000 Euro gekostet. Asphalt wäre noch viel teurer geworden. Und niemand weiß, wie lange der Weg jetzt nutzbar ist. „Wir gehen davon aus, dass wir ihn während den Bauarbeiten zwischenzeitlich wieder sperren müssen“, kündigt Runge an. Ist in Ordnung, sagt Weyer: „Er ist auch so gut benutzbar.“ 

Allerdings vorerst nur zu Fuß, Radfahrer müssen absteigen, so zeigen es Schilder an. „Das ist auch gut so“, sagt Felizitas Korioth, die als Ehrenamtlerin im Altenheim arbeitet. „Wir haben hier nämlich keine Radfahrer, sondern Sportler. Die rasen rücksichtslos.“ Das will Runge so nicht unterschreiben: „Die Radfahrer ärgert die Sperrung natürlich und das ist auch verständlich.“ Die hohen Kosten für einen Radweg wollte der Stadtrat aber angesichts der unsicheren Lage bei den Bauarbeiten vorerst nicht investieren.