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Rückblick 2025Burscheids Bürgermeister besteht auch gegen Konkurrenz

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Dirk Runge am Wahlabend im Rathaus

Es hat geklappt: Dirk Runge holte bei der Bürgermeisterwahl am 14. September mit Abstand die meisten Stimmen und zeigte sich strahlend im Sitzungssaal des Rathauses.

Der parteilose Dirk Runge lässt bei der Bürgermeisterwahl seinen SPD-Herausforderer Ralph Liebig klar hinter sich.

Ein bisschen nervös war er schon vor der ersten Wahl, in der er sich mit einem Gegenkandidaten auseinanderzusetzen hatte. Dabei wurde Dirk Runge von den bisher maßgeblichen politischen Kräften in Burscheid unterstützt. Der parteilose Bürgermeister konnte sich auf Wahlempfehlungen der CDU und des Bündnisses für Burscheid verlassen; dazu kam die FDP.

Sozialdemokrat Ralph Liebig und seine Genossen legten indes einen engagierten Wahlkampf hin, stellten heraus, dass ihr Kandidat in Burscheid wohnt, tingelten über die Dörfer und nahmen aus den Anregungen der Bürgerinnen und Bürger allerlei politische Anträge mit. Unterm Strich reichte das allerdings bei weitem nicht. Dirk Runge wurde mit 68,7 Prozent im ersten Wahlgang in seinem Amt bestätigt. Auch das Bündnis für Burscheid verfehlte sein Wahlziel: Das BfB wollte die CDU als stärkste Kraft ablösen. Das gelang nicht. Es blieb ein zweiter Platz. Mehr noch: Die Christdemokraten holten so viele Direktmandate, dass der Stadtrat deutlich vergrößert werden musste. Er hat nun 44 Sitze.

Niederlage für den Sieger

Allerdings sollte der Sieg für die Christdemokraten noch bitter werden. Das ahnte niemand am Wahlabend, aber nach kurzer Zeit stellte sich heraus, dass es eben keine Zusammenarbeit mehr zwischen BfB und CDU im Stadtrat geben würde. Viel mehr taten sich SPD und Grüne mit dem BfB zusammen. Und gelegentlich gesellt sich auch die FDP dazu. Sodann schloss ich mit Swantje Wilms eine Christdemokratin dem BfB an. So kommt es, dass die Christdemokraten als größte Fraktion gelegentlich in die Oppositionsrolle gedrängt werden. Zuletzt wurde das im Stadtrat deutlich, als es um Grenzwerte für Ausschreibungen in der Stadtverwaltung ging. Nur die CDU stellte sich auf die Seite von Bürgermeister Runge, und das reichte eben nicht.

Für den Rathauschef bedeutet die überraschende Zusammenarbeit gegen die CDU das, dass er sich nicht unbedingt auf eine Mehrheit stützen kann. Vielmehr muss er den Dialog mit allen politischen Kräften suchen. Die Voraussetzungen dafür sind natürlich gegeben, trotzdem ist es eine Umstellung. Mit einer gewissen Spannung wurde natürlich erwartet, wie sich die erstmals in den Stadtrat gewählte AfD verhält. Nach den ersten Sitzungen lässt sich sagen, dass die Truppe um Markus Petzold einen unauffälligen bis konstruktiven Kurs einschlägt. Damit steht fest, dass sich an der politischen Kultur in Burscheid mindestens zunächst nichts ändert. Es fällt allerdings auf, dass mehr diskutiert wird und es auch mehr Fragen gibt.

Haushaltskrise wird größer

Und das alles unter sich mehr und mehr verschlechternden finanziellen Bedingungen. Dirk Runge und Kämmerer Marc Baack schlugen kurz vor Weihnachten Alarm. Der Haushaltsplan für das kommende Jahr sieht ein Rekorddefizit vor. Und wenn es so weiter geht, ist die Ausgleichsrücklage in absehbarer Zeit aufgezehrt. Dann käme ein Haushaltssicherungskonzept, und das ist für den Bürgermeister eine Katastrophe.

Denn es steht ja durchaus noch einiges auf dem Programm: Der Umbau der Innenstadt soll vollendet werden, Hilgen einen neuen Dorfplatz bekommen. Und dann müssen noch an vielen Stellen Defizite aufgeholt werden, die während der letzten Burscheider Finanzkrise entstanden sind: Die Straßenbeleuchtung ist nicht zuverlässig, was nun nach und nach durch Modernisierung aufgearbeitet werden soll, Sporthallen haben teils erheblichen Sanierungsbedarf.

Auch deshalb hat sich die Stadtverwaltung gut auf das Infrastruktur-Sondervermögen vorbereitet. Gleich drei Projekte sind am Start: Neben der Vollendung der Sportanlage Im Hagen soll aus der gerade laufenden Dach-Sanierung der Max-Siebold-Halle in Hilgen eine Komplett-Modernisierung werden. Und die Dreifach-Halle auf dem Schulberg könnte ebenfalls angepackt werden – sofern denn tatsächlich genug Millionen aus Berlin über Düsseldorf nach Burscheid fließen sollten.

Ob das aber geschieht, ist sehr fraglich. Die Stadt Burscheid zeigt exemplarisch, wie groß der Sanierungsbedarf in der deutschen Infrastruktur ist; die Konkurrenz unter den Kommunen ist also groß. Politisch ist übrigens unstrittig, dass soviel wie möglich gemacht werden sollte.