Nach Kritik vom FluchtpunktKürtens Bürgermeister stellt sich vor seine Mitarbeiter

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Frauen sitzen in einem Raum an Tischen und hören dem Sprachlehrer zu, der vorn an einer weißen Tafel etwas erklärt.

Das Kernteam des Fluchtpunkts, hier Sprachunterricht, hatte Bürgermeister Willi Heider hart kritisiert. (Symbolbild)

Der Fluchtpunkt Kürten ist in einem Brandbrief Kürtens Bürgermeister hart angegangen. Willi Heider reagierte im Gemeinderat.

Das Thema lag Bürgermeister Willi Heider (parteilos) offenbar am Herzen. In einem minutenlangen Monolog nahm der Kürtener Bürgermeister im Stadtrat am Mittwochabend Stellung zum Brief von Mitgliedern des Kernteams des Kürtener Fluchtpunkts.

Die Ehrenamtler hatten sich an den Bürgermeister gewandt und die Zustände in den Geflüchtetenunterkünften in Kürten beklagt: „Die Verhältnisse in den Unterkünften drohen zu eskalieren, da die hygienischen Bedingungen weit entfernt von anerkannten Standards sind. Die Belegungsdichte und Zusammensetzung bergen erheblichen Sprengstoff“, hatten die Unterzeichner geschrieben.

Bürgermeister Willi Heider stellte sich im Rat nun demonstrativ vor die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Gemeindeverwaltung: „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten an der Grenze des Belastbaren und darüber hinaus“, formulierte Heider. Er würdigte auch die Arbeit des Fluchtpunkt-Teams als „unschätzbaren Dienst“ und wolle in dem Konflikt keinesfalls mehr Porzellan zerschlagen.

Dennoch hielt Willi Heider fest: „Die Kolleginnen und Kollegen arbeiten gefühlt immer wieder in einem Krisenmodus.“ Mehr sei von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeiterin nicht zu leisten. Und man sei im ständigen Austausch mit dem Fluchtpunkt, alles sechs Wochen tausche man sich mit dem Kernteam aus.

Konkret auf die im Brief der Ehrenamtler beschriebenen Zustände bezogen teilte der Bürgermeister mit, dass eine Grundreinigung in den größeren Geflüchtetenunterkünften beauftragt werde: „Wir haben eine Firma gefunden.“

Manche Mitteilungen an die Politik waren zuletzt zu zögerlich und nicht umfassend.
Jochen Zähl, CDU Kürten

Grundsätzlich suche man „händeringend jede Unterbringungsmöglichkeit“ für Geflüchtete. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Zuletzt war die Alte Schule in Eichhof als Unterkunft ausgewählt worden. An anderen Stellen sei man in Prüfung und in Gesprächen mit Eigentümern. Der Bürgermeister sagte, es sei nicht auszuschließen, Container aufzubauen, wahrscheinlich auf dem Gelände der ehemaligen Jugendherberge im Kürtener Dorf.

SPD und Grüne hatten jeweils Anträge für die Einrichtung eines Runden Tisches für Absprachen in Sachen Geflüchtete in Kürten auf die Tagesordnung gebracht. Jürgen Schmidt, Fraktionsvorsitzender der Kürtener SPD, betonte, dass man mit dem Antrag keinesfalls den Bürgermeister oder die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung habe angreifen wollen.

Es gehe um Kommunikation, die sei zuletzt offenbar nicht ausreichend geregelt gewesen. Michael Hardt von den Grünen forderte im Laufe der Diskussion, nicht nur einen Runden Tisch, sondern einen Lenkungsausschuss einzurichten, indem Fluchtpunkt, Verwaltung und Vertreter von Politik, nach Bedarf, zusammensäßen.

Michael Becker (FDP) begrüßte es, „wenn man gemeinsam an einen Tisch kommt“. Werner Conrad (Freie Wähler) sah eher den Ausschuss für Schule, Generation und Soziales (SGS) als Gremium, in dem über das Thema Geflüchtete beraten werden solle. Jochen Zähl (CDU) meint, dafür tage der Ausschuss zu selten. „Manche Mitteilungen an die Politik waren zuletzt zu zögerlich und nicht umfassend“, beklagte er.

Sebastian Weirauch (AfD) begrüßte es, dass eine „effiziente Entscheidungsfindung“ gefunden werden soll. Aus der Verwaltung kam letztlich der Vorschlag, dem alle Fraktionen zustimmten: Je ein Vertreter aus jeder Fraktion soll demnächst zu den Treffen von Verwaltung und Kernteam vom Fluchtpunkt dazustoßen.

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