Jeder kennt „Molitor“Kürtener Fleischer übergibt nach 40 Jahren Betrieb an seinen Sohn

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Werner Molitor übergibt seine Fleischerei an seinen Sohn Matthias.

Mit Handschlag: Werner Molitor (l.) übergibt seine Fleischerei an seinen Sohn Matthias.

Nach 40 Jahren übergibt Fleischermeister Werner Molitor aus Kürten-Dürscheid sein Geschäft an seinen Sohn Matthias.

 „Molitor“ kennt in Dürscheid und in Kürten jeder. Werner Molitor führt seit vier Jahrzehnten seine Fleischerei mit Partyservice im Geschäftshaus an der Wipperfürther Straße 130. Seinen Kunden gilt er als Institution und als Anker für das Dorf Dürscheid. Ab heute muss es heißen: Er führte den Betrieb.

Denn Werner Molitor übergibt seine Fleischerei am heutigen Samstag, zum 1. April, an seinen Sohn Matthias. Wenn die Metzgerei um 6 Uhr öffnet und die ersten Ringelwürste über die Theke gehen, ist Matthias Molitor der neue Inhaber. Nach 40 Jahren übergibt Werner Molitor den Betrieb an die zweite Familiengeneration. Betriebsübergaben sind im Handwerk an sich etwas ganz Besonderes.

Dürscheid: Sohn Matthias ist 34 Jahre alt

Der Fachkräftemangel ist schon da. Geeignete Nachfolger zu finden, ist mehr als schwierig. „Klar habe ich Respekt“, sagt Matthias Molitor. Er ist 34 Jahre alt, seit 2010 Fleischermeister und zukünftig Chef von 23 Mitarbeitenden.

Er sei zwar hineingewachsen in die neuen Aufgaben, trotzdem müsse er sich selbstverständlich Gedanken um die Zukunft machen. Die Kunden müssten weiter im Mittelpunkt stehen. Er setze auf seine Familie und auf sein Team. „Ohne „die“ machst du gar nichts.“ Marion, eine seiner beiden Schwestern, ist Fleischereifachverkäuferin, Köchin und Fleischermeisterin, sie leitet die Küche im Familienbetrieb.

Werner Molitor startete 1971 mit einer Lehre in sein Berufsleben. Dass er irgendwann selbstständig sein wollte, stand für ihn von Anfang an fest. Schon 1983 wagte er den großen Schritt und eröffnete seine eigene Fleischerei, gemeinsam mit seiner Frau Rita. Die Chronik weist den 13. Januar 1983 als entscheidenden Tag aus. Molitor übernahm in Dürscheid die Metzgerei von den Eheleuten Hugo und Gertrud Grothoff.

Kürtener Fleischerei im Jahre 1983 begonnen

Die Anfänge waren bescheiden, eine Verkäuferin unterstützte zunächst, im Herbst 1983 kam ein Fleischerlehrling und eine weitere Verkäuferin als Aushilfe hinzu. 1990 folgte ein erster Umbau des Laden. 1995 kam der Markt-Anhänger hinzu, der Imbissbereich entstand 1999. Nach und nach wandelte sich die Fleischerei zu einem modernen Familienunternehmen mit Tradition und Heimatverbundenheit.

„Mal nicht um 5 Uhr in der Fleischerei zu sein und vor allem aus der Verantwortung zu sein“, beschreibt Werner Molitor, der auch Obermeister der Innung ist, die Veränderungen, die nun auf ihn zukommen. In der Vergangenheit stand er auch im Laientheater des MGV Biesfeld auf der Bühne, seine Kommunikationsfähigkeit darf als Teil des Erfolgs gelten.

Digitalisierung im Blick

Die Zeit im Wartezimmer eines Arztes zu verbringen, kann er sich jedenfalls nicht vorstellen. „Dann kann ich lieber die Theke auffüllen.“ Matthias Molitor muss sich den Veränderungen der Zeit stellen. „Digitalisierung und Einkaufen der Zukunft werden wichtige Themen sein“, sagt er.

Nach der Ausbildung im elterlichen Betrieb und der Meisterprüfung reiste er drei Jahre quer durch die Republik, um zu schauen, was seine Kollegen machen. 2013 bestand er die Prüfung zum Betriebswirt des Handwerks bei der Kölner Handwerkskammer. In den Schoß gefallen sei seinem Sohn der Betrieb nicht, sagt Werner Molitor.

„Das war und ist harte Arbeit.“ Für die Zukunft wünsche er seinem Sohn, „dass er es schafft für jeden ein Ohr zu haben, und früh erkennt, wo es eventuell ein bisschen kriselt, um dann Gespräche zu führen. Das würde ich ihm gönnen.“


Matthias Molitor muss sich auch mit den Veränderungen in seinem Dorf auseinandersetzen. Neben einem Supermarkt als Mitbewerber wird aktuell über die Einführung von Schutzstreifen für Radler an der Wipperfürter Straße diskutiert. Würden sie kommen, könnten morgens die Kunden (Handwerker etc) nicht mehr zum Kurzeinkauf an der Wipperfürther Straße stoppen. IG Dürscheid und die Politik haben sich verständigt, dass weiter an der Straße gehalten werden soll.

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