Kokainsüchtiger vor GerichtTresor mit Schmuck könnte in Leichlingen im Gebüsch liegen

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dpa tresor

Ein Tresor (Symbolbild)

Leichlingen/Opladen – Wer als Spaziergänger im Leichlinger Ortsteil Bremsen im kleinen Wäldchen nahe des Piratenspielplatzes unterwegs ist, könnte über einen Tresor mit Schmuck im Wert von mehreren Zehntausend Euro stolpern. Den hat ein 27-jähriger Solinger kurz vor Weihnachten nach einem Einbruch dort liegengelassen. Der Fall wurde am Freitag vor dem Amtsgericht in Opladen verhandelt.

Es ist der 12. Dezember 2021. Der 27-Jährige nimmt seit knapp einem Jahr regelmäßig Kokain, gegen Ende des Jahres nahezu täglich. Sein Vorstrafenregister zeigt, dass er die Sucht nicht nur einmal durch Einbrüche finanzierte. Er bekommt einen Tipp von einem Bekannten: In Leichlingen in der Straße Bremsen gebe es eine Gelegenheit. Der bis dato in Solingen gemeldete Mann habe akut „unter Suchtdruck“ gestanden, wie es sein Verteidiger vor Gericht erklärt. Verminderte Schuldfähigkeit will ihm der Richter aber später nicht attestieren.

Polizei sucht den Safe

Der Angeklagte bricht in das Einfamilienhaus ein, stiehlt einen kleinen Tresor. In einem nahegelegenen Wäldchen flext er ihn auf: Zum Vorschein kommen laut dem Angeklagten Schmuck wie Goldketten und Armbänder, Eheringe und eine vergoldete Münze – aber kein dringend benötigtes Bargeld. Der 27-Jährige lässt den Schmuck nach seinen Schilderungen vor Gericht liegen, weil er hofft, im Haus noch irgendwie an Geld zu kommen. Als er bemerkt wird, ändert er seine Pläne und bricht in zwei weitere Häuser beziehungsweise Wohnungen ein – oder versucht es – , dann schnappt ihn die Polizei.

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Vor Gericht stellte sich am Freitag erstmal heraus, dass er der Polizei nichts von dem Safe erzählt hat. Der Vorsitzende Richter greift zum Telefon, schickt die Polizei dahin, der Angeklagte selbst schildert den Ort. Nichts zu finden. Auch Funde seien nicht gemeldet worden, sagt die Polizei. Womit es durchaus möglich ist, dass irgendwo im Gebüsch ein offener Safe mit Schmuck herumliegt.

Allerdings gehen, was den Inhalt betrifft, die Schilderungen auseinander: Während der 27-Jährige betont, kein Bargeld im Safe vorgefunden zu haben, erklärt das bestohlene Leichlinger Ehepaar, es müssten knapp 30.000 bis 35.000 Euro drin gewesen sein. Der Vorsitzende Richter wird hellhörig, in der Schadensmeldung war von 40.000 Euro die Rede.

Angaben der Familienmitglieder weichen voneinander ab

Auch weichen die Angaben der Familienmitglieder voneinander ab. Während die Ehefrau betont, es liege auch Geld von ihrem Sohn mit im Tresor – altes Kommunionsgeld noch in Deutscher Mark und diverse Geldgeschenke zu Weihnachten – und dieser wisse das auch, behauptet der mittlerweile 49-jährige Sohn erst einmal, nichts von Bargeld zu wissen und auch nicht mit seiner Mutter nach dem Einbruch darüber geredet zu haben. Hinterher revidiert er seine Aussage und erklärt, er habe sich nicht gut erinnern können.

„Ich gehe nicht davon aus, dass wir die Summe mit Sicherheit benennen können, niemand wusste genau, wie viel Geld da drin ist“, fasst es die Staatsanwältin in ihrem Plädoyer zusammen und schlägt vor, sich an der Versicherungsleistung zu orientieren. Die Versicherung hatte dem Leichlinger Ehepaar 25.000 Euro für ihren Schmuck und 3.000 Euro für mögliches abhanden gekommenes Bargeld erstattet. Diese Summe muss der Angeklagte nun auch zurückerstatten. Zusätzlich hat das Schöffengericht eine Gesamtstrafe von zwei Jahren und acht Monaten wegen Diebstahls und Wohnungseinbrüchen verhängt.

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