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„Ihr seid nicht allein“Mädchenberatung Rhein-Berg verstärkt Team mit junger Mitarbeiterin

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Sandra Makel (l.) und Magdalene Holthausen beraten Mädchen und junge Frauen, die Hilfe suchen.

Sandra Makel (l.) und Magdalene Holthausen beraten Mädchen und junge Frauen, die Hilfe suchen.

Sandra Makel hat in ihrem letzten Job in im Strafvollzug gearbeitet und möchte jetzt Mädchen stärken und präventiv arbeiten.

„Wir hören euch und glauben euch. Ihr seid nicht allein.“ Mit diesen Worten möchte Sandra Makel Mädchen und junge Frauen ermutigen, sich Hilfe zu suchen, wenn sie das Gefühl haben, Probleme allein nicht bewältigen zu können. Seit einem Monat arbeitet Makel für die Mädchenberatung Rhein-Berg.

Sie wolle mit ihrer Arbeit dazu beitragen, dass Mädchen und junge Frauen ihre Stärke erkennen und Vertrauen in sich entwickeln. Dabei sei es der 28-Jährigen wichtig, auch präventiv zu arbeiten und aufzuklären, um gefährliche Situationen frühzeitig zu entschärfen. In ihrem vorherigen Job im Strafvollzug habe sie schon die andere Seite des Spektrums kennengelernt. Jetzt freue sie sich darauf, mit jüngeren Menschen zusammenzuarbeiten.

Mädchen öffnen sich jungen Frauen meistens schneller

Und die Mädchenberatungsstelle freue sich andersherum, wieder eine junge Kollegin an Bord zu haben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass Mädchen und junge Frauen sich eher öffnen, wenn sie mit einer jüngeren Person sprechen“, berichtet Magdalene Holthausen, Leiterin der Mädchenberatungsstelle. Die Klientinnen könnten aber wählen, mit wem sie sprechen möchten. „Es ist uns sehr wichtig, dass sie selbst entscheiden und dass wir nichts vorgeben“, betont Makel. So führten sie auch die Beratungsgespräche.

In ihrem ersten Monat habe Makel schon einige Beratungsgespräche geführt. „Wir achten darauf, dass wir lösungsorientiert arbeiten und nichts vorschreiben. Dafür überlegen wir zusammen mit den Mädchen zum Beispiel, was sie für Stärken haben und wie sie die einsetzen können“, berichtet die Sozialarbeiterin. In Fällen, in denen sie eine akute Gefahr für die Betroffene vermuten, würden die Beraterinnen allerdings Entscheidungen, wie eine offizielle Instanz zu informieren, für die Mädchen übernehmen – alles in Absprache mit der Betroffenen. Das Team wolle nämlich nichts über den Kopf der Hilfesuchenden hinweg entscheiden und stünde unter Schweigepflicht.

Beeindruckende Gespräche in der Mädchenberatung Rhein-Berg

Auch wenn sie erst seit Kurzem dabei ist, habe Makel bereits ein Fall sehr beeindruckt. Eine 14-Jährige habe im Beratungsgespräch erzählt, dass sie eine Essstörung habe und dass es ihr in den Ferien schwerfalle, sich Routinen zu schaffen. Gemeinsam hätten sie überlegt, welche Stärken das Mädchen mitbringt und wie sie ihm in der Situation helfen können. „Sie hatte selbst viele Ideen, welche Ressourcen sie hat und wie sie sie einsetzen kann. Diese Stärke bewundere ich“, sagt Makel.

Mädchen und junge Frauen kämen besonders häufig wegen Gewalterfahrungen und Essstörungen auf die Beratungsstelle zu. Es ginge in den Gesprächen aber auch um Beziehungen oder Identitätsfragen.

Mädchen aus Rhein-Berg suchen sich selbstständig Hilfe

Oft riefen die Mädchen selbst an, weil sie erkannt hätten, dass sie Hilfe bräuchten. „Damit sie auch wissen, an wen sie sich mit ihren Sorgen wenden können, ist die Präsenz durch Präventionsveranstaltungen an Schulen ein wichtiger Baustein für uns“, erläutert Holthausen. Manchmal kämen Mädchen direkt nach diesen Veranstaltungen auf sie zu. Manchmal bekämen sie auch Anfragen von Lehrkräften oder Eltern.

Auch wenn sich gesellschaftlich einiges getan habe, gebe es bei der Gleichstellung von Mädchen und Frauen noch „Luft nach oben“, findet Makel. Zu ihnen kämen immer noch Mädchen und Frauen, die durch festgefahrene Rollenbilder und Unterdrückung „wenig Luft zum Atmen haben“, berichtet sie und meint: „Deswegen muss darüber gesprochen werden, dass es diese Ungleichheiten weiterhin gibt. Das Thema sollte nicht tabuisiert werden.“