„Es gibt viel Alltagsarmut“Kleiderkammer Odenthal nimmt Betrieb wieder auf

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Textilien hängen in der Caro-Kleiderkammer.

Textilien in der Caro-Kleiderkammer.Die Einrichtung befindet sich in der alten Künstlerscheune an der Dorfstraße.

Rund 40 Personen nutzen die Odenthaler Kleiderkammer in der Woche. 

Auf den Kleiderbügeln hängen, in den Regalen liegen – ordentlich sortiert – Kleider und Hemden, T-Shirts, Hosen und Jacken. Daneben steht eine Auswahl von Koffern unterschiedlicher Größe, einige Haushaltswaren und Dekoartikel: Alles secondhand, gut erhalten und vor allem kostenfrei.

Die Caro-Kleiderkammer in der ehemaligen Künstlerscheune im historischen Ortskern an der Dorfstraße 7a hat nach den Beschränkungen der Coronazeit wieder zum Normalbetrieb zurückgefunden. Rund 40 Personen in der Woche nutzen nach Schätzung von Christa Lichtenberg die Gelegenheit, sich und ihre Familien mit Kleidungsstücken zu versorgen, ohne dafür das meist ohnehin schon angespannte Haushaltsbudget belasten zu müssen.

Auch im reichen Odenthal gibt es viel Alltagsarmut.
Christina Lichtenberg, Kleiderkammer Odenthal

„Auch im reichen Odenthal gibt es viel Alltagsarmut“, sagt Christa Lichtenberg. Familien, die sich den Essensbeitrag im Kindergarten nicht mehr leisten könnten oder Senioren, für die die Tasse Kaffee auswärts zu teuer geworden ist. Die Ehrenamtlerin bedauert sehr, dass dennoch manche Menschen den Weg in die Kleiderkammer scheuten, weil sie die Preisgabe ihrer wirtschaftlichen Situation fürchteten. Denn das Team, das aus rund 20 ehrenamtlich aktiven Frauen besteht, möchte helfen – und kann helfen. „Wir haben ein sehr gutes Netzwerk und können vieles ganz schnell beschaffen“, sagt Christa Lichtenberg nicht ohne Stolz.

Ohnehin sind die Kleiderbügel gut bestückt. Im März habe vorübergehend ein Annahmestopp für Wintertextilien ausgesprochen werden müssen, weil die Lagerkapazitäten erschöpft waren. Momentan bestehe die stärkste Nachfrage nach Übergangstextilien, besonders Kindersachen ab Größe 134 plus sowie Schuhgröße 30 und mehr. Auch Herrenbekleidung, nicht größer als XL, sei begehrt.

Odenthal: Kleiderkammer besteht seit 2015

Die Kleiderkammer besteht in ihrer heutigen Form seit 2015. Damals kam es zum Zusammenschluss der seit mehr als 20 Jahren bestehenden Kleiderkammer der Caritas und der Kleiderannahme des Deutschen Roten Kreuzes. Ein Grund war die große Zahl an Flüchtlingen, die es plötzlich zu versorgen galt. Beide Organisatoren finden sich bis heute im Namen Caro-Kleiderkammer wieder.

Obwohl die Ware kostenlos abgegeben wird, lassen es sich viele Kunden nicht nehmen, eine Spende dazulassen. Dies und zahlreiche Sonderaktionen der Kleiderkammer, wenn das Team beim Adventsmarkt Altenberg oder beim Odenthalfest eigene Produkte verkauft und weitere Spenden sammelt, ermöglichen es der Caro-Kleiderkammer ihrerseits, regelmäßig alle zwei Jahre   Odenthaler Vereine, Initiativen und soziale Einrichtungen mit Spenden zu bedenken.

Unterstützung für sieben Kindergärten in Odenthal

In diesem Jahr werden sieben Kindergärten unterstützt, um Projekte wie Zoo- oder Wildparkbesuch finanzieren, neue Bücher oder große Spielbausteine für einen neu gestalteten Außenbereich kaufen zu können. Auf der Wunschliste stehen auch ein Besuch im Hochseilgarten in Eikamp und ein Entspannungskurs für Vorschulkinder.

Geld geht aber auch an die Seniorenkreise in der Gemeinde. Im Frühsommer soll eine Rheinschifffahrt für 60 Teilnehmer möglich werden. Zu den Spendenempfängern gehören auch die Bücherei Odenthal, die ihre Einrichtung gerade komplettiert, die Fahrradwerkstatt am Dhünntalstadion und der Arbeitskreis Asyl, der das traditionelle Begegnungsfest auf dem Kochshof finanziert.

Die Kleiderkammer ist geöffnet montags von 9.30 bis 11.30 Uhr, mittwochs von 15 bis 17 Uhr, donnerstags von 14.30 bis 17 Uhr und samstags von 11 bis 14 Uhr.

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