Erst Lust dann FrustOverather Frauen-Fußballmannschaft schaut WM-Spiel gegen Kolumbien

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Die Frauen des TUS Marialinden sitzen auf der Couch und schwenken Fahnen.

Alles bereit für einen schönen, siegreichen Sonntagvormittag.

Wie die Frauen vom TuS Marialinden das Spiel der Nationalmannschaft gegen Kolumbien erleben. 

Es ist alles für einen richtig tollen Fußball-Sonntamorgen bereitet. Das leckere Menü steht in der Küche parat. Der Sekt ist kalt gestellt, das Wohnzimmer mit Flaggen und Deutschland-Fahne dekoriert, alle Gäste eingetroffen. Gewandet in die Nationaltrikots der Fußballer prangen bei Etlichen nur drei Sterne auf der Brust, bei Anderen die aktuellere Version nach 2014: die mit den vier Sternen.

Bestens gelaunt erwarten Fußballerinnen des TuS Marialinden den Anpfiff zum Spiel der deutschen Frauen-Fußballnationalmanschaft gegen Kolumbien. Laura Burger hatte über eine WhatsApp-Gruppe eingeladen. Und viele Mitspielerinnen von der l. Damenmannschaft sind gekommen.

Drei Frauen des TUS Marialinden stehen am Buffet.

Beim Essen und Trinken waren die Fans noch auf einen Sieg der deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen eingestellt.

Die letzten Auftritte der Herren-Fußballnationalmannschaft waren ja eher nicht so doll. Aber die Männer sind   an diesem Vormittag kein Thema. Heute spielen die Frauen. Die Vorfreude ist groß. Doch am Ende überwiegt der Frust, unterliegen doch die Fußballerinnen in der Nachspielzeit der Nachspielzeit nach einem Eckstoß, bei dem keine die kolumbianische Spielerin mit der Nummer zwei im Blick hat, mit 1:2. Das weiß ja noch niemand im Raum, als das Spiel beginnt.

Im Haus mit dem einladenden Schild „Zickenstube“ drehen sich die Gespräche rasch um ein Vorbild der Fußballerinnen. „Maschine“ bezeichnet Hannah Herbst Lena Oberdorf, die deutsche Abräumerin vor der Abwehr. „Dass sie robust ist und viel Spielverständnis hat“, schätzt Julia Fischer an der Nummer sechs.

Frauen des schauen auf den Fernseher und schauen enttäuscht.

Die Enttäuschung in Overath war groß.

In der ereignisarmen ersten Hälfte ist Zeit für Gespräche. Hannah Herbst wurde vor zwei Wochen nach einem Kreuzbandriss operiert. Torfrau Nadja Becher hat ebenfalls einen, ließ sich nicht operieren und spielt schon wieder. Tanja Neumann hatte bereits zwei Kreuzbrandrisse, Verena Neikes deren drei.

Erster Aufreger im Spiel. Nach einer Ecke köpft eine Gegnerin knapp vorbei. Die deutsche Offensive ist verbesserungswürdig. „Der Rückraum ist bei abgewehrten Bällen nicht besetzt“, wird kritisiert. Die Frauen kennen sich halt aus. „Oooh, schade“: Brand wird in der 21. Minute aussichtsreich der Ball vom Fuß genommen. „Ein Tor würde dem Spiel gut tun“, findet nicht nur Tanja Neumann.

„Wie hält der Dutt von Linda Magull über 90 Minuten“, ist eine Frage, die bewegt, da ansonsten wenig los ist. In der 38. Minute heißt es durchatmen nach einer scharfen Hereingabe vors deutsche Tor: Frohm hat den Ball sicher. Minuten vor dem Halbzeitpfiff sind alle zum Jubeln bereit. Aber Popp verzieht übers Tor.

In Overath herrscht in der zweiten Halbzeit des Spiels gegen Kolumbien blankes Entsetzen

Gestärkt in der Halbzeitpause geht es zurück ins schwarz-rot-goldene Wohnzimmer. „Oh nein“ – blankes Entsetzen: Linda Caicedo erzielt das 0:1 (52.). „Wir haben noch Zeit. Das wird schon“, tröstet Julia Fischer. Laura Burger forderte die Einwechslung von Lena Schüller. Ihr Wunsch geht in Erfüllung. Die Angreiferin kommt für Magull. Freistöße in der 70. und 74. Minute bringen nichts ein. Die Ungeduld steigt. Bloß nicht gegen Kolumbien verlieren.

Und dann ist es endlich so weit. Schüller schickt Oberdorf und Kolumbiens Torfrau foult die deutsche Nummer sechs und sorgt für den Strafstoß. Melanie Otterbach schaut weg. Alle bangen. „Warum schießt die denn mit links?“, lautet die Frage. Popp tritt an. Und trifft. Alles liegt sich in den Armen und jubelt.

Christel Wendeler holt eine Schnapsrunde zum Anstoßen. Der feine Tropfen schmeckt am Ende bitter. Denn in der Nachspielzeit der Nachspielzeit geschieht es doch noch, fällt das 1:2. Entsetzen pur. Diesen Sonntag haben sich die Frauen vom TuS Marialinden aber ganz anders vorgestellt.

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