Abo

Neubau im WaldOverather üben Kritik an Verwaltung wegen geplanter Turnhalle

Lesezeit 3 Minuten
Umstritten: Der geplante Standort für die Turnhalle (1), rechts das Grundschul-Gebäude (2) und unterhalb der frühere Busbahnhof (3).

Umstritten: Der geplante Standort für die Turnhalle (1), rechts das Grundschul-Gebäude (2) und unterhalb der frühere Busbahnhof (3).

Overath – Nach der Stellungnahme der katholischen Kirche zum Bau einer Turnhalle am Burgholzweg wird der vom Rat 2018 beschlossene Hallen-Neubau im Wald wieder in Frage gestellt. Der Ton ist scharf geworden: SPD-Fraktionsvizechef Hans Schlömer bezichtigt CDU und Grüne der „Lüge“, die Grünen kontern, sprechen von einer „dreisten Unverschämtheit“.

Die Stadtverwaltung hatte die Ratsmitglieder in dem Glauben gelassen, die Kirche als Grundeigentümerin sei gegen den Bau einer Turnhalle auf dem ehemaligen Busbahnhof unterhalb der Schule. Der Rat brachte daraufhin die Rodung von 1100 Quadratmetern Wald neben der Schule auf den Weg. Ende Juni stellte der leitende Overather Pfarrer Gereon Bonnacker aber klar: Die Kirche habe in der Turnhallen-Frage gar nichts zu sagen, solange die Zweckbestimmung „Schule“ gewahrt bleibe.

Dazu schreibt CDU-Fraktionschef Oliver Hahn: „Mit großem Erstaunen und Unverständnis hat die CDU zur Kenntnis nehmen müssen, dass die Verwaltung den politischen Gremien im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau der Turnhalle an der Grundschule Overath eine falsche Information erteilt hat.“ Hierdurch sei es „möglicherweise“ zu einer „Entscheidungsfindung auf einer unzutreffenden Sachverhaltsgrundlage“ gekommen. Der Bürgermeister werde sich erklären müssen.

Innehalten und neu denken

FDP-Chef Hermann Küsgen meint: „Dass der Erbbauvertrag und die sich daraus ergebende Rechtslage die Stadt nicht zwangen, dem Wunsch der Kirche zu entsprechen, war zumindest der Politik damals nicht bewusst. Jetzt sehen wir in dieser Angelegenheit klarer und das damalige Verwaltungshandeln überaus kritisch.“

Küsgen: „Diese Entwicklung muss unseres Erachtens Grund genug sein, in der Planung innezuhalten und neu zu denken!“ Mittelfristig sei eine komplette Verlagerung der Schule an das Schulzentrum Cyriax denkbar.

Das könnte Sie auch interessieren:

Grünen-Fraktionschefin Dagmar Keller-Bartel stellt sich schützend vor die Anwohnerinitiative, die gegen die Waldrodung kämpft. Es sei „schäbig“, die Verzögerungen der Initiative anzulasten. Keller-Bartel: „Dass die Turnhalle heute noch nicht zur Verfügung steht, haben ganz alleine Bürgermeister Jörg Weigt und der ehemalige Bau-Beigeordnete Wolfgang Bürger zu verantworten.“

Der parteilose Bürgermeister-Kandidat von CDU, Grünen und FDP, Christoph Nicodemus, sagt im Gespräch mit dieser Zeitung: „Bevor ich Wald abholze, würde ich immer prüfen, ob es nicht eine sinnvolle Alternative dazu gibt.“ Falls das nicht geprüft worden sei, sollte man das „schleunigst nachholen“.

Dagegen schreibt SPD-Mann Schlömer in Bezug auf CDU und Grüne, es sei „unredlich“, eine neue Lage zu konstruieren. Overath brauche keine „alternativen Fakten“.

Von den mit der Kirche vereinbarten 99 Jahren Erbpacht seien „nur noch circa 40 Jahre übrig, und niemand kann ernsthaft so dumm sein, eine Turnhalle auf ein Grundstück zu bauen, dass man in 40 Jahren räumen muss.“ Nach Darstellung von Pfarrer Bonnacker gehört indes nicht nur das Busbahnhof-Grundstück der Kirche, sondern auch das Waldgrundstück, auf dem die Turnhalle gebaut werden soll. Beide Flächen seien - ebenso wie das Schulgrundstück selbst - in den 1960er Jahren für 99 Jahre von der Kirche an die Stadt verpachtet worden.

Rundschau abonnieren