Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Pilotprojekt am LüderichHeidschnucken „mähen“ Bärenklau auf dem Golfplatz

Lesezeit 4 Minuten
Diplom-Agraringenieur Jost Kamps (M.), Simon Marks (r.) und Golfplatz-Geschäftsführer Ralf Fritz (l.) stehen mit einer Heidschnucke auf dem Golfplatz „Der Lüderich“ bei Overath-Steinenbrück.

Heidschnucken auf dem Lüderich, Diplom-Agraringenieur Jost Kamps (M.) hat insgesamt acht Heidschnucken auf den Golfplatz gebracht. Simon Marks (r.) hat Schafhalter und Golfplatz-Geschäftsführer Ralf Fritz (l.) zusammengebracht. 

In einem weithin einzigartigen Projekt grasen Heidschnucken auf dem Golfplatz  in Overath-Steinenbrück – und bekämpfen den Riesenbärenklau.

Vierbeiner, die auf dem Golfplatz grasen? Wohl ein Alptraum für jeden Greenkeeper. Nicht so für Thomas Heck. Im Gegenteil. Entspannt sieht er zu, wie Agrar-Ingenieur Jost Kamps seine Grau Gehörnten Heidschnucken vom Transporter holt und auf die Grünfläche entlässt. Natürlich nicht auf das akkurat getrimmte Grün auf Bahn 2 des Golfplatzes am Lüderich, sondern auf die umzäunte steile Hangwiese gleich daneben.

Einerseits sparen wir so ein fossiles Gerät, um die steile Wiese zu mähen, anderseits mögen die Heidschnucken sogar den Riesenbärenklau, der sich auf der Fläche ausgebreitet hat.
Ralf Fritz, Geschäftsführer es Golfplatzes am Lüderich

Und das hat gleich einen doppelten Grund: „Einerseits sparen wir so ein fossiles Gerät, um die steile Wiese zu mähen, anderseits mögen die Heidschnucken sogar den Riesenbärenklau, der sich auf der Fläche ausgebreitet hat“, erklärt Golfplatz-Geschäftsführer Ralf Fritz das außergewöhnliche Pilotprojekt, während die fünf Heidschnuckenmuttertiere mit ihren drei Lämmern den Berg hinauf springen und tatsächlich – offenbar genüsslich – von den Blättern des giftigen Riesenbärenklaus naschen, dessen Saft bei Menschen in Verbindung mit den UV-Strahlen des Sonnenlichts heftige Hautreizungen und Verbrennungen ersten bis zweiten Grades auslösen kann.

Grau Gehörnte Heidschnucken grasen auf dem Goldplatz am Lüderich bei Overath-Streinenbrück.

Tierisch wohl scheinen sich die Grau Gehörnten Heidschnucken auf der Bergwiese des Golfplatzes „Der Lüderich“ zu fühlen.

Nun „kümmern sich“ die acht neuen vierbeinigen Kollegen von Grünpflegeexperte Thomas Heck um die Pflanze, die ursprünglich aus dem Kaukasus stammt und sich in Europa rasant ausbreitet.

Als kleine Herde steigen die Grau Gehörnten Heidschnucken durch das hohe Gras hinauf in Richtung des Barbarakreuzes, das an die Bergbauhistorie des heutigen Golfplatzes auf dem einstigen Bergwerksgelände erinnert.

Schafhalter hat Herde im Nebenerwerb und macht vor allem Landschaftspflege

Jost Kamps schließt den hohen Elektrozaun. „Das ist ein wolfsabweisender Zaun“, erklärt der 40-Jährige, der hauptberuflich bei einem großen Kölner Energieversorger arbeitet und im Nebenerwerb einen landwirtschaftlichen Betrieb genau vis-à-vis dem Lüderich, in Daubenbüchel auf der anderen Seite des Sülztals, betreibt.

Zwei Golferinnen spielen auf dem Golfplatz „Der Lüderic“h. Im Hintergrund ist das Barbarakreuz zu sehen.

Finden die neuen tierischen Mitarbeitenden auf dem Goldplatz prima: die Golferinnen Iris Ospelkaus und Silvia Hauser (r.).

Den Golfplatz habe er so schon immer im Blick gehabt, sagt der 40-jähriger gelernte Agrar-Ingenieur, der mit seinem Familienbetrieb und mit seinen Schafen und Ziegen vom Aussterben bedrohter Haustierrassen wie den Grau Gehörnten Heidschnucken vor allem Landschaftspflege betreibt.

Golf-Clubmitglied Simon Marks hat den Kontakt zum Golfplatz hergestellt

Den Kontakt für das Pilotprojekt auf dem Golfplatz hat Simon Marks hergestellt. Er hat selbst Schafe, ist Mitglied im Golf-Club, organisiert als „Men's Captain“ alle 14 Tage mittwochs Herrenturniere und hat nun mit dazu beigetragen, dass Heidschnucken auf Wiesen des Golfplatzes weiden. „Ein ehemaliger Tierarzt, der ebenfalls Mitglied bei uns ist, will außerdem regelmäßig nach den Tieren sehen“, freut sich Golfplatz-Geschäftsführer Ralf Fritz.

Agrar-Ingenieur Jost Kamps (r.) und Simon Marks lassen die Grau Gehörnten Heidschnucken auf ihre neue Weide.

Auf geht's auf den Golfplatz: Agrar-Ingenieur Jost Kamps (r.) und Simon Marks lassen die Grau Gehörnten Heidschnucken auf ihre neue Weide.

Jost Kamps füllt die Tränke seiner Vierbeiner und schaltet den Strom für den Elektrozaun ein. „Das Duschen heute Morgen hätte ich mir auch sparen können“, sagt er lächelnd. „Beim Aufstellen des Zauns gerät man ganz schön ins Schwitzen – ich habe zwar einige steile Wiesen, aber dieser Hang toppt alles bisherige!“

Heidschnucken beachten die unbekannten Flugobjekte über ihnen nicht weiter

Zisch – fliegt ein Golfball über die neue Heidschnuckenweide hinunter in Richtung des kurz gemähten Grüns rund um die Fahne von Loch 2 des 18 Bahnen umfassenden Golfplatzes. Zisch – folgt ein zweiter Ball. Die Grau Gehörnten Heidschnucken beachten die unbekannten Flugobjekte nicht weiter. Ganz anders die beiden Golferinnen, die den beiden Golfbällen vom Abschlag oberhalb der Bergweide mit ihren Golfcaddys nun auf dem in Kehren den Hang hinunter führenden Weg folgen. „Eine tolle Sache, dass hier jetzt auch Heidschnucken für die Grünpflege sorgen“, sagt Iris Ospelkaus und ihre Mitspielerin Silvia Hauser nickt: „Freundliche neue Mitarbeiter.“

Eine Warntafel weist auf die Gefahr durch Riesenbärenklau hin.

Die Warntafel, der auf die Gefahr durch den Riesenbärenklau hinweist, können die Golfplatzbetreiber Norbert Peters und Ralf Fritz nun durch eine Infotafel zu ihrer Heidschnucken-Kooperation ersetzen.

Alle zwei bis drei Wochen, so schätzt Jost Kamps, werde er den Zaun seiner Vierbeiner versetzen und sie nach und nach über die Naturgrünflächen auf dem Golfplatzgelände wandern lassen. „Ich schaue natürlich regelmäßig vorbei, um zu sehen, wie weit sie schon sind“, sagt er und schaut zu seinen Vierbeinern.

Wolfsabweisender Zaun umgibt die Schafe an der Berghängen des Lüderichs

„Beim Aufstellen des Zauns haben wir darauf geachtet, dass sich zu jeder Tageszeit auch Schatten auf Teilen der eingezäunten Weide befindet, “ erläutert Ralf Fritz . Die Grau Gehörnten Heidschnucken goutieren es vom Berghang her mit einem vernehmlichen Mähen und testen gleich auch den Salz- und den Mineralleckstein, den Kamps aufgestellt hat. So geht die tierische Arbeit angenehm von der Hand, Pardon: von der Zunge. Die Heidschnucken scheinen sich jedenfalls gleich tierisch wohl zu fühlen auf der Bergwiese des Golfplatzes – und für ökologische Landschaftspflege sorgen sie obendrein.

Die Achtung-Schilder, die vor dem Riesenbärenklau warnten, könne er bald wohl abbauen, überlegt Ralf Fritz. Oder umfunktionieren: zu Infotafeln über die neuen Mitarbeitenden, die Grau Gehörnten Heidschnucken.