Nach KritikLandrat Stephan Santelmann richtet Corona-Stab ein

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Für die Corona-Pandemiebekämpfung ist der reguläre Krisenstab des Kreises nun nicht mehr zuständig (hier zu sehen). Stattdessen hat Landrat Stephan Santelmann einen neuen Corona-Stab gegründet.

Rhein-Berg – Heftige Kritik hatte Landrat Stephan Santelmann (CDU) in den vergangenen Tagen auch in sogenannten Sozialen Netzwerken im Internet wegen immer wieder nötiger Korrekturen zu Inzidenzwerten und Maßnahmen wie dem ab dieser Woche in den Schulen wieder startenden Wechselunterricht einstecken müssen.

Am Wochenende übernahm er mit externer Marketingberatung kurzerhand selbst den Versand der Corona-Meldungen, die es am vergangenen Wochenende wie berichtet nicht gegeben hatte, nachdem Santelmann den Krisenstab nach dem Rückzug von dessen Leiter, Kreisdirektor Dr. Erik Werdel, faktisch bis auf Rumpfabsprachen stillgelegt hatte.

Seinen Plan, die Aufgaben des Krisenstabs in die regulären Verwaltungsstrukturen zu überführen, skizzierte er am Ende der Woche wie berichtet in einer bereits mehrfach angekündigten Erklärung.

Die wichtigsten Punkte im Überblick:

Wer managt die Corona-Krise im Kreishaus künftig?

Statt des in jeder Kreisverwaltung vorgehaltenen Krisenstabs übernimmt nun ein neuer „Corona-Stab“ die Koordination in der Pandemiebekämpfung. Eingerichtet werden soll das neue Krisenmanagement von der Kreisverwaltung laut Santelmann in den nächsten zwei bis drei Wochen.

Wer ist im neuen Corona-Stab vertreten?

Santelmann spricht von einer „engen Zusammenarbeit des Lagezentrums, des Impfzentrums und des Landrats im neuen Corona-Stab“. Das Lagezentrum des Gesundheitsamts, das unter anderem für die Nachverfolgung von Infektionsketten, Kontaktpersonen-Ermittlung und Quarantäne-Anordnungen zuständig ist, war auch im Krisenstab vertreten. Das Impfzentrum hatte Landrat Santelmann bereits bei dessen Einrichtung zur Chefsache gemacht und es damit faktisch der koordinierenden Aufgabe des Krisenstabs entzogen. Entscheidungen wie den Kauf von 25 000 Spezialspritzen zur Gewinnung einer siebten Impfdosis traf er faktisch selbst und ließ sie bestellen.

In der Pressemitteilung zum neuen Corona-Stab lobt er die „sehr erfolgreiche Arbeit“ in den Fachbereichen und in der Projektgruppe Impfzentrum „in eigener Verantwortung“.

Der neue Corona-Stab wirkt wie ein „Krisenstab light“, ohne feste Einbindung unter anderem der Pflegevertreter, des Kreisbrandmeisters als Verbindung zu den Hilfsorganisationen im Kreis oder der Bevölkerungsinformation.

Wer leitet den neuen Corona-Stab?

Als Krisenstabsleiter Dr. Erik Werdel Landrat Stephan Santelmann vor mehr als zwei Wochen gebeten hatte, die Funktion als Krisenstabsleiter ruhen zu lassen, hatte Santelmann in der Presseerklärung noch Wert darauf gelegt, dass Werdel und er das Corona-Krisenmanagement nun „in gemeinsamer Verantwortung“ und „zusammen“ wahrnehmen würden. In der Mitteilung zum neuen Corona-Stab ist allein noch von Santelmann selbst die Rede.

Wie begründet der Landrat die Neuaufstellung des Krisenmanagements?

Stephan Santelmann führt die lange Dauer der aktuellen Krise als Grund an. Bei einem solchen Zeitraum von bislang 14 Monaten stoße eine Struktur wie die des Krisenstabs, der für eine „zeitlich begrenzte Situation gedacht ist“, an seine Grenzen, so Santelmann. Bei der Installation eines Corona-Stabs beruft er sich auf eine „vergleichbare Organisationsstruktur“, wie sie sich im Kreis bereits „in der Zeit der starken Flüchtlingszuwanderung bewährt“ habe.

Warum baut er in einer akuten Phase der Krise das Krisenmanagement um?

Zu Verwerfungen zwischen ihm und dem Krisenstab, um Maßnahmen der Pandemiebekämpfung, macht Santelmann keine Angaben. Sie dürften aber erheblich dazu beigetragen haben, dass der Landrat gerade jetzt – in einer wegen der hohen Inzidenz-Werte besonders riskanten Situation der Pandemie – die Aufgaben der Pandemiebekämpfung im Kreishaus neu organisiert.

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Welche Rolle spielen die Städte und Gemeinden im künftigen Krisenmanagement?

Die „regionale Zusammenarbeit“ solle eine „zunehmende Rolle“ spielen, kündigt Santelmann an: „Die Hauptverwaltungsbeamten der Region sind eng vernetzt und stimmen sich im Vorgehen und in der Strategie immer enger ab.“ Unter anderem das von den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern vehement geforderte Aushebeln der Landesnotbremse vor zwei Wochen war wie berichtet vor allem von den Experten im Krisenstab kritisiert worden und hatte wohl zum endgültigen Bruch geführt.

Wer soll künftig die Bevölkerungsinformation übernehmen?

Die Pressestelle des Kreises kooperiere eng mit dem Corona-Stab, kündigt Santelmann an. Aufgrund der Engpässe hatte es am vergangenen Wochenende zunächst keine Meldungen von Infektionszahlen gegeben – Santelmann bleibt auch auf Nachfrage weiterhin bei „technischen Gründen“. An diesem Wochenende verschickte Santelmann die Mitteilung selbst – mit externer Marketingunterstützung eines Büros aus Düsseldorf. Santelmann spricht von „urlaubsbedingten Engpässen“, nach Informationen dieser Zeitung aber war Anfang der Woche ein Großteil der Mitarbeitenden in der Pressestelle krankgeschrieben. Ob Santelmann die externe Marketingexpertin selbstständig beauftragt hat oder ob es eine Ausschreibung oder eine Einbeziehung der Politik gegeben hat – auf diese Fragen der Redaktion aus der vergangenen Woche kündigte der Landrat Antworten zu Wochenbeginn an.

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