Wenn gar nichts mehr gehtRheinisch-Bergischer Kreis stellt neues Konzept für Notlagen vor

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Zwei Mitarbeiter der Kreisleitstelle in weißem Hemd und Uniformhose stehen vor mehreren Bildschirmen an einem Stehpult in der Kreisleitstelle.

An der Kreisleitstelle im Kreishaus in Bergisch Gladbach laufen alle Informationen in Notsituationen zusammen.

Der Rheinisch-Bergische Kreis hat ein neues Konzept für Notlagen eingerichtet. Zentrale Notfallinformationspunkte sollen in Katastrophenfällen eine Anlaufstelle sein.

Pünktlich um 11 Uhr klingelten auch bei den anwesenden Journalisten und Mitarbeitern der Kreisleitstelle die Handys. Über die gängigen Warnapps oder das neue sogenannte Cellbroadcastsystem gingen am Donnerstagvormittag testweise Warnungen an Menschen im gesamten Bundesgebiet raus. Das nahmen Landrat Stephan Santelmann und Kreisbrandmeister Martin Müller-Saidowski zum Anlass, ein neues Konzept für Notlagen im Kreis vorzustellen.

An insgesamt 75 Stellen im Kreis sollen peu á peu sogenannte Notfallinformationspunkte (NIP) angebracht werden, zum Beispiel an Gebäuden oder Faltpavillons. Sie sollen für die Menschen in einem Umkreis von drei bis fünf Kilometern erreichbar sein. Rote, auffällige Schilder sollen auf Stellen hinweisen, an die sie sich im Katastrophenfall, wenn keine Kommunikation mehr funktioniert und alle Medien ausgefallen sind, wenden können.

Einsatzkräfte sollen dort über Lebensmittelausgaben oder Kinderbetreuung informieren sowie Kabeltrommeln, Warnwesten oder Erste-Hilfe-Ausstattung ausgeben. „Wir müssen uns intensiver mit Krisenlagen beschäftigen“, so Kreisbrandmeister Müller-Saidowski. Das hätten die vergangenen Jahre gezeigt. Mit dem neuen Konzept, das laut Landrat Santelmann von der Feuerwehr Berlin entwickelt wurde, soll die Katastrophenvorsorge gestärkt werden.

„Und das bewusst heute und nicht erst im Krisenfall“, betont der Landrat. „Damit im Krisenmodus jeder weiß, wohin er sich wenden kann und sollte.“ Federführend für alle Kommunen haben die Städte Bergisch Gladbach und Wermelskirchen das Projekt vorangetrieben.

Damit im Krisenmodus jeder weiß, wohin er sich wenden kann.
Stephan Santelmann, Landrat des Rheinisch-Bergischen Kreises

Im Notfall erhält die Kreisleitstelle Infos vor der Bezirks- oder Landesregierung. Die werden dann entweder direkt an die NIPs oder die kommunalen Leitstellen weitergegeben. Kreis und Kommune stimmen auch untereinander ab, ob ein NIP eingerichtet wird. Ist keine Kommunikation möglich, entscheidet die Kommune.

Das haben die Kräfte im Kreishaus und Wermelskirchen, am Donnerstag gleich mal vorgeführt. Michael Bleifeld von der Leitstelle nahm eine fiktive Gefahrenlage von den Kollegen aus Wermelskirchen entgegen. „Kleinkind verletzt, kommen“, tönt es aus den Lautsprechern in der Leitstelle. Nach einigen kurzen Kommandos von beiden Seiten ist der fiktive Fall beendet.

Wir müssen unter allen Umständen die Struktur halten.
Martin Müller-Saidowski

Die Kreisleitstelle selbst ist für Notfälle mit sogenannten Redundanzkommunikationssystemen ausgestattet: Die Einsatzkräfte funken über BOS-Digitalfunk, BOS-Analogfunk und Satellit. Außerdem gebe es eine „Netzersatzversorgung“, so Müller-Saidowski. Denn:„Wir müssen unter allen Umständen die Struktur halten.“ Im allergrößten Notfall, wenn auch die Kommunikationssystem der Leitstelle nicht mehr funktionierten, müsse sich jemand in einen Geländewagen setzen, um Nachrichten von einem Ort an den anderen zu überbringen.

Mit dem Ablauf des Warntags zeigte sich Kreisbrandmeister Müller-Saidowski am Donnerstagmittag zufrieden. Wenn ein Handy nicht geklingelt habe, könne das daran liegen, dass das Modell zu alt sei. In den kommenden Monaten sollen aber mehr Handy ins Netz des Cellbroadcastsystems integriert werden. Jetzt gilt es für die Kreisleitstelle, die Daten und Erfahrungen der Kommunen zu sammeln und auszuwerten.


75 Notfallinformationspunkte werden im Rheinisch-Bergisch Kreis eingerichtet. Stand jetzt 14 davon in Wermelskirchen, 20 in Bergisch Gladbach, sechs in Overath und sechs in Odenthal. Wie viele genau in den anderen Kommunen, sei noch nicht abschließend geklärt, so Stephan Santelmann und Martin Müller-Saidowski. Alle Infos zum Bevölkerungsschutz im Rheinisch-Bergischen Kreis und demnächst auch zu den Standorten der Notfallinformationspunkte sollen online bereitgestellt werden. Auch Plakataushänge mit den NIPs in den jeweiligen Rathäusern sind denkbar. (nip) www.rbk-direkt.de/bevoelkerungsschutz

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