Mit den Bräuten geweintSo wirkte die Pandemie auf die Hochzeitsbranche in Rhein-Berg

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Hochzeitsbranche in Rhein-Berg 190821

Neben Brautkleidern, Anzügen und Ballkleidern gibt es im Brautmodegeschäft „Be Beautiful“ Schuhe und weitere Hochzeitsaccessoires.

Rhein-Berg – Daniela Weninger kann endlich wieder lachen. Aufmerksam und fröhlich kümmert sich die junge Frau um ihre Kundin, die in einem weißen Brautkleid vor dem Spiegel des Gladbacher Brautmodengeschäftes „Be Beautiful“ steht und mit den funkelnden Steinen auf ihrem Kleid um die Wette strahlt. Wegen Corona musste sie ihre Hochzeit verschieben, nun ist sie zu einem neuen Abstecktermin gekommen, denn bald soll es endlich klappen mit dem schönsten Tag des Lebens.

Wie es der werdenden Braut gerade geht, kann auch Elisabeth Bouasker gut verstehen. Zweimal mussten sie und ihr Mann Mike ihre Hochzeit bereits verschieben. Im November 2020 wollten sie eigentlich vor den Traualtar treten – alles war geplant, die Location gebucht, die Dekoration gebastelt, das Essen bestellt. Doch Corona machte einen Strich durch die Rechnung.

„Das war eine schlimme Zeit für uns“

„Wir haben bis zuletzt gehofft, dass es noch klappt und erst zwei Wochen vorher abgesagt“, erzählt die Braut. Im April 2021 sollte der zweite Versuch folgen, doch steigende Inzidenzen machten ein Heiraten mit Familien und Freunden erneut unmöglich. „Alle guten Dinge sind drei“, meint Bouasker, die nun auf den November diesen Jahres hofft.

Das Kleid ist gekauft. Sie nimmt die Situation mit Galgenhumor, zu ändern sei es ja eh nicht. Zumindest finanziell hätten sie und ihr Mann, die bereits standesamtlich verheiratet sind, bisher keinen riesigen Schaden davongetragen.

Im Brautmodengeschäft „Be Beautiful“ in der Paffrather Straße ist beim Thema Corona niemandem zum Lachen zumute. „Das war eine schlimme Zeit für uns. Ich habe oft mit unseren Kundinnen zusammen geweint“, berichtet Daniela Weninger. Im August 2018 erfüllte sie sich gemeinsam mit ihrer Mutter Petra den Traum eines eigenen Ladens. „Das war ein Kindheitstraum. Wenn einer der Royals geheiratet hat, habe ich den ganzen Tag vor dem Fernseher gesessen“, erinnert sich Daniela Weninger, die alle „Dani“ nennen.

Inhaberin berichtet vom ersten Lockdown

Gleich von Anfang an sein es gut gelaufen, berichtet Mutter Petra. Der kleine Laden wirkt gemütlich. Das Rosa der Wände findet sich in den Teppichen und der Dekoration wieder. Liebevoll haben Mutter und Tochter alles eingerichtet. Neben zahlreichen weißen Brautkleidern finden auch bunte Ballkleider Platz und seit neustem sogar Anzüge für den Bräutigam. Insgesamt 400 Kleider gibt es im Laden der Weningers zu entdecken.

Was nach einem Paradies für Bräute klingt, wurde für Mutter und Tochter 2020 jedoch plötzlich zur Herausforderung, denn die Pandemie machte dem so geglückten Start im Geschäft ein jähes Ende. „Im März mussten wir mit dem ersten Lockdown komplett schließen. Wochenlang konnten wir keine Kunden in den Laden lassen und hatten keine Einnahmen“, berichtet Petra Weninger.

Unterstützung vom Vermieter

Kurz zuvor hatten sie sich noch mit neuer Ware für die neue Hochzeitssaison eingedeckt. Auf der blieben sie zunächst sitzen. Denn der Lockdown sorgte nicht nur für die Schließung des Ladens, sondern auch dafür, dass zahlreiche Hochzeiten abgesagt werden mussten. Keine Hochzeit – kein Kleid.

„Wenn man einen Laden neu eröffnet, muss man erstmal investieren. Rücklagen hatten wir kaum. Das war finanziell für uns sehr schwer. Man kann sagen, wir habe es mit Ach und Krach geschafft“, sagt Petra Weninger, die auch einen Blumenladen besitzt, durch den wenigstens ein bisschen in die Kasse kam. Der Vermieter kam den beiden entgegen. Tochter Daniela suchte sich einen zweiten Job.

„Hier steckt viel Geld, aber auch viel Herz drin“

Als sie nach dem ersten Lockdown die Türen wieder öffnen durften, seinen viele Kunden trotzdem weggeblieben, denn keiner konnte mit Sicherheit eine Hochzeit planen. Für die, die kamen, hatten die Weningers ein strenges Hygienekonzept entwickelt. Doch unter der Maske kam das so wichtige Lachen kaum durch, die Umarmung fehlte und auch der Sekt zum Anstoßen auf ein gefundenes Kleid musste mit Strohhalm vor der Türe geschlürft werden.

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„Und wir haben nicht mit dem zweiten Lockdown gerechnet. Der hat uns noch mal sehr getroffen. Viele vergessen, dass wir an einer ganzen Hochzeitsbranche hängen, die unter anderem aus der Gastronomie besteht. Vom Staat haben wir null Hilfe bekommen“, kritisiert Weninger. Erst jetzt habe es Geld aus der Soforthilfe gegeben.

Ganz langsam hat sich mittlerweile wieder ein wenig Normalität in den Geschäftsalltag eingefunden. „Ich habe auch in der Krise Kontakt zu den Kunden gehalten. Hier steckt viel Geld, aber auch viel Herz drin“, sagt Dani Weninger und ergänzt: „Das Lachen habe ich nicht verloren, mit dem kommt man im Leben immer weiter.“ Und auch Mutter Petra zeigt sich kämpferisch: „ Wir haben jetzt schon so lange durchgehalten, wir geben nicht auf!“

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