Nachhaltiges GewerbegebietDas sind die Pläne für den „Öko-Tech-Campus“ in Rösrath

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Luftbild der Grünfläche zwischen Lohmar und Rösrath, auf der ein nachhaltiges Gewerbegebiet entstehen soll.

Zwischen Lohmar (hinten) und Rösrath-Rambrücken (vorne) soll ein neues Gewerbegebiet entstehen.

Ein neues, nachhaltiges Gewerbegebiet soll in Rösrath-Rambrücken entstehen. Jetzt wurden die Pläne dafür vorgestellt.

Auf großes Interesse, über Rösrath hinaus, stoßen die Pläne für das Gewerbegebiet „Öko-Tech-Campus Rösrath“ in Rambrücken. Das Unternehmen Go-Green aus Erftstadt will auf 68.000 Quadratmetern, einer Fläche von rund zehn Fußballplätzen, ein nachhaltiges Gewerbeprojekt schaffen: durch Nutzung nachwachsender Rohstoffe und erneuerbarer Energien, weitgehende Selbstversorgung mit Energie und umweltgerechte Mobilitätsangebote.

Geplant ist die Ansiedlung von „kleinteiligem Gewerbe“, insbesondere Handwerksbetrieben, wie Bernhard Schoofs, einer der Geschäftsführer von Go-Green Real Estate, erklärt. Ein „Großgewerbebetrieb“ sei nicht vorgesehen. Angesichts der verkehrsgünstigen Lage in nächster Nähe von Autobahn und Flughafen, aber auch der Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr sieht er eine „überregionale Bedeutung“ des Projekts. Ralf Blumenthal von der Go-Green-Unternehmenskommunikation stellt fest, es gebe derzeit in NRW „keine ökologische Siedlungsplanung, die größer ist“.

Es gibt in NRW derzeit keine ökologische Siedlungsplanung, die größer ist.
Ralf Blumenthal, Go-Green aus Erftstadt

Unterstützung für die Pläne kommt von unterschiedlichen Seiten. Reiner Priggen, früherer Grünen-Fraktionschef im Landtag und heute Vorsitzender des Landesverbands Erneuerbare Energien (LEE), sieht das Projekt als Vorbild, das er zur Nachahmung empfiehlt. „Wir brauchen diese Anwendungsbeispiele“, erklärt er. „Wenn das hier gut läuft, kann man auch in andere Kommunen gehen.“

Er zeigt sich „richtig begeistert“ von den Plänen von Go-Green. Aber auch Volker Suermann, Geschäftsführer der Rheinisch-Bergischen Wirtschaftsförderungsgesellschaft (RBW), hält Nachhaltigkeit für einen „unverzichtbaren Zukunftsbaustein“. Er empfiehlt, „sorgsam umzugehen“ mit den „immer weniger werdenden Flächen“ im Rheinisch-Bergischen Kreis.

Auch wenn Gewerbeflächen auf Wunsch der Stadt Rösrath vorrangig an Rösrather Betriebe vergeben werden sollen, sieht er eine „große Bedeutung“ des Projekts für den Wirtschaftsstandort Rhein-Berg. „Ein starker Wirtschaftsstandort Rösrath ist gut für den gesamten Rheinisch-Bergischen Kreis“, erklärt er.

Wie berichtet, hat Go-Green die Freifläche, die zwischen den Wohnhäusern des Rösrather Ortsteils Rambrücken und dem Lohmarer Gewerbegebiet Burg Sülz liegt, erworben – nur ein privater Eigentümer verkaufte sein Grundstück nicht, diese Teilfläche bleibt unbebaut. So bleiben aber immerhin 68.000 Quadratmeter, auf denen über 30 Handwerkerhallen mit flexibler Größe zwischen 150 und 600 Quadratmetern und Büroflächen für mindestens 400 Arbeitsplätze entstehen sollen

Am Rand der Fläche, angrenzend an die vorhandenen Wohnhäuser in Rambrücken, sind zudem Mehrfamilienhäuser mit rund 40 Wohnungen geplant. Das dafür vorgesehene Grundstück sei wegen seiner Hanglage ungünstig für eine gewerbliche Nutzung, erklärt Schoofs, zugleich ergebe sich die Möglichkeit eines arbeitsplatznahen Wohnens für Beschäftigte der anzusiedelnden Betriebe. Auch Platz für Angebote wie ein Restaurant und eine Bäckerei ist vorgesehen, um die nötige Infrastruktur für Beschäftigte zu bieten und unnötige Wege zu vermeiden.

Rösrath: Gelände soll sich weitgehend selbst mit Energie versorgen

Zur nachhaltigen Gestaltung des Öko-Tech-Campus Rösrath setzt Go-Green auf „Holz statt Beton“ als Baustoff, einen nachwachsenden Rohstoff mit positiver CO₂-Bilanz schon in der Herstellung, und ein „ganzheitliches“ Energiekonzept.

Dazu gehört die weitgehende Selbstversorgung des Geländes mit Energie: durch die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere einen flächendeckenden Einsatz von Photovoltaik, durch Energiespeicherung „nach dem neuesten Stand der Technik“ sowie durch effiziente Energienutzung, insbesondere über ein Blockheizkraftwerk.

Zu einer „ganzheitlichen“ Mobilität sollen Ladestationen für Autos und E-Bikes, Carsharing und kurze Wege zwischen Arbeitsplatz und Wohnung beitragen. Bei der Selbstversorgung des Geländes mit Energie ist ein Grad von „80 Prozent plus“ angestrebt, so Adi Bitten, ebenfalls Geschäftsführer bei Go-Green Real Estate. Anders ausgedrückt: Maximal 20 Prozent der verbrauchten Energie sollen anderswo produziert werden.

Zum Konzept von Go-Green gehört auch die Entwicklung des Geländes „aus einer Hand“, so Bitten. Das Unternehmen übernimmt Bauorganisation und Bauausführung, Energieversorgung, Bauplanung und Bauleitung. Damit soll das Projekt schneller vonstattengehen – innerhalb von drei bis vier Jahren bis zur Fertigstellung. Teil des Konzepts ist auch, Flächen und Gebäude nur zu vermieten und nicht zu verkaufen.

So soll die nachhaltige Gestaltung gewährleistet werden. Das Projekt startet mit politischem Rückenwind auch aus Rösrath: Planungsausschuss und Stadtrat gaben grünes Licht für die Verfahren zur Änderung des Flächennutzungsplans und zur Aufstellung eines Bebauungsplans – mit einstimmigen Beschlüssen.

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