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Witzheldener SommerserenadenTrio „Firasso“ entführt in die Welt des Klezmer

Lesezeit 3 Minuten
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Das Trio  „Firasso – Fire, Rain & Espresso“ präsentiert  lebendige Klezmer-Musik in der Kirche – und online.

Leichlingen – Leidenschaftlich wie das Feuer, erfrischend wie ein Regenguss, intensiv wie ein Espresso – das Trio „Firasso – Fire, Rain & Espresso“ hat sich seinen Namen gut überlegt. Seit Dienstagabend ist die Aufzeichnung ihres Auftritts bei den „Witzheldener Sommerserenaden“, die in der Corona-Saison ja ohne Publikum stattfinden, auf der Homepage der Stadt online abrufbar.

Marko Kassl bedient das Akkordeon, Robert Beck die erzählerische Klarinette und Nils Imhorst den Kontrabass. Die drei Musiker haben an der Folkwang Hochschule Essen studiert, sind nun in unterschiedlichen Ensembles musikalisch unterwegs, unterrichten und dozieren. Gemeinsam entlocken sie ihren Instrumenten Geschichten von Melancholie und Leidenschaft, die die Zuhörenden mitten in die Welt des Klezmer entführen.

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Doch das „Post-Genre Ensemble“ spielt auch Tango, Jazz, World Music, Avantgarde – so richtig festlegen lassen müssen sie sich nicht. Im „Tango Tout Court“ gibt die Klarinette mysteriös-tiefe Töne von sich. Plötzliche lebensfrohe Ausbrüche lassen das Herz tanzen, nur um nach einer Weile wieder nachdenklich durch imaginierte Straßen zu streifen. Die Ziehharmonika atmet langsame Töne, in der „Tropfenparade“ mimt der Bass Regen.

Die traditionell jüdische Volksmusik, Klezmer, ist für Melodien bekannt, die die menschliche Stimme nachahmen. Doch in dem kurzen Stückchen „A Bird’s Lament“ hört man durch die Klarinette auch eindeutig den zeternden Vogel.

Kaum Gesang

Die meisten Klezmer-Liedarten sind Tänze, und auch zu diesem Konzert möchte man sich an vielen Stellen einen Partner packen und durch den Ballsaal hüpfen. Die Musiker verlieren keine Worte – sie lassen ihre Instrumente sprechen. Nur im Stück „New Amsterdam“ singen sie ein paar Zeilen, auch wenn dieser Gesang mehr als Deklaration erscheint.

„Nanos“ illustriert den ruhigen Beginn eines Märchens. Doch da, es folgt der Auftritt des Bösewichts – und schon nach wenigen Sekunden wird die Musik zum düsteren Tango. Im nächsten Stück trillert die Klarinette wieder im schnellen 7/8-Takt dahin.

Viele der Kompositionen sind von den Musikern selbst geschrieben; vor allem aus der Feder des Bassisten Nils Imhorst stammen mehrere Stücke. Zur „Walfahrt nach Köln“ schallen tatsächlich Walgesänge durch die Kirche: Sie mischen sich aus dem Mundstück der Bassklarinette, dem weit geöffneten Akkordeon und den Saiten des Kontrabasses, an denen Imhorst entlangstreicht. Schon im nächsten Stück findet man sich zurück auf den regennassen Straßen und lauscht der Klage eines Fremden, vorgetragen von der Klarinette. Ein „Tango Apocalypso“ schließt das knapp eine Stunde dauernde Konzert ab. Das Akkordeon atmet noch einmal aus. Die Musiker lächeln sich an. Und die Zuhörenden kehren in ihre eigenen vier Wände zurück.

Das Konzert ist bis zum 30. Juni online abrufbar, ebenso wie die anderen Auftritte im Rahmen der „Witzheldener Soommerserenaden“: Die „Jeanine Vahldiek Band“ und „Amaka & Friends“.
www.leichlingen.de