Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

AltkleiderWo können Bürger aus Rhein-Berg ihre kaputte Kleidung abgeben?

5 min
Ein Mann wirft Kleidung in einen Altkleider-Container.

Fast 26 Kilogramm Textilien kaufen die Europäer im Schnitt jedes Jahr. Elf davon werfen sie wieder weg. (Symbolbild)

Zerschlissene Altkleider gehören eigentlich nicht mehr in die Restmülltonne, viele landen aber trotzdem dort.

Es ist vermutlich jedem schon einmal passiert: Man nimmt das T-Shirt für den nächsten Tag aus dem Schrank und da entdeckt man es, das Loch. Früher gab es in diesem Moment meist zwei Optionen. Diejenigen, die etwas vom Löcherstopfen verstehen, konnten ihre Kleidung reparieren. Der Rest hat das kaputte T-Shirt wohl einfach in den Restmüll geworfen. Seit Anfang des Jahres ist letzteres aber nicht mehr ohne Weiteres erlaubt – jedenfalls nicht so richtig.

Denn eigentlich gilt „die Verpflichtung zur getrennten Sammlung von Textilabfällen“, wie das Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMUKN) mitteilt. „Grundsätzlich sollen künftig sämtliche Textilien, sowohl gut erhaltene und noch tragbare Textilien als auch zerschlissene Bekleidung, getrennt gesammelt werden.“ Stark verschmutzte Textilien könne man in der Regel weiter in den Restmüll werfen.

Kaputte Kleidung kann recycelt werden

Der Sinn dahinter: Auch kaputte Kleidung hat noch einen Wert, sie kann recycelt werden. Aus dem Material könnten dann Malervlies, Dämmstoff oder Putzlappen hergestellt werden. An sich ein nachvollziehbarer Gedanke. Immerhin kaufen nach Angaben des Europäischen Parlaments die Europäer im Schnitt jährlich fast 26 Kilogramm Textilien – und werfen elf davon wieder weg. Mit der neuen Regelung drängt sich dann aber die Frage auf: Wohin nun mit der kaputten Kleidung?

Die wohl naheliegendste Idee: der Altkleidercontainer. Doch da soll sie in den meisten Fällen nicht eingeworfen werden. So schreibt etwa die Stadt Bergisch Gladbach auf ihrer Website, dass „unbrauchbare“ beziehungsweise „stark beschädigte“ Kleidung nicht in die Sammelboxen, sondern „in die Restmülltonne gehört“. Mit der neuen Regelung scheint das nicht wirklich zusammen zu passen.

Der BAV sammelt schon länger getrennt

Und dabei wäre die Stadt, hält man sich an das, was das BMUKN mitteilt, in der Verantwortung, eine Möglichkeit zur Trennung anzubieten. Denn die neue Pflicht basiert auf einer EU-Richtlinie, wurde im Kreislaufwirtschaftsgesetz in nationales Recht umgesetzt und richtet sich an die jeweiligen Kommunen. Dazu schreibt das Ministerium: „Die getrennte Sammlung von Alttextilien“ müssten „die öffentlich-rechtlichen Entsorgungsträger, in der Regel die Landkreise und kreisfreien Städte“ organisieren. In Bergisch Gladbach wäre das der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, der laut Website ein solcher öffentlich rechtlicher Entsorgungsträger ist. Auf eine Anfrage dazu, wie genau die Textiltrennung in Bergisch Gladbach mit Blick auf die neue Regelung und den Abfallwirtschaftsbetrieb gehandhabt wird, hat die Stadt bisher nicht geantwortet.

Allerdings bedeutet das nicht, dass es in Gladbach keine Container zur Textiltrennung gibt. Beim Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV), der unter anderem auch für Kürten und Overath zuständig ist, setzt man die nun geltende Pflicht laut einer Pressemitteilung „bereits seit mehr als 10 Jahren erfolgreich mit einem eigenen Sammelsystem“ um. 465 Container gebe es im gesamten Gebiet des BAV, die den Bürgerinnen und Bürgern als „ein flächendeckendes und haushaltsnahes Angebot für die getrennte Sammlung von Alttextilien“ zu Verfügung stünden. Und einige davon stehen laut einer Liste des BAV eben auch in Bergisch Gladbach.

Dabei war das unser Ding, Jahrzehnte lang
Petra Meyer, Geschäftsführung DRK-Ortsverband Bergisch Gladbach

So weit, so gut. Doch nicht nur die Stadt oder der BAV sammelt Altkleider. Da wäre zum Beispiel auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), für das die Neuregelung wohl kaum einen Unterschied machen dürfte. Denn, wie der DRK-Kreisverband des Rheinisch-Bergischen Kreis berichtet, gehöre die Annahme und sukzessive Trennung von tragbaren und beschädigten Textilien schon zum Alltag. Die kaputte Kleidung mache den größten Teil aus und werde etwa zu Fußmatten, Autositzbezüge oder Putzlappen recycelt.

In Bergisch Gladbach allerdings hat sich das vorerst erledigt. „Wir mussten alles einstellen“, sagt Petra Meyer, Geschäftsführerin des DRK-Ortsverbandes. Die Firma, mit der man zusammengearbeitet habe, sei Pleite gegangen. Seit etwa vier bis fünf Monaten könne man die Altkleider nicht mehr sammeln. „Dabei war das unser Ding, Jahrzehnte lang“, betont Meyer. Der Ortsverband arbeite aber bereits daran, dass die Textilien bald wieder abgegeben werden könnten.

Da kriegt man es richtig mit der Angst zu tun.
Silvia Nern, Shopleiterin bei Adrashop Bergisch Gladbach

Eine weitere Möglichkeit, die nicht mehr gewollte Kleidung loszuwerden, ist der Adrashop in Bergisch Gladbach. „Unseren Secondhand-Laden gibt es seit 15 Jahren“, erklärt Shopleiterin Silvia Nern. Etwa 40 ehrenamtliche Mitarbeitende seien vor Ort beschäftigt, nähmen Spenden der Bürgerinnen und Bürger entgegen. Der Shop arbeite gemeinnützig und fokussiere sich darauf, nachhaltig Mode anzubieten.

Doch wöchentlich würden etwa zehn Säcke Kleidung liegen bleiben. „Da kriegt man es richtig mit der Angst zu tun“, sagt Nern. Es gebe so viel Kleidung und die Menschen würden immer weiter Neuware kaufen. Gerade der Trend zu „Fast Fashion“ (schnelle Mode) sei ein großes Problem, die Stoffe seien weder nachhaltig noch langlebig. „Bei uns kommt davon noch nicht so viel an“, erklärt Nern. Der große Teil habe eine gute Qualität, hin und wieder seien auch Vintage-Stücke dabei.

Wenn es vor Ort keine getrennte Sammlung für zerschlissene Kleidung gibt, kann diese auch weiterhin in den Restmüll.
Bundesministerium für Umwelt, Klimaschutz, Naturschutz und nukleare Sicherheit

Doch kaputte Shirts oder Hosen seien nochmal ein anderes Thema. „Kleidung mit Flecken oder Löchern versuchen wir direkt an die Spender wieder zurückzugeben, wenn möglich“, sagt Nern. Das gelinge aber nicht immer und so könne man nur gut ein Drittel der Spenden verwenden. Das Problem: Immer mehr Läden hätten Schwierigkeit, Unternehmen zu finden, die die Restware abholen. „Früher hat man pro Kilo noch 20 Cent bekommen, jetzt gibt es nichts mehr dafür. Ich habe von anderen gehört, dass sie für eine Abholung sogar zahlen mussten“, erläutert Nern. Das setze Stellen, die Altkleider sammeln, immer mehr unter Druck. Und eine ideale Lösung für die Abgabe zerschlissener Kleidung ist eine solche Spende konsequenterweise auch nicht.

Um das Ganze zusammenzufassen: Kaputte Altkleider getrennt an Sammelstellen abzugeben, ist nicht immer ohne weiteres möglich. Eine Problematik, die auch beim BUMKN angekommen ist. Denn das Ministerium teilt mit: „Wenn es vor Ort keine getrennte Sammlung für zerschlissene Kleidung gibt, kann diese auch weiterhin in den Restmüll.“ Dann bleibt eben alles wie gehabt.