Erntehelfer fehlen wegen Corona„Befürchte Engpässe bei regionalem Gemüse“

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Die Betriebe benötigen schon für die Vorbereitung der Spargelfelder Personal, später auch für die Ernte. Das Foto stammt aus dem vergangenen Jahr.

Die Betriebe benötigen schon für die Vorbereitung der Spargelfelder Personal, später auch für die Ernte. Das Foto stammt aus dem vergangenen Jahr.

Rhein-Erft-Kreis – Diplom-Gartenbauingenieur Peter Muß (52) ist stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbandes Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Der Provinzialverband ist ein eingetragener Verein und die politische Interessensvertretung der Obst- und Gemüseerzeuger im Rhein-Erft-Kreis und im Rheinland. Über die aktuelle Situation insbesondere aufgrund der fehlenden Erntehelfer sprach mit ihm Margret Klose.

Wie ernst ist die Lage?

Experte Peter Muß

Experte Peter Muß

Peter Muß: Sehr viele Betriebe warten dringend auf ihre Erntehelfer. Die regenreichen und nassen Tage sind vorbei. Die Felder sind zum Großteil bereits gut getrocknet. Eigentlich kann die Arbeit auf den Feldern nun beginnen.

Was steht denn an?

Jetzt müssen die jungen Pflanzen in den Boden und die Spargel- und Erdbeerernte muss vorbereitet werden. Die Ernte des Rhabarbers, der Pilze und der Tomaten in den Gewächshäusern hat bereits begonnen.

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Darüber hinaus muss aber auch noch das Lagerobst und -gemüse aufgearbeitet werden, Kohlköpfen aus der Kühlung müssen zum Beispiel die äußeren Blätter abgeschnitten und Äpfel abgewogen und sortiert werden. Zeitgleich müssen die Frostberegnungsanlagen vorbereitet und überprüft werden.

Können die Landwirte das denn nicht allein schaffen?

Nein, das schaffen unsere Landwirte nicht mehr allein. Die Betriebe sind inzwischen alle so groß, dass sie auf die Unterstützung von Erntehelfern im Arbeitsalltag angewiesen sind.

Wieso fehlt es denn momentan an Erntehelfern?

Viele Erntehelfer haben einfach Angst, sich hier mit dem Coronavirus zu infizieren oder aber nach der Beschäftigung einfach nicht mehr nach Hause zu kommen.

Warum sollten sie nicht nach Hause kommen?

Die Situationen an den Grenzen ändern sich zurzeit ja täglich. Gerade hat Ungarn seine Grenzen geschlossen. Für die rumänischen Erntehelfer ist es jetzt gar nicht mehr möglich, nach Deutschland oder zurück nach Rumänien zu kommen. Ohnehin müssen alle Polen und Rumänen, die aktuell aus Deutschland in ihre Heimat reisen, zunächst für 14 Tage in Quarantäne.

Was bedeutet diese Situation für die Landwirte?

Viele Bauern stehen schon jetzt mit dem Rücken zur Wand. Sie sind ja mit der Pflege der mehrjährigen Kulturen und der Anzucht oder dem Kauf der Jungpflanzen bereits ordentlich in Vorkasse gegangen. Ich befürchte, dass viele Betriebe in existenzielle Schwierigkeiten geraten, wenn ihnen jetzt aufgrund der fehlenden Erntehelfer die Einnahmen wegbrechen.

Und was bedeutet das für die Verbraucher?

Wenn keine Pflanzen in den Boden kommen, dann kann auch kein Gemüse nachwachsen und später geerntet werden.

Welche Konsequenzen hat das?

Ich befürchte, dass die Verbraucher hier in ein paar Wochen kein saisonales und regionales Gemüse in den Geschäften kaufen können.

Aber das Corona-Virus beschränkt sich doch nicht auf den Rhein-Erft-Kreis und das Rheinland. Das ist doch ein weltweites Problem. Mit welchen Auswirkungen ist denn bei einem globalen Markt zu rechnen.

Das kann ich in keiner Weise abschätzen.

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