Georg Kippels, neuer Staatssekretär im Gesundheitsministerium, über Erfahrungen mit Ärzten, über Medikamenten-Engpässe und die Versorgung in Rhein-Erft.
Georg Kippels (CDU) im GesprächBedburger will in Berlin bezahlbare medizinische Versorgung sichern

Dr. Georg Kippels vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. Nun wird er auch häufiger im Gesundheitsministerium zu tun haben.
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Dr. Georg Kippels aus Bedburg ist seit 2013 Mitglied des Deutschen Bundestages. Der 65-jährige Jurist hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen als Gesundheitsexperte gemacht. Das ist offenbar einer der Gründe, weshalb er in der neuen CDU/SPD-Regierung zum Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin für Gesundheit bestellt worden ist. Jörn Tüffers stellte die Fragen.
Was ist Ihre erste Erinnerung an einen Arztbesuch? Wann und bei wem war das?
Dr. Georg Kippels: Ich erinnere mich noch gut an Besuche als Kind bei unserem ortsansässigen Hausarzt, zu dem meine Familie und ich über die Jahre ein sehr herzliches und vertrauensvolles Verhältnis entwickelt haben. Es ging damals meist um die als sehr wichtig empfundenen Routine-Impfungen bei Kindern.
Haben Sie die und andere in bester Erinnerung behalten – oder auch schlechte Erfahrungen gemacht?
Ich hatte bislang das Glück, mich nur sehr selten in medizinische Behandlung begeben zu müssen. Dabei habe ich durchweg außerordentlich positive Erfahrungen machen dürfen. Sowohl die mich behandelnden Ärztinnen und Ärzte als auch die Pflegerinnen und Pfleger haben sich ausnahmslos mit großer persönlicher Hingabe ihrer Tätigkeit und meinem Heilungsprozess gewidmet. Das gilt übrigens auch für meine Erfahrungen in der Versorgung meiner sehr lange pflegebedürftigen Eltern.
Was zeichnet Ihrer Ansicht nach einen guten Arzt/eine gute Ärztin aus?

Die „Schwarzwaldklinik“ war eine der beliebtesten Ärzteserien und hat das Bild zahlreicher Menschen von Ärzten geprägt.
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Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass Ärzte verständlich kommunizieren, ein persönliches Vertrauensverhältnis aufbauen und die Patienten mit ihren Sorgen und Nöten ernst nehmen. Fachlich ist es sehr wichtig, auch verschiedene Handlungsoptionen vorzustellen.
Sie sind Jurist – wo sind Parallelen, wo Unterschiede zur Medizin?
Auch als Jurist muss man viel erklären und erläutern sowie Probleme lösen, die Menschen grundlegend bewegen. Man muss die Mandanten inhaltlich mitnehmen und manchmal auch Grenzen des Handelns aufzeigen.
Was sind die Stärken, was die Schwächen unseres Gesundheitssystems?
Unser solidarisches Gesundheitswesen ist eine der größten sozialen Errungenschaften unseres Landes. Es ist ein Versprechen an die Versicherten, im Krankheitsfall die Behandlung zu erhalten, die nötig ist, ohne Rücksicht auf die persönliche Leistungsfähigkeit. Auf diese Errungenschaft können wir stolz sein. Aber unser Gesundheitssystem ist eines der teuersten weltweit und leider in Teilen auch ineffizient. Hier brauchen wir strukturelle Veränderungen.
Was muss geschehen, dass Gesundheit bezahlbar bleibt? Anders gefragt: Wie wollen Sie verhindern, dass die Beiträge zur Krankenkasse weiter steigen?

Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung sind in diesem Jahr erneut gestiegen. Kippels sagt: „Wir müssen die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung stabilisieren.“
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Wir müssen die Finanzlage der gesetzlichen Krankenversicherung stabilisieren. Die Bundesregierung hat sich vorgenommen, die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft in Deutschland zu verbessern, für mehr Innovation und Investition. Ein höheres Beschäftigungsniveau bedeutet auch höhere Einnahmen für die GKV. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass wir die Gelder effizienter einsetzen und die rasante Ausgabendynamik stoppen müssen. Daher werden wir eine Kommission einsetzen, die Vorschläge vorlegen soll, um die gesetzliche Krankenversicherung langfristig zu stabilisieren und gleichzeitig eine hohe Qualität der Versorgung zu sichern.
Die Krankenhauslandschaft ist im Umbruch. Als eines der ersten musste das Haus in Bedburg infolge der Klinikreform schließen. Was haben Sie getan, um das zu verhindern?
Für die Schließung gab es eine Reihe sehr unterschiedlicher Gründe. Ich habe im ständigen Kontakt mit den Verantwortlichen gestanden. Ich bitte aber um Verständnis, dass ich mich zu den Inhalten dieser Gespräche und den umfangreichen Hintergründen aufgrund der vereinbarten Vertraulichkeit nicht äußern darf.
Wie kann die entstandene Lücke dauerhaft geschlossen werden?
Es ist unser Anspruch, dass die flächendeckende Versorgung weiterhin sichergestellt sein muss. Hierzu stehen alle relevanten Akteure der unterschiedlichen politischen Ebenen und Verantwortlichkeiten in intensivem Austausch.

Das Krankenhaus in Bedburg hat Ende Januar 2025 geschlossen.
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Von Geschäftsführern verschiedener Kliniken im Rhein-Erft-Kreis gibt es Kritik an der Reform: Sie bevorzuge die Krankenhäuser in der Metropole Köln zulasten ihrer wohnortnahen Kliniken. Stimmen Sie dem zu?
Der Rhein-Erft-Kreis verfügt über sechs Krankenhäuser mit den unterschiedlichsten Leistungsbereichen. Die Herausforderung besteht in der sachgerechten Verteilung der Leistungsgruppen in entsprechenden Entfernungsradien. Dieser Prozess läuft zurzeit und befindet sich in einem intensiven Diskussionsstadium. Ich gehe zuversichtlich davon aus, dass für den Rhein-Erft-Kreis eine adäquate Lösung entwickelt werden kann.
Im Vorjahr war nachzuverfolgen, dass Sie das Katharinen-Krankenhaus Frechen für einen Klinikaufenthalt dem Haus in Bedburg vorgezogen hatten. Betrachten Sie das im Rückblick noch als glückliche Entscheidung?
Die Entscheidung habe ich allein mit Rücksicht auf die medizinische Fragestellung getroffen. Die Entscheidung war für mich persönlich richtig, da der Eingriff erfolgreich verlaufen ist.
Es gab zuletzt immer wieder Versorgungsengpässe bei Medikamenten, nicht zuletzt bei dringend benötigten Arzneien für Kinder? Was muss sich ändern?

Es gibt immer wieder Engpässe bei Medikamenten. Kippels sagt, wie sich das ändern soll.
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Zum einen sind wir immer noch zu abhängig von einzelnen Erzeugerländern wie China und Indien. Für die Entwicklung und Produktion von Arzneimitteln und Wirkstoffen hier bei uns brauchen wir bessere Rahmenbedingungen. Viele Hersteller kämpfen mit erdrückender Bürokratie und Preisdruck. Hier setzt die Koalition zuerst an, mit Steuererleichterungen, weniger Bürokratie und mehr Investitionen in Erneuerung. Zudem soll die Nationale Pharmastrategie weiterentwickelt werden. Die Menschen sollen sich darauf verlassen können, dass die Arzneimittelversorgung gewährleistet ist, gleichzeitig aber die Krankenkassenbeiträge nicht ins Unermessliche steigen.
Zuletzt ein Blick auf die Versorgung: In den vergangenen Jahren hat eine Vielzahl an Apotheken geschlossen. Wie wollen Sie gegensteuern?
Gerade auch auf dem Land ist die Apothekerin oder der Apotheker häufig erster Ansprechpartner bei gesundheitlichen Problemen. Dem müssen wir als Bundesregierung Rechnung tragen und die Arbeits- und Vergütungsbedingungen der Vor-Ort-Apotheken verbessern. Häufig finden Apotheken keinen Nachfolger. Oft sind es überbordende Bürokratie und eine abnehmende Attraktivität des Apothekerberufs, die es schwer machen, Nachwuchskräfte für den Job zu begeistern. Auch da setzen wir an.
Am 23. Februar wurde der 65-Jährige zum nunmehr vierten Mal als Direktkandidat des Rhein-Erft-Kreises I (Wahlkreis 90) in den 21. Deutschen Bundestag gewählt. Er vertritt dort die Interessen der Städte im nördlichen und mittleren Teil des Rhein-Erft-Kreises.