„Eine Legende geht in Rente“Maria Frantzen verlässt Gemischtwarenladen in Bedburg

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Maria Frantzen geht in Rente. Ihre Mitarbeiterin Daniela Merger (r.) führt das Geschäft weiter.

Bedburg-Kirchtroisdorf – „Eine Legende geht in Rente“, so steht es auf einem Luftballon zu lesen, den die Mitarbeiterinnen ihrer Chefin zum Abschied an eines der vielen Regale gehängt haben. Maria Frantzen geht nach 57 Jahren hinter der Theke ihres Gemischtwarenladens in den Ruhestand.

Die Eltern hatten den Laden 1928 an der Elsdorfer Straße eröffnet, wo bis heute Lebensmittel, Frischwaren, Schreibwaren, Hygieneartikel, Zeitschriften, Getränke, Zigaretten – kurzum alles für den täglichen Bedarf – angeboten werden. „Früher hatten wir auch Wäsche, Bekleidung, Handtücher und Tischwäsche im Angebot. Und vieles, wie etwa Essig, wurde lose verkauft“, erinnert sich Maria Frantzen.

Bedburgerin unterstütze ihre Mutter im Laden

Anfangs als „VeGe“-Markt betrieben, folgten später „Spar“ und seit vielen Jahren „Nah & frisch“ als Lieferanten, die zweimal wöchentlich frische Waren liefern. Fleisch und Wurst liefert der örtliche Metzger, Brot, Teilchen und Kuchen die Bäckerei aus dem benachbarten Kirchherten.

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Der Lebensmittelladen an der Elsdorfer Straße gehört zu Kirchtroisdorf wie der Kirchturm. 

Vor 57 Jahren begann Maria Frantzen (72), ihre Mutter im Geschäft zu unterstützen, machte bei ihr eine Lehre als Kauffrau und übernahm 1971 den Laden. „Da gab es noch sieben Lebensmittelläden in Kirchtroisdorf, heute sind nur noch wir übrig geblieben. Für mehr reicht der Umsatz im Dorf nicht“, sagt die Kauffrau, die alle Maria nennen. „Wenn einer sagt, ich gehe zu Frau Frantzen einkaufen, versteht das keiner. Alle gehen zu Maria“, sagt sie nicht ohne Stolz. Und auch sie kennt nahezu jeden im Dorf, „außer einigen Zugezogenen in den Neubaugebieten“.

Bedburg: Nicht nur Lebensmittel, auch Schwätzchen

Von vielen Kunden weiß sie schon, wenn sie zur Tür hereinkommen, was sie kaufen wollen. „Aber es gibt nicht nur Lebensmittel, sondern auch ein Schwätzchen. Und manches ist sogar preiswerter als im großen Supermarkt.“ Manche Kunden kämen gar zwei- oder dreimal am Tag. Dafür steht sie morgens schon um 4.45 Uhr auf, um pünktlich um halb sechs hinter der Ladentheke zu stehen.

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„Eine Legende geht in Rente“, so steht es auf einem Luftballon. 

Erst seit dem Frühjahr ist das Geschäft montags bis mittwochs am Nachmittag zu. In der vergangenen Woche kamen sämtliche Ortsvereine „und das halbe Dorf“ zur Verabschiedung bei Kaffee, Bier, Sekt und Schnittchen, aus Corona- und Platzgründen auf dem Plätzchen vor dem Laden, der 1974 erweitert wurde und seitdem sein vertrautes Aussehen behalten hat.

Nachfolgerin kommt auch aus Bedburg

Am Freitag wird sie zum letzten Mal die Ladentür aufschließen. „Nach 57 Arbeitsjahren ist das jetzt so. Das soll mir erst mal einer nachmachen“, sagt sie selbstbewusst. Zusammen mit ihrem Lebensgefährten will sie künftig den Ruhestand genießen. Und hin und wieder auf einen Kaffee vorbeikommen „und natürlich meine Einkäufe hier erledigen“.

Eine ihrer drei Mitarbeiterinnen, Daniela Meger (36), selbst seit Kindesbeinen im Dorf zu Hause und seit über zwei Jahren im Team, wird den Laden am Samstag, 8. Januar, wiedereröffnen. „Erst mal bleibt alles, wie es ist“, sagt die künftige Inhaberin. Auch die Öffnungszeiten.

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Wer nicht zum Supermarkt auf die grüne Wiese oder in die Stadt fahren will oder kann, wird täglich von 5.30 Uhr bis 12.30 Uhr, samstags bis 12 Uhr und donnerstags und freitags zudem nachmittags von 12.30 bis 18 Uhr bedient. Und bekommt das Neueste aus dem Dorfleben beim Schwätzchen über die Ladentheke gratis dazu. Dann eben von Daniela, wie sie heute schon von den meisten genannt wird, statt von Maria.

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