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SpVgg 1919 Oberaußem-FortunaAbrissbagger am alten Stadion - 500 neue Wohnungen in Bergheim

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Das Bild zeigt die Tribüne. Mehrere Bodenplatten sind bereits zerstört.

Die Tribüne am ehemaligen Werner-Lehmann-Stadion in Oberaußem verfällt bereits.

Die Stadt wird Mitte August die Gebäude an den Sportplätzen in Oberaußem abreißen. Auf dem Gelände soll ein neues Quartier entstehen.

Die ehemaligen Sportplätze in Oberaußem sind geradezu gespenstisch. Dass es sich bei den überwucherten Feldern überhaupt um Fußballplätze handelt, erkennt man eigentlich nur an den Toren, die halb aus dem Wildwuchs herausschauen.

Vor dem Tor wächst das Unkraut meterhoch, der ganze Sportplatz ist überwuchert.

Der Platz ist so hoch bewachsen, dass nur noch die Tore daran erinnern, dass hier einmal Fußball gespielt wurde.

Die Stadt Bergheim hat für den Bereich große Pläne und will dort das neue Fortuna-Quartier errichten. Deshalb startet Mitte August der Abriss der Anlagen, wie die Pressestelle der Stadt auf Anfrage erklärte. Zunächst solle das Sportlerheim zurückgebaut werden. Es sei bereits eine Schadstoffuntersuchung durchgeführt worden, um Baustoffe wie Leuchtstoffröhren oder Heizkörper fachgerecht zu entsorgen. Eine Belastung für die Anwohnerinnen und Anwohner bestehe hierbei nicht.

Bergheim: Abriss der Sportplätze in Oberaußem beginnt im August

Im Anschluss werden die Nebengebäude wie die Tribünen oder das Kassenhäuschen zurückgebaut. Die auf dem Tribünendach vorgefundene asbesthaltige Dacheindeckung werde ebenfalls vorschriftsmäßig entsorgt. Der Parkplatz wird zunächst als Zufahrt und Baustelleneinrichtung genutzt und als letzter Abschnitt zurückgebaut. Die Arbeiten werden voraussichtlich im vierten Quartal des Jahres fertig sein. Die Stadt rechnet mit Kosten von 240.000 Euro.  

Die Pflanzen um das Gebäude wuchern. Ein Schild mit der Aufschrift „Werner Lehmann Stadion“ ist zu sehen.

Das ehemalige Sportlerheim des Werner-Lehmann-Stadions.

Ursprünglich war mit der SpVgg 1919 Oberaußem-Fortuna hier ein Verein tätig, dessen Frauenmannschaft zu ihren Glanzzeiten in der 2. Bundesliga spielte. 2019 wurde der Verein wegen Spielermangel und Zahlungsrückstand beim Fußballverband Mittelrhein aufgelöst. Damit endete die einhundert Jahre lange Geschichte des Vereins.

Anlagen des Werner-Lehmann-Stadions sind im Verfall

Nach sechs Jahren Stillstand sind die Gebäude der Anlage in einem desolaten Zustand. Das Wappen der Spielvereinigung ist verblasst, die Steintreppe der alten Tribüne ist eine Stolperfalle, alles ist voller Graffiti. Die Altkleider und Glascontainer auf dem Parkplatz vor dem Gelände seien zudem regelmäßig zugemüllt. „Aktuell gibt das Gelände kein schönes Bild“, sagt der Oberaußemer Ortsbürgermeister Hans-Josef Weck (CDU) und spricht von allabendlichen Partys dort.

Das Bild zeigt die Wand hinter der Tribüne. Sie ist voller Graffiti. Eine einzelne Bank steht an der Wand.

Die meisten Bauten am ehemaligen Sportplatz sind voller Graffiti. Das Dach der Tribüne sei zudem asbesthaltig.

„Böse Zungen sagen, da wird gedealt. Es ist keine schöne Stelle mehr, es ist ein Angstraum. Dieser Sache wird man nicht Herr werden, außer wenn jetzt alles zurückgebaut wird“, sagt Weck. Die Pressestelle der Stadt bestätigt, dass es einzelne Meldungen an das städtische Ordnungsamt gab, woraufhin das Ordnungsamt die Örtlichkeit in regelmäßige Abend- und Nachtkontrollen des Außendienstes aufgenommen habe. Daraus hätten sich keine Auffälligkeiten ergeben. 

Fortuna Quartier sieht 500 neue Wohnungen vor

Der Rat der Stadt Bergheim hat bereits zugestimmt, den Flächennutzungsplan zu ändern und einen Bebauungsplan aufzustellen, damit auf den ehemaligen Sportplätzen Flächen für den Gemeinbedarf entstehen können, etwa für Wohnungen. Die Fläche liegt innerhalb der Begrenzung durch die Nieder- und Oberaußemer Straße, den Katzenbungert sowie die Brieystraße und ist 8,1 Hektar groß. Das Planungsbüro Stadtland Impuls hatte im Ausschuss für Planung und Städtische Betriebe erklärt, dass dort 500 Wohnungen für 1000 bis 1500 Menschen entstehen könnten. Sowohl mehrgeschossiges Wohnen als auch Einzelbauten sowie Doppelhaushälften setzt das Planungsbüro an.

Der Blick von der Tribüne zeigt heute nur noch wachsendes Grün.

Ebenfalls angedacht ist ein Grünstreifen in der Mitte des Quartiers, der der Naherholung dienen soll. „Da ist ja auch im ganzen Bereich ein riesiger und alter Baumbestand“, sagt Ortsbürgermeister Hans-Josef Weck. „Der soll definitiv erhalten werden.“ Seine Partei habe auch eine Kleinsportanlage und eine Turnhalle für die nahegelegene Grundschule vorgeschlagen.

Opposition zeigte sich skeptisch

Im Ausschuss hatte es eine Mehrheit gegeben, um die Planung auf Grundlage einer Zwischenpräsentation des Planungsbüros fortzuführen. SPD, Grüne und MDW/Linke hatten sich skeptisch gezeigt. Der Grüne Fraktionsvorsitzende Peter Hirseler hatte zu Bedenken gegeben, dass entsprechend viele neue Autos dort durchfahren werden, wenn Menschen dort hinziehen, was zu Verkehrsprobleme führen könnte, da sich dort auch Schulwege befinden und die Straße nicht besonders breit ist.

Hans-Josef Weck meint: „Über diesen Bebauungsplan wird noch ausgiebig zu diskutieren sein. Das wird aber wohl der neue Rat machen.“  Er gehe davon aus, dass die Beteiligten noch bis mindestens Ende nächsten Jahres darüber debattieren werden. „Jetzt sind wir froh, dass der Schandfleck erstmal wegkommt.“