Brühler StadtgeschichteDas steckte hinter der Wiedervereinigung vor 90 Jahren

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Das Gebäude, das heute das Amtsgericht beherbergt, wurde als Rathaus der Vororte errichtet.

Das Gebäude, das heute das Amtsgericht beherbergt, wurde als Rathaus der Vororte errichtet.

Brühl – Mauern wurden nicht eingerissen, Stacheldraht wurde erst recht nicht beiseite geschoben, doch auch in Brühl gab es eine Wiedervereinigung. Am 1. Oktober 1932, also vor 90 Jahren, fanden Brühl und die Dörfer Schwadorf, Badorf, Pingsdorf, Kierberg und Vochem erneut zu einer Verwaltungseinheit zusammen. Dafür sorgte eine kommunale Gebietsneuordnung im Rheinland. Brühl erhielt damit seine heutige Größe von 3610 Hektar, so hielten es die Geschichtsschreiber fest.

Vorangegangen waren unruhige Zeiten. 1794 floh Erzbischof Max Franz von Österreich, der letzte Kölner Kurfürst, vor den heranrückenden französischen Revolutionstruppen. Die Kurfürstenzeit war beendet und Brühls Tage als glanzvolle Sommerresidenz-Stadt gezählt. Wie das gesamte linksrheinische Umland wurde auch die Schlossstadt französisch.

Armut und Zerfall

Dass Kaiser Napoleon Brühl im September 1804 einen Besuch abstattete und sich laut Überlieferung angetan von dem prachtvollen Schloss zeigte, konnte nicht über den Bedeutungsverlust der Stadt hinwegtäuschen. Die Stadt verarmte, es fehlte die Hofhaltung, die vielen Menschen Arbeit gegeben hatte. Daran änderten auch das Ende der Franzosenherrschaft und die neuen preußischen Herrscher nichts.

Mit Bildung des Landkreises Köln im Jahr 1816 wurde Brühl Sitz einer Bürgermeisterei mit den Gemeinden Brühl, Badorf, Berzdorf, Kierberg, Schwadorf und Vochem. Der Hauptort zählte damals 1523, die ganze Bürgermeisterei 4211 Einwohner.

Brühl gibt Stadtrechte ab

Der Stadtsäckel blieb jedoch schmal. 1830 verzichtete Brühl schließlich auf Beschluss des Gemeinderats auf die 1285 erworbenen Stadtrechte. Denn der Status einer einfachen Landgemeinde ging mit geringere Steuern einher. Die Regierung gab dem Antrag statt und Brühl wurde Landgemeinde.

Als Brühl dank eines von der Kohleförderung und Industrialisierung getragenen Aufschwungs 1910 von Kaiser Wilhelm II. erneut die Stadtrechte erhielt, waren die Vororte nicht mit dabei. Fortan führte die Kernstadt die Bezeichnung „Brühl-Stadt“, die übrigen Gemeinden hatten als Bürgermeisterei Brühl-Land ihre eigene Verwaltung. Architekt Josef Blied errichtete für diese sogar ein repräsentatives Rathaus im barockisierenden Stil, das noch heute an der Clemens-August-Straße steht und das Amtsgericht beherbergt.

Berzdorf widersetzte sich

Die ersten Versuche, Brühl-Stadt und Brühl-Land wieder zu vereinen scheiterten. Auch eine Initiative des Kölner Regierungspräsidenten stieß auf heftigen Widerstand. „Während Schwadorf dem Vorhaben wohlwollend gegenüberstand, gab es aus den anderen Landgemeinden engagierte Gegenwehr, vor allem aus Berzdorf. Bürgerproteste, Unterschriftenaktionen, Anhörungstermine und hitzige Diskussionen begleiteten das Vorhaben Anfang der 30er Jahre“, schildert die Stadtverwaltung. „Der Regierungspräsident ging noch einen Schritt weiter, als er vorschlug, auch Wesseling an Brühl anzuschließen.“

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Zwar blieb dieser Plan unvollendet, doch der preußische Minister des Inneren verkündete mit Wirkung zum 1. Oktober 1932 die Eingliederung von Badorf mit Eckdorf, Geildorf und Pingsdorf, Kierberg mit Heide, Schwadorf und Vochem in die Stadt Brühl. Gleichzeitig wurden dem „Restamt Brühl-Land“, das nur noch aus Berzdorf bestand, Wesseling und Keldenich zugeschlagen und unter dem Namen „Amt Wesseling“ weitergeführt. Brühl war, bis auf Berzdorf, wieder vereint.

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