Nach eineinhalb JahrenLieferdienst der Brühler Einzelhändler wird eingestellt

Lesezeit 3 Minuten
Die Geschäfte der Brühler Innenstadt haben künftig keinen gemeinsamen Lieferdienst mehr.

Die Geschäfte der Brühler Innenstadt haben künftig keinen gemeinsamen Lieferdienst mehr.

Brühl – Hiero liefert nicht mehr. Der lokale Zustelldienst des Brühler Einzelhandels wird zum Jahresende eingestellt. Ins Leben gerufen wurde der Service im April vergangenen Jahres unter der Bezeichnung „Hiero liefert!“. Initiatoren waren der teils städtische Verein „Brühl digital“ und das Citymanagement der Stadt. Die örtlichen Geschäfte sollten während der Pandemie unterstützt und den boomenden Online-Aktivitäten der überregionalen Anbieter etwas entgegengesetzt werden.

Nachfrage in Brühl gering

Das Prinzip klang so simpel wie verlockend: Wer bei den teilnehmen Brühler Läden vor 14 Uhr für einen Mindestbestellwert von zehn Euro Ware orderte oder im Geschäft erwarb, konnte sich das Schleppen schwerer Tüten sparen. Die Lieferung übernahm der neue Dienst, und das häufig noch am selben Abend.

Doch zum Renner entwickelte sich das Angebot trotz der Unterstützung durch das Unternehmen Renault, das ein Auto bereitstellte und die finanzielle Starthilfe aus dem Stadtsäckel nie. Die meisten Lieferungen fanden laut Verwaltung mit 62 im Dezember 2021 statt. „Ab dann erfolgte ein Bruch“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Selbst im besten Monat sei man „sehr weit entfernt“ von einer kostendeckenden Nachfrage geblieben. Diese taxiert die Verwaltung auf 400 Lieferungen pro Monat. Von den rund 20 teilnehmenden Geschäften fiel ein Großteil der Lieferungen auf drei: die Buchhandlung Brockmann, den E-Zigarettenhändler Smokezig und den Kaffeeröster Moccafair. „Der monatliche Schnitt betrug in den vergangenen 16 Monaten rund 33 Lieferungen“, hat man ermittelt.

Nun zog die Politik im Hauptausschuss die Reißleine. Man befreite die Hiero Brühl GmbH, die den Lieferdienst seit Jahresbeginn anstelle des Vereins Brühl Digital am Leben hielt, von seiner Aufgabe. Dabei ging es eher um einen symbolischen Akt mit Rückblick auf die üppige Starthilfe, von der auch das Unternehmen einen Teil erhalten hatte. Denn die Stadt finanziert den Lieferdienst schon seit Januar nicht mehr. Ein Auszubildender der Hiero GmbH übernahm laut Verwaltung mit Jahreswechsel die Lieferungen.

Skepsis schon beim Start

„Wir waren von Beginn an skeptisch, ob das funktionieren würde“, sagt Frank Pohl, Geschäftsführer der Brühler Händlervereinigung Wepag. Als CDU-Ratsherr habe er dennoch wie die übrigen Stadtverordneten für die Unterstützung gestimmt, weil „man damals nicht wusste, wie sich die Pandemie und die Verordnungen für den Handel entwickeln würden“ und seinerzeit „jede Hilfe für die lokalen Geschäfte wichtig gewesen“ sei.

Das könnte Sie auch interessieren:

Den Steuerzahler hat das Experiment Lieferdienst eine Stange Geld gekostet. 17 560 von veranschlagten 22.700 Euro wurden ausgegeben. Davon gingen 5700 Euro an die Mitarbeiter, die zunächst die Auslieferung übernahmen. Mit 10.000 Euro für Programmierer, Lizenzen und Serverkosten schlug die Implementierung des Lieferdienstes in die Hiero Brühl-App zu Buche. Zudem wurde ein Lastenrad für 1860 Euro angeschafft. Letzteres soll nun von den Verwaltungsmitarbeitern genutzt werden.

Rundschau abonnieren