Umstrittenes ProjektProtest gegen Brühler Feuerwache hält an

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Eine Animation des Gebäudekomplexes der künftigen Brühler Feuerwache

So sieht die neue Feuerwache in einem Entwurf der Architekten aus.

Die Diskussion um den Neubau der Feuerwehrwache reißt nicht ab. Es geht um die Frage, was sie kosten darf. Die Kritiker stören sich vor allem an dem Volumen von 85 Millionen Euro.

Dass der Stadtrat Ende Oktober mit großer Mehrheit die Weichen für den Bau der neuen Feuerwache gestellt hat, lässt Conny Richter keine Ruhe. Die Ratsfrau der Grünen hält das Durchwinken des derzeit auf rund 85 Millionen Euro taxierten Projekts für einen Fehler.

Jedenfalls so lange nicht Transparenz über die wirklichen Kosten herrscht und nicht noch einmal Alternativen geprüft worden sind. „In Anbetracht der Größenordnung des Projekts kann ich den Zeitdruck, der hier aufgebaut wurde, nicht verstehen“, sagt sie. Diese Einschätzung teile sie mit einem halben Dutzend anderer Brühler, die teils ebenfalls ihrer Partei angehören.

Kosten für den Bau haben sich in einem Jahrzehnt mehr als vervierfacht

„Als sich der Rat vor rund einem Jahrzehnt mit dem Neubau beschäftigt hat, ist man von rund 20 Millionen Euro Kosten ausgegangen. Auf dieser Basis hat man sich für den zentralen Standort an der Römerstraße entschieden. Inzwischen haben sich die Zahlen aber extrem verändert. Alleine der Untergrund an der Römerstraße erfordert bei der Gründung einen Mordsaufwand, wie man jetzt weiß“, erklärt sie.

Die Grünen-Ratsfrau fordert daher, innezuhalten, um etwa nochmals über eine Lösung mit zwei Standorten nachzudenken. Also ein saniertes Gebäude am bisherigen Standort an der Rheinstraße und zusätzlich eines für freiwillige Kräfte an der Römerstraße. Ihr gehe es um Bau- und Personalkosten, Zinsen und Tilgung. Und um den Vergleich mit anderen Kommunen, die zuletzt neue Wachen benötigten.

So könnte die neue Feuerwache an der Römerstraße aussehen. Foto/Repro:

So könnte die neue Feuerwache an der Römerstraße aussehen. Foto/Repro:

Manche in der Verwaltungsvorlage angestellte Rechnung könne sie nicht nachvollziehen. „Daher habe ich um weitere Erläuterungen gebeten. Die Antworten der Verwaltung seien aber „sehr schwammig“ ausgefallen. „Erschrocken hat mich die Zinsrechnung“, sagt sie, die könne so nicht stimmen.

Da werde von jährlich 1,754 Millionen Euro Zinszahlungen für eine Kreditaufnahme von rund 44 Millionen Euro ausgegangen, dabei solle die Wache doch mindestens 85 Millionen Euro kosten. Die Verwaltung erklärt dazu, dass sich die Höhe der Zinsen nach der ersten Tilgung bereits reduziere. „Bei einer Durchschnittsbetrachtung ist folglich nur der halbe Darlehensbetrag zugrunde zu legen“, so die Begründung.

Grüner hält die Entscheidung für den richtigen Schritt

Der Vergleich mit anderen Kommunen, das hat die Verwaltung um Bürgermeister Dieter Freytag zuvor mehrfach deutlich gemacht, sei aufgrund unterschiedlicher Voraussetzungen schwierig und eine exaktere Kostenkalkulation angesichts schwankender Zinsen und Baukosten kaum möglich. Nahezu sicher sei jedoch, dass die Preise weiter stiegen.

Richters Parteifreund Daniel Buncic hält es daher auch für den richtigen Schritt, das Projekt voranzubringen. „Wir brauchen eine neue Wache und können nicht noch einmal über einen langen Zeitraum Dinge neu bewerten. Dafür wurde das Projekt in der Vergangenheit zu sehr verzögert“, sagt der stellvertretende Fraktionschef.

Brühls Bürgermeister Dieter Freytag steht am Fenster seines Amtszimmers im Brühler Rathaus.

Brühls Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) verteidigt das Projekt. Bevor er ins Amt kam, war er Kämmerer in Brühl

Gleichwohl sei ihm wie vielen in der Fraktion die Zustimmung schwer gefallen. „Die Kosten sind immens, das Grundstück ist nicht ideal. Diese Einschätzung teilen wir alle. Dass wir Grünen nicht einheitlich abgestimmt haben, spiegelt genau diese zwei Standpunkte wider, aber das muss die Partei aushalten können. Ich denke, wir haben für das Beste gestimmt, was jetzt möglich ist.“

Richter sagt, sie akzeptiere, nicht die Mehrheit überzeugt zu haben. „Ich denke aber, dass da ein schlechtes Gewissen gegenüber der Feuerwehr aufgebaut wurde. Und der Wunsch, dass es voran geht, eine große Rolle gespielt hat“, sagt sie. Das seien aber keine triftigen Gründe für eine übereilte Entscheidung.

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