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Darts-WM: „Berrenrath bedeutet für mich Erdung“

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Das Bild zeigt einen Darter von der Seite beim Anwurf.

Darter Florian Hempel hält sich beim DC Berrenrath fit.

Profidarter Florian Hempel verpasst die WM trotz guter Vorbereitung in Hürth und kommentiert nun für DAZN

Bei der derzeit laufenden PDC-Darts-Weltmeisterschaft im altehrwürdigen Alexandra Palace in London stellte Deutschland mit Beginn des Turniers vor Weihnachten einen neuen Teilnehmerrekord auf. Gleich acht Spieler aus Deutschland konnten sich für die Veranstaltung qualifizieren – und dabei verpasste mit Darter Florian Hempel (35) ein gesetztes Gesicht der letzten Jahre knapp die Qualifikation. Mit dem gebürtigen Dessauer Darter Florian Hempel, der sich in Hürth-Berrenrath regelmäßig auf seine Turniere vorbereitet und nun für den TV-Sender DAZN als Experte kommentiert, sprach Matthias Breuer und analysierte die Erfolgschancen seiner verbleibenden Landsmänner in der englischen Metropole.

Herr Hempel, von 2022 bis 2025 waren Sie fester Bestandteil der Darts-WM der PDC (Anm. d. Red: Professional Darts Corporation). Fiel es Ihnen mit dem Turnierstart im sogenannten „Ally Pally“ leicht, nur als Zuschauer Teil des Events zu sein?

Florian Hempel: Leicht war das ganz sicher nicht – da will ich ganz ehrlich sein. Die WM ist der Ort, an dem du als Spieler sein willst, alles andere ist erst mal zweite Wahl. Die ersten Tage haben schon wehgetan, keine Frage. Gleichzeitig gehört zur Wahrheit: Ich habe mir das selbst eingebrockt, und genau das ist auch der Antrieb. Jammern bringt nichts. Der Fokus liegt jetzt darauf, wieder genau da hinzukommen, wo ich mich selbst sehe – auf die Bühne, nicht auf den Zuschauerrang.

Die ersten WM-Runden hielten schon einige positive und auch negative Geschichten bereit. Welche WM-Teilnehmer, welche WM-Duelle haben bei Ihnen bislang einen bleibenden Eindruck hinterlassen?

Die WM zeigt wieder gnadenlos, wie eng dieses Niveau ist. Da waren Matches dabei, die spielerisch richtig stark waren, aber auch Partien, in denen Mentalität den Unterschied gemacht hat. Genau das liebe ich an diesem Turnier. Namen möchte ich gar nicht zu sehr herauspicken – was hängen bleibt, ist diese Mischung aus absoluter Weltklasse und Spielern, die nichts zu verlieren haben und genau deshalb gefährlich sind.

Wie haben sich die deutschen Spieler aus Ihrer Sicht bislang geschlagen?

Sehr ordentlich. Man sieht, dass die Jungs nicht mehr nur „mitspielen“, sondern Matches gewinnen wollen – und auch können. Das Auftreten ist selbstbewusst, strukturiert und reif. Das deutsche Darts ist längst weiter, als es viele noch wahrhaben wollen.

Das Foto zeigt Florian Hempel (2. v.l.) mit seinen Hürther Trainingskollegen.

Florian Hempel (2. v.l.) und seine Hürther Trainingsgruppe

Was dürfen die deutschen Fans noch für Leistungen und Erfolge von ihren Landsmännern mindestens erwarten – und was im optimalen Fall?

Mindestens dürfen die Fans erwarten, dass keiner kampflos die Bühne verlässt. Da ist genug Qualität da, um weitere Runden zu überstehen. Im optimalen Fall traue ich auch dem einen oder anderen einen richtig tiefen Run zu. Entscheidend wird sein, wer es schafft, seinen Rhythmus mitzunehmen und die Atmosphäre für sich zu nutzen – nicht gegen sich.

Wer ist Ihr Top-Favorit auf den WM-Titel?

Luke Littler ist wohl der meist genannte Name und das zu Recht. Es gibt allerdings mehrere Kandidaten, denn am Ende entscheidet bei der WM nicht nur das Scoring am Board. Der Favorit ist für mich der Spieler, der über drei Wochen mental stabil bleibt, Rückschläge wegsteckt und sein Spiel auch dann mit dem richtigen Timing durchzieht, wenn es eng wird. Genau das trennt am Ende den Weltmeister vom Rest.

Bei welchen Turnieren können wir Sie wieder auf der großen Bühne sehen, werden Sie weiter die kleine Bühne in Berrenrath zur Vorbereitung nutzen?

Der volle Fokus liegt jetzt auf dem nächsten Schritt zurück nach oben – inklusive Q-School und allem, was dazugehört. Parallel bin ich weiter als Experte unterwegs und ganz klar: Ich bleibe im Spiel, auch im Training und im Wettbewerb. Und ja, Berrenrath gehört weiterhin dazu. Das ist Heimat, das ist Erdung – und manchmal genau der Ort, an dem man sich daran erinnert, warum man diesen Sport überhaupt liebt.