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„12 Uhr mittags“Die Party auf Terra Nova ist schon vorbei

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Der Ausblick in die Tiefen der Erde ist immer wieder faszinierend. 

Elsdorf – Rund um die Aussichtsplattform Terra Nova 4 am Rande des Tagebaugebiets Hambach ist es zu Beginn der Mittagszeit sehr ruhig. Ein unerwartetes Bild für mich, bin ich es doch von meinen eigenen Radtouren gewohnt, dass die Bandstraße von Radfahrern, Inlineskatern und Spaziergängern stets gut besucht ist und auf der Plattform immer jemand steht, der in die Ferne blickt.

Doch zu Beginn meines Besuches ist es hier menschenleer, und auch auf der langen Bandstraße sehe ich niemanden, der mir entgegenkommt. Lediglich das Vogelgezwitscher aus den Bäumen durchbricht die Stille.

Terra Nova: Die üblichen Schmierereien

Bevor ich mich auf die Plattform begebe, schaue ich mich im Hohlraum des orangenen Gebäudes um. Neben den üblichen Schmierereien steht an einer Wand in bunter Schrift der Friedensspruch „Make Love, Not War“. Irgendjemand schmierte in schwarzer Schrift feindselig darüber: „Make War“. An der gegenüberstehenden Wand werde ich zu meiner Freude von einer mir fremden Person auf eine Party, die genau hier stattfinden soll, zum „Saufen“ eingeladen. Doch zu meiner Enttäuschung stelle ich fest, dass die Feier schon vor einigen Tagen stattgefunden hat.

Ich bewege mich in Richtung der Treppen, die mich zur Plattform hochführen sollen, trete jedoch unglücklicherweise in ein gläsernes Scherbenmeer, welches vermutlich von der zuvor genannten Party übrig geblieben ist. Über 33 Treppenstufen steige ich dem Ausblick entgegen und sehe erstmals das große Loch in der Erde. Von dort oben nehme ich das Surren der Maschinen wahr, die in der Tiefe arbeiten und Braunkohle zutage bringen. Nach ein paar Augenblicken des Ausharrens registriere ich eine nicht abreißende graue Wolke, die aus dem Loch aufsteigt.

Ein regungsloser Bagger in der Ferne

Ich würde gerne sehen, wer oder was für den Rauch sorgt, doch allzu tiefe Einblicke gibt der Ausblick nicht her. Die Aussicht in die Weite hingegen könnte mir vieles zum Beäugen bereithalten, doch es wird mir lediglich ein Bagger dargeboten, der regungslos in der Ferne steht. Das Surren und das Vogelgezwitscher werden zum ersten Mal von Stimmen durchbrochen. „Lasst uns hier Pause machen“, höre ich jemanden sagen.

Ich freue mich auf einen möglichen Gesprächspartner und schaue mich von der Plattform aus nach den Personen um, die sich fröhlich über ihr morgendliches Frühstücksbuffet unterhalten. Bevor ich jedoch den Standort der Personen ausgemacht habe und mich mit meinen Sachen aufmachen konnte, fährt das Vierergespann schon wieder weiter.

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Ich entscheide mich nach Hause zu fahren. Ironie des Schicksals, dass sich in diesem Moment einige Radfahrer und Spaziergänger dazu entschließen, die Bandstraße zu nutzen. Erst zum Abschluss bekomme ich mein mir bekanntes Bild.

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