Staatsschutz ermitteltGrüne in Elsdorf werden bedroht – Harke mit Warnbotschaft

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Auf dem Foto sind die Elsdorfer Grünen-Politiker Michael Broich und Hartmut Bergheim vor dem Büro ihrer Fraktion zu sehen. Broich hält die Harke in den Händen.

Empört sind die Grünen Michael Broich (l.) und Hartmut Bergheim über den Fund vor ihrem Fraktionsbüro.

Grünen-Politiker sind entsetzt. Unbekannte sehen in ihnen und ihrer Partei offenbar einen Gegner der Landwirtschaft. 

Eine große landwirtschaftliche Harke mit vier Zinken und augenscheinlichen Spuren regen Gebrauchs, an der eine als Drohung zu verstehende Botschaft befestigt ist, haben Unbekannte vor dem Fraktionsbüro der Grünen in Elsdorf abgelegt. Auf dem Zettel steht „Für die Landwirtschaft – Für die Deutschen Bürger“.

Am Dienstagmorgen hatte der Vermieter des Fraktionsbüros an der Köln-Aachener Straße die Harke mit der Botschaft vor der Tür des Büros gefunden und Fraktionschef Michael Broich informiert. Der eilte mit seinem Fraktionskollegen Hartmut Bergheim umgehend in die Innenstadt und erstattete bei der Polizei eine Anzeige.

Kölner Staatsschutz ermittelt wegen Harke vorm Büro der Grünen in Elsdorf

Schon eine halbe Stunde später habe sich der Kölner Staatsschutz gemeldet und zugesichert, sich des Vorfalls anzunehmen, der sich in der Nacht zum Dienstag ereignet haben muss. Die Harke werde in den nächsten Tagen in Elsdorf abgeholt und zu Ermittlungen herangezogen. Die Grünen wollen mit der Polizei abstimmen, ob sie eine Belohnung für Hinweise zur Aufklärung aussetzen können.

Statt mit uns das Gespräch zu suchen, legt ein Mensch im Schutz der Dunkelheit, wie eine Ratte, seine dubiose Botschaft vor unserem Büro ab
Michael Broich

Broich und Bergheim sind empört über den Vorfall „mit deutsch-nationalem Touch“ (Broich), den sie sehr ernst nehmen und als „klare Drohung“ verstehen. „Statt mit uns das Gespräch zu suchen, legt ein Mensch im Schutz der Dunkelheit, wie eine Ratte, seine dubiose Botschaft vor unserem Büro ab“, schimpft Broich.

Er habe in der jüngeren Vergangenheit bereits anonyme Schreiben erhalten, worin die Politik der Grünen verbal angegriffen wird. „Seit dem jüngsten Vorfall bin ich auch privat achtsamer geworden. Ich habe schließlich eine Familie“, sagt er. Er fühle sich bedroht und erinnert an die Attacke auf Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, der in der vergangenen Woche von aufgebrachten Landwirten am Verlassen einer Fähre in Schleswig-Holstein gehindert wurde.

„Das Klima in der Gesellschaft ist zunehmend aufgeheizt“, stellt Broich fest. Und einige hätten die Grünen als diejenigen, „die immer was gegen die Landwirtschaft haben“, ausgemacht. „Es ist zurzeit Mode, die Grünen zu attackieren.“ Ursache des zum Teil berechtigten Unmuts sei auch ein „Kommunikationsproblem, das Bundeskanzler Olaf Scholz hat“.

„Wir wollen durch die Öffentlichmachung des Vorgangs verhindern, dass sich das steigert“, sagt Bergheim. Die Bevölkerung solle „sensibilisiert“ werden, wachsam zu bleiben.

Bedrohung der Grünen: Elsdorfs Bürgermeister Heller vermutet Trittbrettfahrer

Elsdorfs Bürgermeister Andreas Heller (CDU) sicherte den Grünen volle Unterstützung zu: „Bei aller berechtigten Kritik am Handeln der Bundesregierung tragen solche Aktionen sicherlich nicht zu einer guten Diskussionskultur bei und sollten tunlichst unterbleiben.“

Er sei sich „sehr sicher“, dass dies keine Aktion örtlicher Landwirte sei, sondern es sich eher um „allgemeines Trittbrettfahrertum“ handele. „So etwas brauchen wir nicht in Elsdorf, denn es hat nichts mit unserer Lokalpolitik zu tun. Unsere örtlichen Landwirte führen ihren Protest friedlich und sachlich“, betonte Heller.

Es handelt sich nicht um die erste Bedrohung gegen Politiker im Nordkreis in der jüngeren Vergangenheit. Bedburgs Bürgermeister Sascha Solbach hatte im vorigen September öffentlich gemacht, dass er und seine Familie wegen der geplanten Belegung der Bürgerhalle in Königshoven mit Geflüchteten bedroht worden seien.

Er sei auf Facebook angegriffen worden und habe sogar im Briefkasten seines Wohnhauses einen Drohbrief gefunden. Darin kündigte der anonyme Schreiber an, dass der Bürgermeister zur Rechenschaft gezogen werde. Dabei wurden auch Namen von Angehörigen genannt.

In der Vorwoche hatte der Ortsbürgermeister von Bergheim-Ahe, Winfried Kösters (parteilos), nach dem Angriff auf Habeck und den Attacken gegen Feuerwehrleute und anderer Helfer in der Silvesternacht in der Kreisstadt Sorgen über gesellschaftliche Entwicklungen geäußert: „Wer ist denn überhaupt noch bereit, unter diesen Umständen Engagement zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen?“ Darin schließt er auch kommunale Mandatsträger ein.

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