Die SPD hat ihre 33 Kandidatinnen und Kandidaten nominiert. Der Elsdorfer Könen wehrte den Angriff von Rekewitz (Pulheim) ab.
Kreistagswahl 2025SPD rechnet nicht mit Trendwende im Rhein-Erft-Kreis

Einstimmig verabschiedete die SPD Rhein-Erft – ganz vorn Parteichef Helge Herrwegen (l.) und der amtierende Fraktionsvorsitzende Dierk Timm (r.) – ihr Programm für die Kreistagswahl am 14. September.
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Auch nach mehreren Stunden hatte Versammlungsleiter Ingpeer Meyer Aufmunterndes parat: „Tja, liebe Genossinnen und Genossen, die Veranstaltung heißt nun mal Parteitag und nicht Parteistunde“, witzelte er in einer der vielen Auszählungspausen. Sie sorgten am Samstag (17. Mai) dafür, dass sich das Parteitreffen der SPD Rhein-Erft in der Elsdorfer Festhalle vom frühen Vormittag bis in den späten Nachmittag hinzog.
Einstimmig wurde das Kreiswahlprogramm der SPD verabschiedet. Ganz vorn steht der Einsatz für Demokratie und Menschenwürde mit klarer Kampfansage an die AfD. Der SPD-Kreisvorsitzende Helge Herrwegen sprach sich ein Parteiverbotsverfahrens aus. Zudem fordern die Sozialdemokraten unter anderem mehr sozialen Wohnungsbau, ein besseres Nahverkehrsnetz, mehr Investitionen für Bildung und eine Senkung der Kreisumlage zu Gunsten der Kommunen.
Der Kollege hat im Gegensatz zu mir weder die Unterstützung seines Ortsverbandes noch den Rückhalt des Kreisvorstands
Reibungslos verlief die Aufstellung der Direktbewerber für die 33 Wahlkreise bei der Kreistagswahl am 14. September. Diese Kandidaturen sind für die oppositionelle SPD hartes Brot, denn bei den Direktmandaten sahnt meist die CDU ab. 2020 holte sie 30 Direktmandate, die SPD nur drei.
Umso wichtiger sind für die Sozialdemokraten die Reservelisten, über die im Normalfall 33 weitere Kreistagsmandate verteilt werden. 2020 kamen – weil die CDU mehr Direktsitze gewonnen hatte als ihr nach dem prozentualem Gesamtergebnis (37,9 Prozent) zustanden – 14 Ausgleichsmandate für die anderen Parteien hinzu, so dass der Kreistag von 66 auf derzeit 80 Mitglieder anschwoll.
Zu den Enttäuschten zählte der Pulheimer Torsten Rekewitz
„Wir möchten diesmal natürlich mehr Direktmandate holen, aber mit einer ganz großen Trendwende können wir realistisch betrachtet wohl nicht rechnen“, räumt Helge Herrwegen ein. Wer für die SPD ins Kreishaus möchte, muss also auf einen vorderen Rang auf der Liste hoffen, die 2020 bis Platz 20 zog.

Der streitbare Pulheimer Sozialdemokrat Torsten Rekewitz ließ es im Ringen um einen guten SPD-Listenplatz bei der Kreistagswahl auf eine letztlich erfolglose Kampfkandidatur ankommen.
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Im Vorfeld des Parteitages hatte der Kreisvorstand einen Listenvorschlag unter dem Stichwort „Interkommunale Solidarität“ erstellt. „Mindestens eine SPD-Frau oder ein SPD-Mann aus jeder der zehn Kommunen im Kreisgebiet soll einen sicheren Listenplatz erhalten“, erläutert Herrwegen, „einen guten Proporz zu erzielen, war nicht leicht. Da gibt es auch Enttäuschungen“.

Harald Könen aus Elsdorf war ziemlich erbost darüber, dass ihm der Pulheimer Parteikollege Torsten Rekewitz den sicheren SPD-Listenplatz für die Kreistagswahl abnehmen wollte.
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Zu den Enttäuschten zählte der ebenso streitbare wie rührige Pulheimer Kreistagsabgeordnete Torsten Rekewitz. Hinter vorgehaltener Hand werfen ihm Parteikollegen Alleingänge und überzogene Selbstdarstellung in den sozialen Medien vor. Schon bei der Nominierung der Pulheimer Stadtratskandidaten war Rekewitz weitgehend aussortiert worden; auf der Vorschlagsliste für den Kreistag tauchte er jetzt erst gar nicht mehr auf.
Doch Rekewitz gab nicht auf: Am Abend vor der Nominierungsversammlung kündigte er auf Facebook an, sich trotzdem für einen vorderen Listenplatz zu bewerben, weil er sich „wahnsinnig gerne als Abgeordneter unseres Rhein-Erft-Kreises“ engagiere.
Wenige Minuten vor Bewerbungsschluss meldete Rekewitz dann offiziell eine Kampfkandidatur an – gegen Harald Könen, der mit Platz zehn als einziger Elsdorfer auf der Liste abgesichert werden sollte. Könen wertete die Gegenkandidatur als Affront: „Der Kollege hat im Gegensatz zu mir weder die Unterstützung seines Ortsverbandes noch den Rückhalt des Kreisvorstandes. Kommt er durch, wäre niemand mehr aus Elsdorf sicher im nächsten Kreistag vertreten. Wo bleibt denn da die Solidarität?“
Landratskandidatin Iris Heinisch führt die Reserveliste für den Kreistag an
Dazu führte Rekewitz ins Feld, dass der Bedburger Aaron Spielmanns, zu dessen Sprengel auch ein kleiner Elsdorfer Beritt gehört, sich ja mit um die Zuckerstadt kümmern könne. Das trieb Könen die Zornesröte ins Gesicht und gefiel offenbar auch den vielen anderen nicht: Könen gewann die klar Abstimmung mit 140:67. In einer weiteren Kampfabstimmung scheiterte der für Platz 18 vorgesehene Roman Haenßgen (Hürth) mit dem Versuch, den Frechener Hans-Günter Eilenberger von Platz 16 zu verdrängen.
Ganz vorn stehen die Kerpenerin Iris Heinisch als Landratskandidatin, Fraktionschef Dierk Timm (Pulheim), Heike Steinhäuser (Bedburg), Helmut Halbritter (Wesseling), Hildegard Venghaus (Brühl), Branko Appelmann (Kerpen), Nadine Eilenberger (Frechen), Udo Milewski (Bergheim), Monika Streicher (Hürth), Harald Könen (Elsdorf) und Barbara Klein (Erftstadt).