Experten sind skeptischBürger wollen Goldschakal in Erftstadt gesichtet haben

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Einen Goldschakal wie diesen will man in Erftstadt gesehen, aber nicht fotografiert haben. (Symbolbild)

Erftstadt – Die einen wollen ihn in der Ville bei Liblar gesehen haben, einer berichtet, er sei ihm in der Nähe der Lechenicher Skateranlage begegnet: Ein Goldschakal soll bei Erftstadt unterwegs sein. Möglich ist das, sagen die Experten – aber eher unwahrscheinlich.

Ungewöhnliches Tier kreuzte Erftstädter den Weg

Ein Erftstädter erzählt, er sei mit dem Fahrrad vom Waldbiergarten auf der Wassersportallee unterwegs gewesen, als ein ungewöhnliches Tier seinen Weg gekreuzt habe: Größer als ein Fuchs, hoch auf den Beinen, schmal, mit grau-schwarzem Fell. Nach seiner Beschreibung habe seine Frau auf einen Goldschakal getippt und ihm ein Foto im Internet gezeigt: „Genau so hat es ausgesehen.“ Auf den Post des Mannes bei Facebook meldeten sich mehrere Leute, die solche Beobachtungen bestätigten. Eine Frau, die an der Grubenstraße in Liblar, dicht am Waldrand, wohnt, berichtet, das Tier sei in ihrem Garten gewesen.

„Ich kann nicht ausschließen, dass hier ein Goldschakal durchzieht“, sagt Revierförster Frank Pechtheyden. Er habe jedenfalls bisher keinen gesehen. Wilhelm Deitermann, Pressesprecher des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) Nordrhein-Westfalen, ist seit 2020 überhaupt keine Sichtung eines Goldschakals in NRW bekannt. Vor zwei Jahren war ein männliches Tier bei Mülheim an der Ruhr unterwegs.

Goldschakale dürfen nicht gejagt werden

Der Goldschakal, Canis aureus, zählt zu den Hundeartigen und ist eng mit dem Wolf verwandt. Er kommt vor allem in Süd- und Osteuropa vor. „Die Population breitet sich aus“, bestätigt Deitermann: „Er hat es längst über die Alpen geschafft.“ Der erste ist in Deutschland 1998 nachgewiesen worden. Allerdings wird die Wanderungsbewegung bei weitem nicht so engmaschig verfolgt wie beim Wolf.

Deitermann: „Es gibt kein vorgeschriebenes Monitoring.“ Denn in den südlichen Ländern Europas sei der Goldschakal so häufig, dass er unter weniger strengem europäischen Artenschutz stehe als sein größerer Verwandter. Schießen darf man ihn jedenfalls nicht, darauf weist auch Franz-Josef Kipshagen, Vorsitzender der Kreisjägerschaft, hin: „Er unterliegt nicht dem Jagdrecht.“

Handelt es sich wirklich um einen Schakal?

Der Goldschakal sei sehr flexibel in der Wahl seines Lebensraums und anpassungsfähig, heißt es beim Lanuv, solange er genug zu fressen finde: in erster Linie kleine bis mittelgroße Säugetiere, aber Amphibien, Insekten, Fische, Aas und pflanzliche Nahrung. Dem Mülheimer Exemplar sind allerdings auch Schafsrisse nachgewiesen worden.

Ob es sich bei dem Tier in der Ville wirklich um einen Goldschakal handelt? Lanuv-Sprecher Deitermann ist skeptisch. Er führt das Beispiel des Wolfes an, da gebe es immer wieder falsche Sichtungen. Selbst erfahrene Hundefreunde irrten sich da, und sicher gebe es auch Hunde, die halt aussähen wie ein Schakal. Das Landesamt werte Fotos und Videos von Wölfen gemeinsam mit Experten vom Senckenberg-Forschungsinstitut aus. Das werde auch geschehen, wenn es Bilder vom Erftstädter Schakal gebe. „Auch wenn wir dazu keinen rechtlichen Auftrag haben, interessiert uns das natürlich.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Goldschakal oder entlaufener Hund – endgültige Klarheit könne nur ein DNA-Test schaffen, wenn man beispielsweise den angefressenen Kadaver eines Wildtieres finde. Und wenn es wirklich ein Goldschakal war? „Dann kann sich derjenige, der ihn gesehen hat, glücklich schätzen. Denn das kommt wirklich selten vor.“

Rundschau abonnieren