Hoffnungslose BadesaisonNur Campinggäste – Krisengespräch im Stadtsportverband

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Stiller als in normalen Jahren ruht der See: Das Strandbad bleibt geschlossen.

Stiller als in normalen Jahren ruht der See: Das Strandbad bleibt geschlossen.

  • Gerade in dem Sommer, in dem Urlaubsfahrten nur bedingt möglich sind, ist der See vor der Haustür tabu.
  • Nur die Gäste des Campingplatzes dürfen an den Strand.
  • Die Bürgermeisterkandidatinnen waren sich einig im Bemühen, das Problem gütlich zu lösen.

Erftstadt-Liblar – Das Paar, das seine Schwimmsachen am Ufer des Sees auspackt, hat nicht das geringste Unrechtsbewusstsein. „Ach, schwimmen ist hier verboten?“, fragt der Mann verwundert. „Das machen aber doch alle.“ Und er steigt unbekümmert ins Wasser. Dass am Liblarer See „wild“ gebadet wird, ist nicht neu. Doch in diesem Sommer dürfte es wohl noch häufiger vorkommen als sonst. Denn das Strandbad ist geschlossen, nur die Gäste des Campingplatzes dürfen an den Strand.

Betreiberin Charlotte Kürsten sagt, angesichts der Corona-Abstandsregelungen sei ein Betrieb wie in den vergangenen Jahren nicht möglich, mit den Campern sei schon die Zahl der zugelassenen Besucher erreicht. Und der Campingplatz sei nun mal ihre wirtschaftliche Basis. Für viele Erftstädter Familien dürfte das eine Katastrophe sein: Gerade in dem Sommer, in dem Urlaubsfahrten nur bedingt möglich sind, ist der See vor der Haustür tabu. Das Liblarer Hallenbad ist wegen Sanierungsarbeiten ebenfalls geschlossen, die Freibäder in Lechenich und Kierdorf lassen deutlich weniger Gäste ein als in normalen Jahren.

Hallenbad wird saniert

Peter Kaulen-Windgassen, Vorsitzender des Stadtsportverbandes, hatte Vertreter des Landesforstes und die Erftstädter Bürgermeisterkandidatinnen zum Krisengespräch ans Ufer eingeladen. Hoffnung, das Problem in diesem Sommer lösen zu können, machte aber niemand.

Im Pachtvertrag zwischen der Badbetreiberin und dem Forstamt Rhein-Sieg-Erft komme der Fall, dass das Bad nicht geöffnet werde, schlicht nicht vor, sagte Forstamtsleiter Uwe Schölmerich. In einigen Jahren laufe der Vertrag aus, beim neuen Abschluss werde es sicher neue Bedingungen geben.

Unterstüzung beim Hygienekonzept

Die Bürgermeisterkandidatinnen waren sich einig im Bemühen, das Problem gütlich zu lösen. Man müsse überlegen, wie die Stadt der Pächterin unter die Arme greifen könne, sagte Gabriele Molitor (FDP). Stephanie Bethmann (Grüne) schlug vor, sie beim Hygienekonzept zu unterstützen. Monika Hallstein (unabhängig) berichtete, die Helios GmbH habe Bereitschaft signalisiert, das Ufer in den Sommermonaten regelmäßig zu reinigen, auch die Vereine seien bereit, sich stärker zu engagieren.

Denn alle gehen davon aus, dass an heißen Sommertagen viele Menschen die Ufer bevölkern werden. Auch wenn das Baden, wie Schölmerich betonte, außer an den Stellen, die als Badeplatz ausgewiesen seien, in allen Villeseen grundsätzlich verboten sei.

Sorgen um Waldbrandgefahr

Das Wildbaden und Lagern an den Ufern macht auch den Vereinen, die Nutzungsrechte am Liblarer See haben, Sorgen. Jürgen Schreiber von den Wassersportfreunden sieht vor allem die Waldbrandgefahr. Denn viele Leute grillten oder machten Lagerfeuer, und der Wald sei trotz der vergangenen Regentage nach wie vor trocken. Stefan Weiser, Vorsitzender der Segelclubs Ville, sieht das Leben der Schwimmer in Gefahr: „Unser Motorboot ist ja nicht ständig im Einsatz.“

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