Tradition an Christi HimmelfahrtTausende säumen den Weg des Gymnicher Ritts in Erftstadt

Lesezeit 3 Minuten
Das Foto zeigt die Reiterpilger hoch zu Ross. Angeführt wurden sie von den Sebastianus-Schützen in blauen Uniformen, die Kunibertus Schützen in Grün bildeten das Schlusslicht.

Hoch zu Ross die Reiterpilger, angeführt wurden sie von den Sebastianus-Schützen in blauen Uniformen, die Kunibertus Schützen in Grün bildeten das Schlusslicht.

Die Tradition geht auf den Ritter „Arnoldus de giminich“ zurück. Er war der Legende nach mit dem Pferd in einen Sumpf geraten.

Mehr als 120 Reiter und etwa 250 Pilger machten sich zu Christi Himmelfahrt zeitversetzt auf den zwölf Kilometer langen Pilgerweg rund um die Felder Gymnichs. Mit historischen Standarten ausgestattet führte die St.-Sebastianus Bruderschaft in blauen Uniformen die Reiter an, die St.-Kunibertus Schützengesellschaft in Grün bildete den Abschluss.

Pfarrer Josef Pikos, Leiter des Erfstädter Seelsorgebereichs, fuhr in einer Kutsche mit und hielt ein Kreuz hoch, mit Partikeln des Jesus-Kreuzes. Der älteste Reiter war mit 80 Jahren der Schütze Matthias Förster. Ehrengäste und solche, die den Ritt aus Altersgründen nicht mehr hoch zu Ross begleiten wollten, hatten in Planwagen Platz genommen.

Viele Tausend Menschen flankierten die Ankunft der Reiter und Fußpilger

Ortskundige Zuschauer begleiteten die Stationen der Pilger auf den Feldwegen. Viele Tausend Menschen flankierten die gleichzeitige Ankunft der Fußpilger und Reiter vom Vorplatz der Kunibertus-Pfarrkirche an der Mariensäule. Gottesdienste am Altar hoch über den Köpfen auf der Empore am Rande des Parks von Schloss Gymnich begleiteten die Prozession mit abschließender Segnung von Mensch und Tier.

„Gott zu Ehren“ wolle er jährlich einen Ritt um Gymnich halten, soll der mittelalterliche Ritter „Arnoldus de giminich“ gelobt haben, als er während eines Kreuzzuges gegen die Sarazenen mit seinem Pferd in einen Sumpf geriet, so lautet die Legende. Sein Pferd sei, kaum habe er die Worte ausgesprochen, von einem Schilfhuhn erschreckt worden, sodass es mit einem großen Sprung festen Boden erreicht habe.

Tradition an Christi Himmelfahrt

Der Gymnicher Ritt durch Kerpen

1/16

Es gebe unterschiedliche Auffassungen, wieder Gymnicher Ritt entstanden sei, eine Schenkungsurkunde seines Jülicher Lehnsherren Graf Gymnich aus dem Jahr 1219 bestätige immerhin die Teilnahme des Gymnicher Ritters am Kreuzzug. So erläutern es die Mitglieder des Kirchenvorstandes der Gemeinde St.-Kunibertus, die Jahr für Jahr die Prozession auf Christi Himmelfahrt nach den Vorstellungen des einstmaligen Gymnicher Vikars Joseph Weißenfeld aus den 1930er Jahren organisieren.

Allen voran ist es Joachim Axer, seit 1997 verantwortlicher Leiter des Organisationsteams, „als Kind habe er schon vor 50 Jahren Kisten geschleppt“, zusammen mit Wilfried Breuer und Marlies Flohr.

Für das 800-jährige Bestehen 2027 werden schon Ideen gesammelt

Nur seien es diesmal weniger Reiter als in den Jahren zuvor, beklagte Axer. Vor allem liege dies an den gestiegenen Kosten, verursacht durch verschärfte Auflagen bezüglich des Tierschutzes für den Ausritt vor Publikum. So verlange man von den Reitern den Nachweis über Reiterfahrung, wenigstens zehn Reitstunden seien erforderlich, eine Gelassenheitsprüfung müssten Pferdehalter für ihre Tiere vorweisen. Zusätzlich seien jetzt nötig, die Pferde an der Führleine durch den Ort begleiteten.

Das Foto zeigt den Pfarrgemeinderat St.-Kunibertus, organisiert den Gymnicher Ritt Jahr für Jahr, hier Wilfried Breuer, Marlies Flohr und Joachim Axer.

Der Pfarrgemeinderat St.-Kunibertus organisiert den Gymnicher Ritt Jahr für Jahr, hier Wilfried Breuer, Marlies Flohr und Joachim Axer.

Unbeirrt von den neuen Vorschriften denke man schon an das Jahr 2027, dann feiere der Gymnicher Ritt nämlich 800-jähriges Bestehen. „Wir sammeln schon Ideen“, sagte Wilfried Breuer. Marlies Flohr strich die identitätsstiftende und prägende Funktion des in Gymnich höchsten Feiertages hervor: „Ungeachtet von Konfession und Vereinszugehörigkeit machen die Leute aus dem Ort mit, unter ihnen viele Kinder.“

Schwester Marié von den Schönstätter Marienschwestern zeigte sich „sehr berührt“ vom dreistündigen Beten des Rosenkranzes beim Fußmarsch „in Solidarität mit den vielen anderen“. Für Uwe Liefgen, der die Prozession an der Mariensäule verfolgte, war es ein Festhalten an der alten Tradition, die schon der Vater aus dem benachbarten Brüggen pflegte und ein Glaubensbekenntnis.

Rundschau abonnieren