Mit speziellen Taschen werden die Smartphones gesperrt und lassen sich nach Schulende wieder entriegeln.
Neues KonzeptDarum schließen Schüler am Gymnasium Frechen jetzt ihre Handys ein

Mark Vellenga entsperrt seine Tasche an dem speziellen Magnetöffner.
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Den richtigen Umgang mit dem eigenen Smartphone zu finden, ist für viele Menschen schwierig. Fast jeder nutzt eines und kennt den Einfluss der Geräte auf sein Leben. Nicht ohne Grund steckt eine milliardenschwere Branche hinter dem Geschäft mit unserer Aufmerksamkeit. Das bringt Probleme mit sich, mit denen auch Schulen zu kämpfen haben.
Das Gymnasium in Frechen hat daher ein neues Konzept erarbeitet, um die Nutzung des Smartphones auf dem Schulgelände besser zu regeln. Bei der sogenannten „Auszeit“ sollen die Schülerinnen und Schüler ihre Handys in speziellen Taschen verstauen. Diese werden verschlossen und lassen sich nur an bestimmten Punkten am Rande des Schulgeländes wieder öffnen.
Frechen: Entweder die Smartphones bleiben zuhause oder werden in der Tasche weg geschlossen
Das Prinzip funktioniert ähnlich wie ein Antidiebstahlschutz an Kleidungsstücken, der nur an der Kasse entfernt werden kann. Oberstufenschüler dürfen auch während der Schulzeit außerhalb des Geländes ihre Smartphones nutzen. Dass man einmal vergisst, die Tasche nach Schulende zu öffnen und sein Smartphone wieder herauszuholen, kommt wohl eher selten vor. „Das passiert denen maximal einmal“, lacht Lehrerin Nadine Volmer. Sie war mitverantwortlich für das Projekt.
Das Konzept besteht aus zwei Optionen: Die Schüler können ihr Smartphone entweder in der Tasche wegschließen oder es ganz zuhause lassen. Doch die Tasche fand bei vielen Eltern Zustimmung. Die allermeisten Schüler haben sich eine Tasche für 13 Euro Eigenanteil bestellt.
Es ist deutlich lauter in den Pausen. Die Jugendlichen müssen ja wieder miteinander reden.
Seit etwa sechs Wochen läuft das neue Konzept. Für das Lehrpersonal ist bereits jetzt eine deutliche Veränderung des Miteinanders auf dem Schulhof und im Klassenzimmer erkennbar. „Darüber sollte man sich eigentlich nicht freuen, aber wir haben auch mal wieder Konflikte in den Pausen“, sagt Nadine Vollmer.
Vorher gab es zu viele Ablenkungen durch Smartphones. „Es ist deutlich lauter in den Pausen“, sagt Schulleiter Björn Küper. „Die Jugendlichen müssen ja wieder miteinander reden.“ Für ein paar Eltern war die Umstellung nicht so einfach, weil sie ihr Kind nicht mehr permanent orten oder erreichen können. Manche rufen dann aus Sorge schon mal im Sekretariat an.
Gemischte Reaktionen bei den Jugendlichen
Bei den Schülerinnen und Schülern gab es gemischte Reaktionen auf das neue Konzept. Schulleiter Björn Küper habe sogar bei einem Jungen Entzugserscheinungen beobachtet. „Am zweiten Tag hat er so gezittert, dass er sein Handy kaum in die Tasche bekommen hat“, sagt er. Mittlerweile steige aber die Akzeptanz.
Für Oberstufenschüler Julian Debus ist das Wegsperren seines Smartphones nicht immer einfach. „Man vermisst es schon ein bisschen“, sagt er. Zudem sei es dadurch nicht mehr so leicht und bequem, schnell ins Internet zu kommen. Dazu müssen die Schülerinnen und Schüler jetzt in bestimmte Räume. Sein Klassenkamerad Julian Wiehl sieht es pragmatisch: „Mein Akku hält auf jeden Fall länger“.
Mark Vellenga aus der neunten Klasse lässt sein Smartphone mittlerweile lieber ganz zu Hause, weil es ihm nach Schulschluss bei den Entsperrpunkten zu voll ist. Auch er bemerkt, dass vielleicht wieder etwas mehr auf dem Schulhof miteinander geredet wird. Ob sich das Konzept langfristig bewährt, wird sich in den kommenden Monaten zeigen – doch schon jetzt liefert das Gymnasium Frechen interessante Einblicke, wie Schulen den Umgang mit Smartphones neu gestalten können. Denn neben einer großen Ablenkung können die Geräte auch sehr nützliche Werkzeuge sein.