Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

InterviewBürgermeisterkandidat Wolfgang Höfig (Perspektive): „Aktion ist besser als Reaktion.“

5 min
Auf dem Bild ist Wolfgang Höfig in einem dunklen Anzug und weißem Hemd zu sehen.

Wolfgang Höfig tritt bei der Kommunalwahl als Bürgermeisterkandidat der Perspektive für Frechen an.

Der 1962 in Frechen geborene Politiker tritt für die Perspektive für Frechen als Bürgermeisterkandidat an. Der Vater zweier erwachsener Söhne sprach mit Alexa Jansen über seine Ziele und Pläne. 

Als parteiloser Kandidat sind Sie bereits 2020 als Bürgermeisterkandidat angetreten, nun als Kandidat der Wählergemeinschaft Perspektive für Frechen. Wie kommt es dazu?

Schon wenige Monate nach meiner bemerkenswert erfolgreichen Kandidatur als Einzelkandidat (12,8% im ersten Wahlgang bei 6 Bewerbern), haben die Perspektive für Frechen (PfF) und ich erste Gespräche geführt. Dabei stellten wir schnell fest, dass wir uns politisch und thematisch sehr nahestehen und bereits bei den damaligen Wahlbewerbungsthemen viele Überschneidungen hatten. Somit war mein Beitritt als Mitglied zum August 2022 eine logische Konsequenz, und eine erfolgversprechende Bündelung kommunalpolitischer Kompetenzen und Zielsetzungen. Die drei Folgejahre gaben wir uns für intensive Vertrauensbildung und Vorbereitung zur Kandidatur in 2025.

Was gibt den Ausschlag, dass Sie sich das Amt des Bürgermeisters zutrauen?

Da ich mich durch meinen Lebenslauf, die über 30 Jahre Erfahrung als leitender Ingenieur im Projektgeschäft und Personalführung, und Person, die sich seit zehn Jahren kommunalpolitisch und verwaltungsseitig geschult hat, bestens vorbereitet fühle, traue ich mir das Amt des Bürgemeisters natürlich zu!

Die Frage müsste besser lauten: Was bewegt Sie, sich um das Amt des Bürgermeisters zu bewerben? Nun, das ist nur auf einer längeren Zeitachse zu erklären. Seit 2016 beschäftigte ich mich mit unserer kommunalen Geschichte und den vergangenen politischen Dekaden und Machtverhältnissen in Frechen. Ohne die jeweiligen Erfolge der diversen Parteien schmälern zu wollen, fand ich über die letzten zehn Jahre immer mehr Vertrauensverlust und Entfremdung vor, nicht nur zwischen BürgerInnen und Verwaltung, sondern auch zwischen Verwaltung und kommunaler Ratspolitik.

In Frechen ging es meist um Koalitionen (und deren Verfall), um Parteiprogramme und um scheinbare öffentliche „Erfolge“ für einzelne Parteien, und kaum noch um sachorientiertes, mehrheitlich tragfähiges Miteinander unter den Fraktionen. Schon lange geht es nicht mehr um unsere Bürgerinnen und Bürger. Schon in 2019 traute ich mir zu, dieser unglücklichen Tendenz mit meiner Kandidatur 2020 entgegenzutreten. Die einzige Position, die dafür persönlich in Frage kam, war die des Bürgermeisters. So ist es immer noch. Nur als Chef der Verwaltung und gleichzeitig Vorsitzender des Rates habe ich die notwendigen Stellschrauben und Verantwortlichkeiten in der Hand.

Was unterscheidet Sie von Ihren beiden Herausforderern Gerd Koslowski (CDU) und Uwe Tietz (SPD)?

Das ist einfach erklärt. Meine Wahlbewerbung fing schon in 2020 an. Vor der Wahl ist nämlich nach der Wahl. Dabei beschränkte ich mich nicht auf die sechs bis neun Wochen vor einer Wahl, sondern zeige seit Jahren Präsenz und gelebte Bürgernähe in vielen Vereinen und der Kultur in Frechen. Ich bin schon seit vielen Jahren offen, aktiv und ansprechbar. Meine vielen Projekte sind erfolgreich wie zum Beispiel der Reha-Vital Senioren-& Rehabilitationssport,  und es macht Freude, Menschen zuzuhören und zu helfen. Manche meiner Freunde sagen, der Unterschied sei meine unkonventionelle, unkomplizierte Art mit Menschen umzugehen.

Viel diskutiertes Thema in Frechen war und ist die Planung einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) für Geflüchtete in Königsdorf – wie stehen Sie dazu?

Hier darf ich persönlich werden, da ich als Bürger genauso mit dem Thema überfahren wurde, wie alle anderen. Ich bin der Meinung, dass man eine ZUE grundsätzlich nur unter frühem transparentem und öffentlichem Einbezug der Frechener andenken sollte. Leider war das vorliegend aus bekannten Gründen nicht realisierbar.

Da wir in Frechen bekanntlich über keine ausreichenden Kapazitäten für die Unterbringung geflüchteter Menschen verfügen, ist die ZUE eine Lösungsmöglichkeit, um das Dilemma in den Griff zu bekommen. Der Ratsbeschluss ist ja auch mangels Alternativen mit großer Mehrheit gefasst worden.

Prinzipiell halte ich eine ZUE in Anbetracht ihrer Organisationsform und Vorgehensweise genauso für menschenunwürdig, wie eine behelfsmäßige Flüchtlingsunterkunft in kaputten Containern oder zeltbelagerten Turnhallen, noch schlimmer in Zelten in Industriehallen oder gar im Freien.

In Frechen haben wir den zunehmenden Zustrom von Flüchtlingen die letzten zehn Jahre verschlafen. Die Versäumnisse der Migrationspolitik des Bundes müssen wir zudem kommunal lösen. Hier können wir nur mit strategisch langfristiger Stadt- und Bauentwicklungsplanung reagieren, immer mit Fokus auf bezahlbaren Wohnungsbau und Sozialbauanteile.

Was sind für Sie die drei wichtigsten Themen im Wahlkampf?

Das ist anspruchsvoll. Die Themen im Wahlprogramm der PfF umfassen 78 Punkte. Mein persönliches Wahlprogramm umfasst gestrafft immer noch 38 Punkte. Bei drei Themen würde ich sagen:  Meine Vision ist ein Frechen, das transparent verwaltet wird, in dem Bürgerbeteiligung gelebt wird und das für alle Generationen lebenswert ist.

Das Amt des Bürgermeisters neu definieren, als aktiven, ansprechbaren, bürgernahen Vertreter aller Frechenerinnen und Frechener. Gelebte Politik auf Augenhöhe mit unseren Bürgerinnen und Bürgern. 

Bereit Verantwortung zu übernehmen. Bereit, Frechen gemeinsam mit ihnen in eine gute Zukunft zu führen. Zusammenhalt sei unsere gelebte Wirklichkeit.

Worin sehen Sie die größten Probleme in Frechen?

Neben den Finanzierungsproblemen, dem drohenden Haushaltssicherungskonzept, den bekannten Leerständen und schlechter wirtschaftlicher Entwicklung, ist es vor allem das sichtbare Frechen, was mir Sorge bereitet. Also Sauberkeit, Ordnung, Sicherheit, schwindender sozialer Zusammenhalt und Gemeinschaftssinn.

Wir benötigen bezahlbaren Wohnraum, einen endlich sichtbaren Strukturwandel mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und Gewerbeansiedlungen sowie modernen Standards entsprechenden Kitas und Schulen.

Wo liegen die besten Chancen für die Stadt?

Nur wenn es gelingt, die kommunalen Steuern mit Vernunft und Augenmaß zu entwickeln, wenn wir eine vernünftige Haushaltsführung haben, können wir die Zukunft Frechens positiv gestalten. Aktion ist besser als Reaktion.

Was würden Sie bei einem Wahlsieg anders machen als Ihre Vorgängerin?

Ich werde klar in der Haltung sein, zuhören, entscheiden, führen und Projekte ideenreich und kontrolliert umsetzen. Ich will nicht nur verwalten, sondern aktiv gestalten. Wir brauchen eine funktionsfähige, team- und serviceorientierte Verwaltung. Gelebte Bürgernähe gehört wie selbstverständlich dazu. Die Bürgersprechstunde nicht nur versprechen, sondern innerhalb von wenigen Wochen auch einführen.

Was wünschen Sie sich für Frechen im Jahr 2030?

Die planerischen Zeitläufe sind in Kommunen sehr lang, meist zehn bis 15 Jahre. Insgesamt wäre es für fünf Jahre ein persönlicher Erfolg, wenn wir die vorab genannten Themen anerkannt sichtbar und erlebbar für die Frechenerinnen und Frechener auf den Weg bringen. Der Fokus liegt auf: Dem deutlich sichtbaren Erfolg bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraumes, den messbaren Fortschritten in der Gewerbeflächenentwicklung und Gewerbeansiedlung sowie dem eingehaltenen Fahrplan bei der Schulsanierung und dem Schulneubau.