Frechenerin wird 100 Jahre altMit einem Trauerkranz gelang ihr die Flucht aus der DDR

Sophia Engel
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Frechen-Königsdorf – Sophia Engel feiert am heutigen Freitag ihren 100. Geburtstag. Die Jubilarin lebt im Königsdorfer Altenzentrum St. Augustinus. „Ich bin ein echt kölsches Mädchen“, sagt Sophia Engel über sich. Sie wuchs in der Maastrichter Straße, in der Nähe des Brüsseler Platzes, auf. Ihr Vater arbeitete in Köln als Maler und Anstreicher, die Mutter besorgte den Haushalt bei Kölner Familien. Nach der Schule machte Sophia Welmans, so ihr Mädchenname, eine Ausbildung zur Verkäuferin im Lebensmittelhandel.
Die junge Frau war nach eigenem Bekunden in der Jugend recht sportlich, machte Leichtathletik und war viel mit dem Fahrrad unterwegs. So erzählt sie von Touren nach Frankfurt, in den Spessart, Hunsrück oder Taunus. „Das machte ich meistens allein, meinen Freundinnen war das zu anstrengend. Und nach einer Tour von Frankfurt zurück nach Köln musste mich meine Mutter vom Rad heben, ich war zu kaputt“, erinnert sie sich.
Frechenerin lernte ihren Mann vor dem Kölner Dom kennen
Ihren späteren Ehemann Erich Engel lernte sie bei einem Bummel in Köln vor dem Dom kennen. Der Leipziger Lebensmittelkaufmann war mit weiteren vier Soldaten zu einem Kurzurlaub von Frankreich in die Domstadt gekommen. „Frollein, passen se auf, dass sie nicht unter die Straßenbahn kommen“, mit diesem Spruch hatte er sie angesprochen.
Als ihr Freund wieder an die Front musste, wurde der Kontakt über die Feldpost aufrecht erhalten. 1943 heiratete das Paar, und die Kölnerin zog nach Leipzig. Das Paar bekam einen Sohn und eine Tochter, die der Familie später drei Enkel schenkte. Zu Weihnachten im Jahr 1960 verließ die Familie die DDR. Sophia Engel behauptete, zur Beerdigung ihrer Mutter zu wollen. „Auf dem Dach unseres Wartburg-Kombis hatten wir einen großen Trauerkranz befestigt, damit das alles glaubwürdig erschien. Und man ließ uns durch.“ In der Nähe des Friesenplatzes fanden sie eine Wohnung, ihr Mann bekam bei Bayer Leverkusen eine Anstellung.
Sophia Engel: „Ich hab’ mir früher nichts gefallen gelassen“
Die Familie machte gern Urlaub in den Bergen und trieb viel Sport. „Weil ich selber gern geschwommen bin, hab’ ich dafür gesorgt, dass auch die Kinder schnell sicher im Wasser wurden und sich frei schwammen.“ Dazu gehörte auch der Besuch des Frechener Terrassenbades. Auch Radtouren standen weiter auf dem Programm.
Auch als ihre Tochter, die seit ihrer Heirat in der Nähe des Lake Tahoe lebt, in die USA gegangen war, blieb der Kontakt eng. „Ich bin bestimmt fast 20-mal dort gewesen. Das ist eine herrliche Gegend“, schwärmt die Jubilarin.
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Sophia Engel lebt seit fast 30 Jahren allein. Ihr Mann starb 1992 nach 49 Ehejahren. Ihren Sohn verlor sei im Juli 2021. In ihrem kleinen Appartement im Altenzentrum kommt sie gut zurecht. Nach einem Treppensturz ist sie mittlerweile aber auf den Rollstuhl angewiesen. „Wenn es geht, fahre ich gern raus in den Garten, genieße die Natur.“ Abends schaut sie hin und wieder fern. „Gerne Naturfilme, bloß keine Krimis, dann kann ich nicht schlafen.“
Und wie wird man 100 Jahre alt? Sophia Engel zuckt mit den Schultern: „Ich habe früher gern ein Kölsch getrunken, heute ab und an mal ein Gläschen Sekt und vor dem Einschlafen ein Stück Schokolade. Ich hab’ mir früher nichts gefallen gelassen.“