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Korruption im Frechener RathausBeschäftigte sprechen über die Arbeit der Angeklagten

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Vor dem Schöffengericht müssen sich die drei ehemaligen städtischen Mitarbeiter verantworten.

Frechen/Köln – Die Gerichtsverhandlung um drei ehemalige Frechener städtische Mitarbeiter vor dem Landgericht Köln geht weiter. In der gestrigen Verhandlung sprachen Zeugen, die unter den Rathausmitarbeitern gearbeitet hatten, über ihre Erlebnisse bei Bestellungen von Möbeln und Lebensmitteln für die Geflüchteten in der Stadt.

Drei ehemalige Mitarbeiter der Stadt Frechen müssen sich seit Februar unter anderem wegen Untreue, Bestechung und Steuerhinterziehung verantworten. Der damalige Leiter der Abteilung Wohnen und Soziales, sein Stellvertreter sowie ein damaliger Hausmeister sollen sich im Zusammenhang mit der Flüchtlingskrise 2015/2016 bereichert haben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die Angeklagten bis zu 1,2 Millionen Euro für sich abgezweigt haben.

Hausmeister: „Wir haben heute noch Sachen, die damals bestellt wurden“

Zwei Zeugen, die vor Gericht aussagten – beide waren zur Zeit der Flüchtlingskrise als Hausmeister bei der Stadt Frechen beschäftigt und kümmerten sich mit um Einrichtung und Versorgung von Geflüchtetenunterkünften – berichteten von zu vielen Möbeln, die bestellt worden waren und Schwierigkeiten mit den Leitern der Abteilung Wohnen und Soziales.

„Wir haben heute noch Sachen, die damals bestellt wurden. Und die verteilen wir jetzt an die Ukraine-Geflüchteten“, sagte ein 55-jähriger Hausmeister. Darunter seien unter anderem Schränke, Betten oder auch Erstausstattungen (Decken, Töpfe, Geschirr, Bettwäsche) für die Geflüchteten.

Viele gelieferte Güter waren gar nicht von Mitarbeitern angefordert worden

Auch von den damals tätigen Hausmeistern seien Bedarfe an Möbeln, beispielsweise für von der Stadt angemietete Wohnungen angemeldet worden. „Es wurden aber auch viele Dinge geliefert, die nicht angefordert wurden“, so der Zeuge.

Auf die Frage der vorsitzenden Richterin, ob seiner Meinung nach zu viele Güter dieser Art bestellt wurden, antwortete der 55-Jährige mit einem klaren Ja. „Als ich einen der Angeklagten darauf ansprach, wurde mir gesagt, dass ja noch mehr Menschen kommen könnten und dass ich Ruhe geben soll, das sei nicht meine Entscheidung.“

Gastronom lieferte bis zu 200 warme Mahlzeiten pro Tag

Auch ein Frechener Gastronom sprach über sein dienstliches Verhältnis mit der Stadt Frechen. Er habe durch einen der Angeklagten den Auftrag erhalten, täglich 100 bis 200 warme Mahlzeiten zuzubereiten und an zwei Unterkünfte in Frechen zu liefern. Für Essen habe er 5,50 Euro, später 5 Euro pro Person berechnet, für Nachlieferungen – die seiner Aussage nach zwei- bis dreimal die Woche bestellt wurden – und Geschirr berechnete er Pauschalpreise.

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Die Rechnungen schickte der Gastronom jedoch nicht direkt an die Stadt Frechen, sondern an ein Catering Unternehmen. Wie die Vorsitzende ausführte, habe die Catering-Firma der Stadt jedoch rund 12 bis 14 Euro pro Essen berechnet. „Davon habe ich erst in dieser Verhandlung erfahren“, sagte der Gastronom. Die Verhandlung wird fortgesetzt.