Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Zukunft der Lkw-BrancheSo sieht's der Geschäftsführer der DAF-Deutschlandzentrale in Frechen

Lesezeit 5 Minuten
Auf dem Bild ist ein Mann vor roten Lkws zu sehen.

Willem van Sambeek ist der Geschäftsführer DAF Trucks Deutschland.

Willem van Sambeek, Geschäftsführer DAF Trucks Deutschland, spricht über die Branche, autonomes Fahren und die Zukunft. 

Seit fünfzig Jahren hat der niederländische Lkw-Hersteller DAF eine Niederlassung in Deutschland, seit 1998 befindet sich die Deutschlandzentrale des Unternehmens in Frechen. Vor hier aus koordinieren etwa 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter den Vertrieb und das Marketing für die verschiedenen Konzernmarken, die in vielen Regionen Europas zu den Marktführern bei Lkw gehören. „Deutschland ist einer der Schlüsselmärkte für uns“, sagt Willem van Sambeek, Geschäftsführer DAF Trucks Deutschland. Mit ihm sprach Markus Peters über die Herausforderungen einer sich rasch wandelnden Branche.

Viele in der Region kennen den Firmennamen DAF, was steht dahinter?

Willem van Sambeek: Das Unternehmen DAF wurde 1929 als „Van Doorne's Aanhangwagen Fabriek“ gegründet. Mit der Produktion von Lkw sowie von Anhängern und Bussen hat man aber erst im Jahr 1949 begonnen. Seit 1996 gehören DAF Trucks N.V. mit Hauptsitz im niederländischen Eindhoven zum amerikanischen Technologie-Unternehmen PACCAR, einem globalen Konzern, der leichte, mittelschwere und schwere Lkw entwickelt und fertigt.

Am 13. Mai 1975 wurde die erste deutsche DAF-Niederlassung in Langenfeld eröffnet, also vor gut 50 Jahren. Seit 1998 sind wir in Frechen, von wo aus wir Sattelzugmaschinen und Fahrgestelle für jede Transportanforderung vermarkten. Unser Händler- und Service-Netz in Deutschland besteht aus 134 Standorten.

Wie wichtig ist der deutsche Markt für DAF?

Der deutsche Markt ist einer der größten Lkw-Märkte in Europa, der gleichzeitig auch am stärksten wächst. Im Segment der schweren Sattelzugmaschinen ist DAF Trucks die führende Importmarke in Deutschland. Im Bereich der Fahrgestelle und Aufbauten wächst unsere Marke ebenfalls stetig. Zu unseren Kunden gehören Transport- und Lagerunternehmen, Handwerksbetriebe, Bauunternehmen, aber auch Kommunen mit ihren unterschiedlichsten Anforderungen an die Lkw. Dazu zählen die Straßenreinigung, die Abfallentsorgung, Rettungs- und Feuerwehrdienste, sowie viele Aufgaben mehr.

Wieviel Geld muss man für einen modernen DAF-Truck ausgeben?

Über Preise sprechen wir grundsätzlich nicht, da jeder Lkw aus unserem Portfolio ein Unikat ist, das sich der Kunde nach seinen Bedürfnissen und Anforderungen konfigurieren kann. Danach kann er das Fahrzeug hunderttausende Kilometer fahren.

Lkw haben ein Image-Problem. Wie trösten Sie Autofahrer, die auf der A 4 zwischen zwei Sattelzügen festhängen?

Es ist sehr schade, dass diese Fahrzeuge, aber auch ihre Fahrer und Fahrerinnen ein eher negatives Image haben, denn das wird dem Job und dem Produkt überhaupt nicht gerecht. Transportdienstleistungen sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Gesellschaft. Ohne diese Fahrzeuge (und diejenigen, die sie Tag und Nacht bewegen), wäre nichts von dem verfügbar, was wir in unserem täglichen Leben benötigen - weder Dienstleistungen noch Produkte.

Ja, es ist unangenehm im Stau zu stehen, aber ich finde, wir sollten uns im Straßenverkehr mit mehr Rücksicht und gegenseitigen Respekt begegnen.

Die Transportbranche sucht händeringend Fachkräfte. Was leisten Sie als Hersteller, um den Arbeitsplatz hinter dem Lenkrad attraktiver zu machen?

Für den Fernverkehr haben wir mit der Baureihe DAF XG+ die mit 12,5 Kubikmetern größte Fahrerkabine am Markt geschaffen, dazu besitzt sie auch das beste und größte Bett am Markt. Die Kabinen der übrigen Baureihen sind zwar etwas kleiner, bieten aber den gleichen Komfort und die gleiche Ergonomie. Das ist ein wichtiger Faktor für zufriedene Fahrerinnen und Fahrer, da die Kabine für sie ihr zweites Zuhause ist. Ausgeruhte Fahrer sind sichere Fahrer, was wiederum allen Verkehrsteilnehmern zugutekommt.

Wo sehen Sie die Lkw-Technologie in den kommenden Jahren, z.B. im Bereich autonomes Fahren?

Das autonome Fahren ist schon seit Jahren in der Entwicklung. Die Vorteile liegen auf der Hand: Autonome Lkw werden nie müde und brauchen keine Pausen. Da bei Speditionen Fahrermangel herrscht, gelten autonome Lkw mittlerweile nicht mehr als Bedrohung für Arbeitsplätze - zumal ein flächendeckender Einsatz ohnehin nicht zu erwarten ist. Wir wollen nicht den Fahrer ersetzen, sondern ihn von einfachen Routineaufgaben entlasten. So könnte der Lkw selbstständig innerhalb eines Hafengeländes fahren, um Fracht aufzunehmen, während sich der Fahrer um seine Frachtpapiere kümmert oder eine Pause einlegt.

Immer wieder werden unterschiedliche Treibstoffe für Lkw diskutiert. Wo sehen Sie die zukunftsfähigste Lösung?

Bei uns gibt es die verschiedensten Antriebstechnologien, die wir entweder bereits auf der Straße oder in der Entwicklung haben. Das reicht von den neuesten Verbrenner-Motoren über E-Mobilität, Wasserstoff, Hybrid-Lkw bis zu Biodiesel. Wir sind überzeugt, dass es auch in Zukunft eine Mischung aus den verschiedenen Antriebstechnologien für unterschiedliche Gewerke und Transportbereiche geben wird.

Allerdings kommen unsere Innovationspläne mitunter an bürokratische Grenzen. So sind die Fahrzeuge der New Generation DAF nach den neuen EU-Richtlinien so konstruiert, dass sie weniger Luftwiderstand bieten und damit weniger Kraftstoff verbrauchen. Damit sind sie aerodynamischer, aber auch etwas länger. Aufgrund der deutschen Rechtslage dürfen diese Zugmaschinen nicht mit einem verlängerten Auflieger fahren, weil sie so etwas zu lang für den Straßenverkehr wären. Seit drei Jahren bemühen wir uns vergeblich um eine Gesetzesänderung.

Der Rhein-Erft-Kreis wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Was wünschen Sie ihm zum Geburtstag?

Wir sind seit über 50 Jahren in der Rhein-Main-Region und seit genau 27 Jahren im Rhein-Erft-Kreis ansässig, hier fühlen wir uns sehr wohl. Auf Basis dieser gemeinsamen Historie, auch weil wir dieses Jahr ein gemeinsames großes Jubiläum feiern, wünschen wir dem Kreis alles erdenklich Gute dazu und setzten auf weitere gemeinsame und erfolgreiche Jahre hier am Standort Frechen.


Zur Person:

Willem van Sambeek hat vor 20 Jahren als Finanz-Controller bei DAF Trucks angefangen. Im Jahr 2014 wechselte er als Geschäftsführer einer Tochtergesellschaft nach Deutschland. Seit Ende des Jahres 2019 ist er Geschäftsführer der DAF Trucks Deutschland GmbH.

Er wohnt mit seiner Familie in Maastricht, etwa 15 Minuten von der deutschen Grenze entfernt: „Bis zum Büro in Frechen brauche ich ungefähr 50 Minuten und die Strecke lässt sich immer gut fahren. Da ich schon über zehn Jahre in Deutschland arbeite, fühle ich mich hier mittlerweile wirklich wohl und möchte auch aktuell in keinem anderen Land arbeiten.“