Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Kreatives Konzept des KeramionsWird der Bartmannkrug aus Frechen Unesco-Kulturerbe?

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist eine Reihe von Bartmannkrügen zu sehen.

Der Bartmannkrug ist in vielen verschiedenen Versionen entwickelt worden. 

Die Verwaltung und das Museum wollen einen Antrag zur Aufnahme stellen. Internationales Forscherprojekt und Strategiepapier mit vielen Ideen.

Auf den ersten Blick ist er meist eher unscheinbar — eine schlichte braune Glasur, eine mittlere Höhe und spärliche Verzierungen. Und doch verbergen sich in fast jedem Exemplar spannende Geheimnisse und er ist ein globaler Star: Der Bartmannkrug.

Nun soll dem Markenzeichen der Töpferstadt erneut internationaler Ruhm zuteil werden: Die Verwaltung und die Stiftung Keramion beabsichtigen, den Bartmannkrug auf die verschiedenen Kulturerbe-Listen von Land und Bund setzen zu lassen — und er soll im Rahmen des Unesco-Immatierellen Kulturerbes in der Kategorie „Fachwissen über traditionelle Handwerktechniken“ anerkannt werden. Ziel ist es, das Wissen um seine Herstellung, Geschichte und kulturelle Bedeutung zu erhalten, zu vermitteln und neu zu beleben.

Frechen: Bis zu eine Million Krüge pro Jahr produziert

Die Produktion begann in den 1520er-Jahren in Köln und wurde bald vor allem in Frechen ausgebaut, bis zu einer Millionen Gefäße wurden pro Jahr hergestellt. Die Krüge wurden zu einem Massenprodukt für den Transport sowie die Lagerung und gelangten von Frechen aus im Rahmen des kolonialen Handels in die weite Welt. Sie wurden über die Handelsdrehscheibe Köln, rheinabwärts in die Niederlande, nach England und bis nach Japan und Südamerika exportiert.

Bartmannkrüge sind heute ein globaler Leitfund von herausragender Bedeutung für interdisziplinäre Forschungen zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte
internationales Forscherteam zum Projekt „Bartmann goes global“

Die Museumsleitung der Stiftung Keramion, Christine Otto und Klaus Gutowski, haben für das Vorhaben ein ambitioniertes Strategiepapier erarbeitet — das dem kulturellen Erbe der Stadt eine spannende Perspektive in Aussicht stellt.

Auf dem Bild ist eine Skulptur, ein 2,40 Meter großer Bartmannkrug zu sehen.

Als "weltgrößter" Bartmannkrug gilt der Bartmannkrug an der Sternengasse in Frechen, er ist knapp 2,40 Meter hoch und wiegt eine Tonne. Manfred Zimmermann und Manfred Holz gestalteten ihn.

Grundstock ist das Forschungsprojekt „Bartmann goes global“ vom LVR-LandesMuseum Bonn, dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, den Universitäten Tübingen und Bonn sowie dem Museum of London Archaeology (Mola). Das internationale, für drei Jahre geförderte Forscherteam befasst sich mit den Grundlagen und speziellen kulturhistorischen Fragestellungen zu den Bartmannkrügen und auch dem Rheinischen Steinzeug. „Bartmannkrüge sind heute ein globaler Leitfund von herausragender Bedeutung für interdisziplinäre Forschungen zur Kultur- und Wirtschaftsgeschichte“, werten sie.

Eine Bartmannroute soll als Rad- und Wanderweg Partnermuseen mit dem Keramion verbinden

Bis 2026 sind im Keramion die Konzeptentwicklung, Netzwerkarbeit und erste Vermittlungsprojekte wie Führungen und Mitmach-Formate für Kinder und Jugendliche geplant. Bis 2027 soll dann die Antragstellung erfolgen, eine Schautöpferei im Keramion mit Produktion für den Museumsshop entwickelt und Workshops gestartet werden. Zudem sollen weitere Künstlerresidenzen im Museum stattfinden und langfristig eine Bartmann-Residenz ins Leben gerufen werden, bei der Künstler den Krug weiterentwickeln und ihm neue Perspektiven geben. Dabei werden aber sowohl ein geeigneter Ort als auch die Finanzierung als „Herausforderung“ gesehen.

Für die Jahre nach 2027 sind unter anderem ein Bartmann-Keramikpreis sowie eine Bartmann-Route vorgesehen. Sie könnte Stationen des Museumsnetzwerks mit dem Stadtmuseum Siegburg, dem Töpfereimuseum Langerwehe und das belgische Museum Raeren als Rad- und Wanderweg verbinden.

Sowohl das Strategiepapier als auch das internationale Forschungsprojekt werden am Dienstag, 3. Juni, ab 17 Uhr, im Kulturausschuss im Rathaus vorgestellt.

Immaterielles Kulturerbe der Unesco

Deutschland ist dem Übereinkommen der Kunst- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (Unesco) zum Erhalt des Immateriellen Kulturerbes 2013 beigetreten. Ziel ist, die Vielfalt des lebendigen Kulturerbes in Deutschland und der Welt zu erhalten, zu pflegen und zu fördern.

Unter Immateriellem Kulturerbe sind Bräuche, Rituale, Feste, darstellende Künste, mündliche Ausdrucksweisen, Wissen und Fertigkeiten zu verstehen, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und Gefühle von Identität und Kontinuität vermitteln.

Die Erstellung des bundesweiten Verzeichnisses des Immateriellen Kulturerbes ist mit einem mehrstufigen Verfahren verbunden, an dem sowohl die Bundesländer und die Kultusministerkonferenz, der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien als auch die Deutsche Unesco-Kommission beteiligt sind.

Zehn Einträge gibt es zur Zeit aus Deutschland auf der Unesco-Liste, dazu zählen unter anderem der Blaudruck, das Hebammenwesen, die Falknerei sowie der Orgelbau und die -musik. (aj)