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Erinnerung an eine TragödieZugunglück in Frechen mit sieben Toten jährt sich zum 40. Mal

Lesezeit 2 Minuten
Auf dem Foto ist zu sehen, wie Feuerwehrleute verletzte Passagiere bergen.

Sieben Tote und 23 Schwerverletzte forderte das Zugunglück am 26. Mai 1983 in der Nähe des Bahnhofes Königsdorf. Feuerwehren und Hilfsorgansiationen aus dem ganzen Kreis waren im Einsatz

Eine Sand- und Schlammlawine war die Ursache für das Unglück. Ein Anlieger hatte seinen Swimmingpool entwässert.

„Ich habe die Toten auf und zwischen den Gleisen liegen sehen, neben einem Mann und einer alten Frau lagen zwei junge Südamerikanerinnen – erschütternde Bilder, die ich immer wieder vor Augen habe“, betroffen erinnert sich Joseph Sander im Jahrbuch 2019 des Frechener Geschichtsvereins an das schreckliche Zugunglück, das sich am 26. Mai 1983 in Königsdorf ereignete.

Der Ostende-Wien-Express D 225 war laut Fahrtenschreiber mit 130 Stundenkilometern unterwegs und entgleiste – weil ein Anlieger seinen Swimmingpool entwässerte hatte. Dies führte an der steilen, etwa 15 Meter hohen Böschung zu den Gleisen zu einer großen Sand- und Schlammlawine. Sieben Menschen kamen ums Leben, 17 Personen wurden verletzt, einige davon schwer. Die Verletzten wurden von Rettungskräften nach Frechen ins Krankenhaus gebracht.

Der Lokführer war sofort tot, zwei Männer wurden aus dem Waggon geschleudert

Joseph Sander war als örtlicher Kreistagsabgeordneter der CDU vor Ort, mit dem damaligen Polizeipräsident besuchte er die Unglücksstelle. „Wir haben miterlebt, wie Schwerverletzte und Tote aus dem ersten, total deformierten Wagen geborgen wurden. Im ersten Wagen, der fast zu einem U geknickt war, kamen fünf Menschen ums Leben“, schreibt er in seinem Bericht.

Der Lokführer war sofort tot, zwei Männer wurden aus dem Waggon heraus geschleudert und tödlich verletzt. Drei Personen, unter anderem eine junge Südamerikanerin, wurden tot aus den Trümmern geborgen. Ihre Schwester erlag ihren schweren Verletzungen am 22. Juni 1983.

Der Zug entgleiste rund 650 Meter vor der Unglücksstelle, die rechten Räder der Elektrolok und der ersten beiden Waggons rollten rechts neben den Schienen über Schotter. An einer Weiche wurde die Lokomotive blitzschnell nach rechts gelenkt und raste mit nahezu ungeminderter Geschwindigkeit gegen die Brücke an der Augustinus-Straße.

Der Fahrdienstleiter wurde auf Bewährung verurteilt

Die Lokomotive wurde durch den Aufprall geblockt, stellte sich quer und wurde infolge der hohen Geschwindigkeit durch die damals schmale Brücke gedrückt, bevor der Zug zum Stehen kam. „Anwohner haben mir berichtet, dass noch in rund 300 Meter Entfernung die Erde und Häuser gebebt und Gläser in den Schränken gescheppert hätten“, erzählt der heute 84-Jährige.

Im April 1984 wurde der katastrophale Unfall vor Gericht verhandelt. Dabei stellte die Staatsanwaltschaft laut Sander fest, dass der damals 25-jährige Fahrdienstleiter die Strecke Köln-Aachen um 21.04 Uhr richtigerweise gesperrt hatte – er aber auch die Strecke Aachen-Köln mit einem „Vorsichtsbefehl“ hätte sperren und den Lokführer per Funk warnen müssen. Der Fahrdienstleiter wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt.

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