De BüttHürther Rat entscheidet über die Zukunft des Solebeckens – vier Varianten

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Eine Bauruine ist das Solebecken im Außenbereich des Familienbads De Bütt. 2012 wurde es trockengelegt, seitdem verfällt es weiter.

Eine Bauruine ist das Solebecken im Außenbereich des Familienbads De Bütt. 2012 wurde es trockengelegt, seitdem verfällt es weiter.

Hürth – Vor zehn Jahren nahm das Trauerspiel um das neue Solebecken im Außenbereich des Familienbads De Bütt seinen Anfang. Eine Woche vor der geplanten Eröffnung zog sich ein langer Riss durch die Bodenfliesen. Später fielen Kacheln von den Beckenwänden. Nach mehreren Reparaturversuchen – unter anderem wurden die abgeplatzten Fliesen mit Gummimatten abgedeckt – ließ man Anfang 2012 endgültig die 300 000 Liter Salzwasser ab. Ob das Becken repariert, umfunktioniert oder zugeschüttet wird, ist immer noch offen.

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Ursache für den Schaden sind nach dem Urteil eines Sachverständigen fehlende Abdichtungen von Beckenwänden und- boden, Mängel bei der Abdichtung von Ein- und Abläufen sowie Lampen, außerdem fehlende Dehnungsfugen. Der Streit mit den beteiligten Firmen um die Schadensregulierung mündete 2011 in einem Beweissicherungsverfahren vor dem Landgericht in Köln, das bis heute nicht abgeschlossen ist. Laut Vorlage der Verwaltung für den Bäderausschuss ist „eine Entscheidung derzeit noch nicht absehbar“.

Doch den Kommunalpolitikern reißt langsam der Geduldsfaden. Ende September vergangenen Jahres gab der Ausschuss der Verwaltung auf, unabhängig vom Ausgang des Gerichtsverfahrens mögliche Nutzungen des Beckens zu prüfen.

Vier Varianten

Die Verwaltung hat nun vier Varianten geprüft mit dem Ziel, „dem städtischen Bäderbetrieb weiterhin ein unvergleichbares Profil im interkommunalen Vergleich zu verleihen“. Dazu zählt sie allerdings auch ein Zuschütten des Beckens, das mit geschätzten 90 000 Euro erstmal die günstigste Variante wäre – allerdings müsste in diesem Fall der Kämmerer den Restbuchwert des Beckens in Höhe von gut 1,5 Millionen Euro abschreiben. Alternativen wären eine Sanierung des Solebeckens sowie der Umbau in ein Lehrschwimmbecken mit geringer Wassertiefe für die Sommermonate oder in einen Wasserspielplatz für Kleinkinder und Familien.

Ob das Becken jemals wieder Wasser sehen wird und wie es genutzt werden könnte, das steht in den Sternen.

Ob das Becken jemals wieder Wasser sehen wird und wie es genutzt werden könnte, das steht in den Sternen.

Um das Solebecken wieder herzustellen, gibt es laut Verwaltung mehrere, unterschiedlich teure Möglichkeiten. Rund 500 000 Euro würde es kosten, eine Edelstahlwanne einzusetzen. Neu gefliest werden könnte das Becken wohl schon für 300 000 Euro. Das Auskleiden mit Folie wird auf 220 000 Euro veranschlagt, noch einmal 20 000 bis 40 000 Euro günstiger wäre eine Beschichtung mit Chlorkautschukfarbe oder Kunststoff. Allerdings ist unklar, ob das eingesickerte Chlorwasser die Betonkonstruktion des Beckens in Mitleidenschaft gezogen hat. In diesem Fall wäre eine Betonsanierung erforderlich, deren Kosten die Verwaltung noch nicht kalkuliert hat.

Um das Becken für Schwimmkurse nutzbar zu machen, wären weitere Investitionen erforderlich. Ein höhenverstellbarer Hubboden würde nach Verwaltungsangaben 300 000 Euro zusätzlich kosten, ein fester Betonboden inklusive Anpassung der Wasseraufbereitung immer noch bis zu 150 000 Euro. Die Umnutzung in einen Wasserspielplatz mit unterschiedlichen Wassertiefen, Rutschflächen und Wasserspeiern hat die Verwaltung nicht näher geprüft. Schließlich gibt es im Außengelände der Bütt bereits ein Kleinkinderbecken.

Zeitnahe Entscheidung

Vertreter der schwarz-grünen Kooperation kündigten eine zeitnahe Entscheidung zur Zukunft des Solebeckens an, das heute eine Bauruine ist. „Um den Prozess zu beschleunigen, wollen wir bis zur nächsten Ausschusssitzung Klarheit über die Möglichkeiten zur künftigen Nutzung des Beckens haben“, so der Vorsitzendes des Bäderausschusses, Hans-Josef Lang (CDU).

Als Grundlage für eine ergebnisoffene Abwägung seien genauere Zahlen zu Investitionskosten, Abschreibungen und laufenden Betriebskosten erforderlich, ergänzt CDU-Ratsmitglied Sebastian Horst. Die Kooperation will sich darüber hinaus die Folgen eines Umbaus für das Beweissicherungsverfahren erläutern lassen.

Die Sozialdemokraten stellten klar, dass für sie nur eine Sanierung des Solebeckens oder ein Umbau in ein Schwimmbecken in Frage komme. „Alle anderen Varianten scheiden für uns aus“, betonte SPD-Ratsmitglied Gerald Wolter. Geklärt werden müsse aber auch, ob mit einem Solebecken überhaupt noch Badegäste angelockt werden. Wolter: „Was nützt es uns, wenn wir einen sechsstelligen Betrag zur Sanierung bereitstellen, und das Becken wird dann kaum in Anspruch genommen?“

Die Chronologie der Ereignisse

Für 9,5 Millionen Euro ließ die Stadt Hürth ab November 2005 das Familienbad De Bütt umbauen und um ein Erlebnisbecken, einen neuen Saunabereich und ein Solebecken erweitern.

Das Solebecken sollte mit Verspätung im Februar 2008 freigegeben werden. Doch eine Woche vor dem Termin wurde ein langer Riss im Beckenboden entdeckt. Gutachter bezifferten den Schaden auf 200 000 Euro. Erst im Oktober 2008 begannen die Reparaturarbeiten, die die beteiligten Firmen auf eigene Kosten ausführen wollten. Im Juni 2009 wurde das Solebecken endlich eröffnet.

Doch der Salzwasserspaß währte nicht lang. Im November 2010 tauchte der nächste Schaden auf. Auf zehn Quadratmetern lösten sich Fliesen vom Untergrund des Beckens. Mit schweren Gummimatten wurden die defekten Fliesen abgedeckt, sodass das Becken im Frühjahr 2011 vorerst wieder freigegeben werden konnte. Die Stadt zog vor Gericht und beantragte ein Beweissicherungsverfahren, damit Schadenersatzansprüche nicht verjähren. Das Verfahren zieht sich bis heute hin.

Anfang 2012 wurde das Solebecken endgültig gesperrt. Bei Wartungsarbeiten waren weitere Fliesenschäden auch an den Beckenrändern und Hohlräume unter den Wasserliegen entdeckt worden.

Im Herbst 2014 begann eine Diskussion über den Bau einer Schwimmhalle anstelle des Solebeckens. Angestoßen hatte sie Klinikunternehmer Alfons Domma, der ein Therapiebecken für die benachbarte Salus-Klinik bauen und Nutzungszeiten an die Stadt vergeben wollte. Die Stadt ließ die Pläne durchrechnen, verwarf sie aber im Herbst 2015 als zu teuer. (aen)

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