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Nach Tod von Avin (10)Experten begutachten die Unfallstelle in Hürth

Lesezeit 4 Minuten
Ein Gremium mit Mitarbeitern der Hürther Stadtverwaltung, der Kreisverwaltung, der Polizei des Rhein-Erft-Kreises und von Straßen NRW haben sich am Freitagvormittag die Unfallstelle auf der Frechener Straße angesehen.

Ein Gremium mit Mitarbeitern der Hürther Stadtverwaltung, der Kreisverwaltung, der Polizei des Rhein-Erft-Kreises und von Straßen NRW haben sich am Freitagvormittag die Unfallstelle auf der Frechener Straße angesehen.

Neun Tage nach dem Unfall mit einem toten Mädchen und mehreren Verletzten geht es um die Frage, wie die Straße sicherer werden kann.

Bei einem Vororttermin haben sich am Freitagvormittag Vertreter der Stadt Hürth, der Kreisverwaltung, des Landesbetriebs Straßen NRW und der Polizei des Rhein-Erft-Kreises ein genaues Bild von der Kreuzung und der Verkehrssituation an der Frechener Straße/Ecke Theresienhöhe gemacht.

Ihre Ergebnisse und Erkenntnisse werden sie nach ihrer Auswertung in den kommenden Tagen der Verkehrsunfallkommission des Rhein-Erft-Kreises weitergeben. Wie der Sprecher der Kreisbehörde Thomas Schweinsburg erklärte, werde diese binnen der kommenden drei Wochen zusammenkommen und sich ebenfalls bei einem Ortstermin sehr intensiv mit der T-Kreuzung beschäftigen. Dabei wird auch die aktuelle Verkehrssituation vor dem Hintergrund des Unfallgeschehens analysieren und bewerten.

Aus Gründen der Verkehrssicherheit wurden die Andenken an den Fahrbahnrad gelegt

Gerade einmal neun Tage ist es her, dass ein 20-jähriger polizeibekannter Pkw-Fahrer laut Zeugen mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Frechener Straße (L92) bei Rot über die Ampel in eine Gruppe Grundschüler gefahren ist. Ein zehnjähriges Mädchen, Avin, erlitt dabei so schwere Verletzungen, dass es wenige Tage nach dem Unfall im Krankenhaus verstarb. Sehr schwer verletzt wurde auch ein 25-jähriger Schulbegleiter, der bis heute um sein Leben kämpft.

Wie groß das Trauma für die Klassen- und Schulkameraden sowie das Kollegium und die Eltern und Geschwister der Grundschüler ist, kann noch gar nicht abgeschätzt werden. Auch bei der Hürther Bevölkerung ist das Entsetzen sehr groß. Viele Passanten bleiben an der Gedenkstelle neben der Unfallstelle stehen – um innen zu halten – um in sich zu gehen. Kerzen, Stofftiere, Briefe und Fotos überdecken längst das Gras neben der Unfallstelle. Aus Verkehrssicherheitsgründen wurden die Andenken an das verstorbene Mädchen von der Verkehrsinsel nun auf den Fahrbahnrad gelegt.

So viele Menschen haben an der Unfallstelle Blumen, Kerzen und Stofftiere niedergelegt, dass sie alle gar nicht mehr auf die Verkehrsinsel gepasst hätten. Die Gedenkstätte wurde deswegen an den Straßenrand verlegt.

So viele Menschen haben an der Unfallstelle Blumen, Kerzen und Stofftiere niedergelegt, dass sie alle gar nicht mehr auf die Verkehrsinsel gepasst hätten. Die Gedenkstätte wurde deswegen an den Straßenrand verlegt.

Genau dort traf auch das Gremium am Freitag zusammen. Ebenso wie es die Verkehrsunfallkommission in wenigen Tagen machen wird, haben die Männer und Frauen auch am Freitagvormittag die Unfallstelle bis ins Detail in Augenschein genommen. Im Fokus standen alle örtlichen Gegebenheiten wie zum Beispiel die Sichtachsen, die Querungsmöglichkeiten, die Verkehrsführung, die Beschilderung und bauliche Strukturen. Ziel sei es, alle unfallbegünstigende Faktoren zu erkennen und so einen fundierten Eindruck zu gewinnen, der sich niemals nur allein aus der Aktenlage und der Statistik erschließen würde.

Die gesammelten Erkenntnisse fließen auch in die bevorstehende Sitzung der Verkehrsunfallkommission ein, in der sie gemeinsam mit weiteren Daten – etwa zur Unfallhäufung oder zur Nutzung durch bestimmte Verkehrsteilnehmergruppen – ausgewertet werden. In diesem Rahmen werden dann auch schon mögliche Maßnahmen diskutiert und unter technischen, rechtlichen sowie verkehrsplanerischen Aspekten bewertet. „Dabei sind enge gesetzliche Vorgaben zu berücksichtigen, die insbesondere bei Eingriffen in übergeordnete Straßenkategorien – wie Landesstraßen – klare Grenzen setzen“, sagt Schweinsburg.

Unfallkommission strebt eine ganzheitliche Betrachtung an

Wichtig sei zudem, dass jede Veränderung im Verkehrsraum auch Auswirkungen auf andere Stellen haben könne. Diese Wechselwirkungen müssten sorgfältig mitgedacht und abgewogen werden. Die Unfallkommission strebe deswegen stets eine ganzheitliche Betrachtung an, die nicht nur punktuelle Reaktionen liefert, sondern nachhaltige Lösungen entwickelt.

Und erst wenn alle Faktoren geprüft und mögliche Folgen abgeschätzt sind, spricht die Kommission Empfehlungen aus, etwa für Geschwindigkeitsreduzierungen, zu baulichen Veränderungen oder zusätzliche Sicherungsmaßnahmen. Der gesamte Prozess sei darauf ausgelegt, sachlich fundierte und zugleich praktikable Entscheidungen zu treffen, die der Verkehrssicherheit dauerhaft dienen.

Ein 20-Jähriger war mit seinem BMW in die Gruppe gefahren.

Ein 20-Jähriger war mit seinem BMW in die Gruppe gefahren.

Allerdings ist die Einmündung der Theresienhöhe nicht die einzige Kreuzung entlang der Frechener Straße mit der sich auch die Stadtverwaltung Hürth insbesondere aufgrund der Verkehrssicherheit und in Bezug auf die Schulwegproblematik beschäftigt. Auf Anfrage erklärte ein Sprecher der Stadt Hürth, dass die Kreuzung Frechener Straße/Horbeller Straße für den Schülerverkehr eine große Bedeutung hat.

Nach entsprechender Begutachtung durch ein Fachbüro werde die Kreuzung Frechener Straße/Sudetenstraße auf Grundlage der Empfehlungen derzeit durch den zuständigen Straßenbaulastträger Straßen.NRW umgebaut. Der Umbau der Kreuzung sei Teil der Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit. Bei der Planung jeder Straßenbaumaßnahme komme der Verkehrssicherheit höchste Priorität zu. Die Kreuzung Frechener Straße/ Theresienhöhe sei nach hiesiger Einschätzung bisher allerdings unauffällig gewesen.


Die zehnjährige Avin ist bei einem Verkehrsunfall in Hürth ums Leben gekommen. Das Foto zeigt sie auf dem Herkules-Monument in Kassel.

Die zehnjährige Avin ist bei einem Verkehrsunfall in Hürth ums Leben gekommen. Das Foto zeigt sie auf dem Herkules-Monument in Kassel.

Fast 13.000 Euro sind in gut einer Woche bei einer Spendensammlung zweier Hürtherinnen für Schüler, Lehrer und Familien des Verkehrsunfalls in Hürth auf der Plattform gofundme zusammengekommen. Bürgermeister Dirk Breuer ruft all diejenigen, die gerne helfen möchten, dies auf diesem Wege zu tun. Mehr als 7500 Menschen hatten bis gestern eine Online-Petition unterschrieben, die zum Ziel hat, die Verkehrssicherheit auf der Frechener Straße zu erhöhen. (jtü)