Zu teuer, kaum nachhaltigExpertin kritisiert Ökostrom-Angebot der Hürther Stadtwerke

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Ökostrom Symbolbild

Die Stadtwerke Hürth bieten seit kurzem Ökostrom-Tarife an. Eine Expertin der Verbraucherzentrale kritisiert das Angebot.

Hürth – Seit November können Kunden bei den Hürther Stadtwerken (SWH) neben Fernwärme auch Strom beziehen. Unter dem Motto „Strom für üch“ bietet der kommunale Versorger Ökostromtarife mit einem oder zwei Jahren Laufzeit. „Mit dem Hürth-Strom haben die SWH ein Ökostromprodukt im Programm, das es den Hürther Bürgerinnen und Bürgern ermöglicht, nachhaltig und in eine saubere Zukunft für unsere Stadt zu investieren“, sagt Bürgermeister Dirk Breuer, der als erster Stromkunde einen Vertrag unterschrieb. Verbraucherschützer elektrisiert der Tarif nicht.

Von der Idee bis zur Umsetzung hätten die Stadtwerke nur sieben Monate gebraucht, so Stadtwerkevorstand Stefan Welsch. „Andere Versorger brauchen für die Umsetzung im Schnitt 24 Monate.“ Es entspreche dem „Selbstverständnis, die SWH zu einem Vollversorger auszubauen und die Klimawende mit dem günstigen Ökostrom für Hürth einzuleiten“.

Das sagt die Verbraucherzentrale NRW zum Ökostrom aus Hürth

Doch wie klimafreundlich und günstig ist der Strom, der nach Angaben der Stadtwerke aus Wasserkraftwerken in Norwegen stammt, tatsächlich? „Der Mehrwert von Ökostromtarifen ist in der Regel eher gering“, sagt Christina Wallraf, Referentin Energiemarkt bei der Verbraucherzentrale NRW. „Mit Herkunftsnachweisen, die zum Beispiel belegen, dass der Strom aus norwegischer Wasserkraft stammt, lässt sich normaler Strom sehr günstig als grüner Strom vermarkten.“

Einen „geringen Mehrwert fürs Klima“ gebe es noch bei zertifiziertem Ökostrom mit den Labeln „Grüner Strom“ oder „ok-Power“. Solche Label hat der Hürth-Strom bislang nicht. „Da arbeiten wir gerade dran“, entgegnet Stefan Glittenberg, der bei den Stadtwerken zuständig für den Stromtarif ist.

Stadtwerke Hürth: Kunden sparen kaum Geld

Beim Preis liegt der Tarif nach Einschätzung der Expertin im Mittelfeld. Laut Stadtwerken lassen sich mit dem Hürth-Strom 100 Euro im Jahr sparen – im Vergleich zum teuren Grundversorgungstarif der Rheinenergie. „Das sollte aber kein Maßstab sein“, sagt Christina Wallraf. Sie hat nachgerechnet: Bei einjähriger Laufzeit und einem Jahresverbrauch von 3000 Kilowattstunden zahlt ein Stromkunde in Hürth 964 Euro; im Grundversorgungstarif sind es 1018 Euro.

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„Ein alternativer Tarif mit verbraucherfreundlichen Bedingungen – kurze Laufzeit, kurze Folgelaufzeit und Kündigungsfrist – würde ab 850 Euro kosten“, so die Expertin. „Also geht es noch um 100 Euro im Jahr günstiger.“ Ihr Fazit: „Mich überzeugt das Produkt weder preislich noch hinsichtlich der Nachhaltigkeit.“

Immerhin tun die Stromkunden der Stadtwerke finanziell etwas für die Region. „Letztendlich bleibt das Geld in Hürth“, so Vorstand Welsch.

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