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Sperrzone verhängtVerdacht auf Geflügelpest – Gertrudenhof in Hürth muss 500 Hühner töten

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Das Foto zeigt Geflügel auf einer Wiese am Gertrudenhof.

Auf dem Gnadenhof am Gertrudenhof sind mehrere Vögel verendet.

Auf dem Gertrudenhof sind vier Tiere wohl an der Geflügelpest verendet. 500 Hühner wurden getötet, der Kreis hat eine Sperrzone verhängt.

Im Rhein-Erft-Kreis gibt es die ersten Verdachtsfälle der Geflügelpest. Auf einer Weide des Gertrudenhofs in Hürth-Hermülheim wurden am vergangenen Sonntag (2. November) vier verendete Tiere entdeckt: zwei Gänse, eine Pute und ein Huhn. Das Kreisveterinäramt ließ Proben nehmen. Der Verdacht der Geflügelpest des Typs H5N1 wurde inzwischen vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Rhein-Ruhr-Wupper bestätigt. Das endgültige Ergebnis der Referenzprobe des Friedrich-Loeffler-Instituts stand am Freitag allerdings noch aus.

Bereits am Donnerstag (6. November) wurde im Auftrag des Veterinäramts der gesamte Geflügelbestand auf dem Gertrudenhof von Tierärzten der Tierseuchen-Vorsorge-Gesellschaft aus Hamm vorsorglich eingeschläfert. Betroffen waren rund 400 Junghühner und 100 Legehennen, außerdem einige Enten und Gänse sowie ältere Hühner auf dem Gnadenhof. Die Tötung sei notwendig, so der Kreis, um eine weitere Ausbreitung des hoch ansteckenden Erregers zu verhindern. Eine Infektion führe bei Geflügel meist zu schweren Erkrankungen und qualvollem Verenden.

Hürther Landwirt Peter Zens arbeitet eng mit dem Veterinäramt zusammen

„Das war ein ganz, ganz trauriger Tag“, sagte Landwirt Peter Zens, Inhaber des Gertrudenhofs. Er habe eng mit dem Veterinäramt zusammengearbeitet und das Erlebnisgelände am Donnerstag geschlossen gehalten. „Wir mussten auf Nummer sicher gehen, um die Geflügelhöfe in der Umgebung nicht zu gefährden.“

Nach den Verdachtsfällen hat der Rhein-Erft-Kreis eine vorläufige Sperrzone mit einem Radius von zehn Kilometern um den betroffenen Betrieb herum festgelegt. Betroffen sind laut Kreisverwaltung rund 200 private und gewerbliche Geflügelhaltungen, darunter vier große Betriebe in Hürth und Frechen.

Stallpflicht und Vermarktungsverbote nach Vogelgrippefällen in Hürth

In der Sperrzone gelten unter anderem Stallpflicht und strenge Transportverbote. Produkte wie Fleisch oder Eier dürfen derzeit nicht vermarktet werden. Betriebe können jedoch Ausnahmegenehmigungen beantragen, sofern bei ihnen keine Infektionen nachgewiesen wurden, so Kreissprecher Thomas Schweinsburg. Die Bestände würden vom Veterinäramt intensiv beprobt.

Betroffen vom Vermarktungsverbot ist auch der Familienbetrieb von Landwirt Martin Füngeling in Hürth-Gleuel. Rund 13.000 Hühner legen dort in Bodenhaltung im Stall täglich etwa 10.000 Eier, die normalerweise im Hofladen, in Supermärkten und auf Wochenmärkten verkauft werden. „Eier sind unser Hauptgeschäft“, sagt Füngeling. „Ich bin gerade vom Veterinäramt informiert worden, dass ich sie vorerst nicht mehr verkaufen darf.“

Hürth: Im Hofladen gibt es vorerst keine Eier

Die wirtschaftlichen Folgen könne er noch nicht abschätzen. „Das hängt auch davon, wie lange die Beschränkungen gelten“, sagt Füngeling. Im Hofladen gibt es derzeit keine Eier. „Das ist ärgerlich für unsere Kunden“, so der Landwirt. Noch gravierender wäre für ihn allerdings eine Keulung des Bestands gewesen. Füngeling: „Das wäre eine echte Katastrophe.“

Auch der Sielsdorfer Gänsehof in Hürth liegt in der Sperrzone. Geflügelwirt Manfred Viander geht jedoch davon aus, dass sein Betrieb von den Beschränkungen nicht betroffen ist. Seine Gänse hat er bereits vor zwei Wochen aus Vorsicht von der Weide in den Stall geholt und frühzeitig mit der Schlachtung der 750 Tiere begonnen. „Inzwischen sind alle Gänse geschlachtet, schockgefrostet und vakuumiert“, sagt Viander. Ein Qualitätsverlust bestehe dadurch nicht. Tiefgekühlte Gänse können weiterhin bestellt werden.

Wildvögel sollen das Virus in Hürth eingeschleppt haben

Der Kreis bittet die Geflügelhalter im Kreis, Biosicherheitsmaßnahmen strikt einzuhalten und ihre Bestände ordnungsgemäß bei der Tierseuchenkasse NRW anzumelden. Karten der Sperrzone sowie weitere Hinweise sind auf der Internetseite des Kreises einsehbar.

Größte Gefahrenquelle ist nach Einschätzung von Fachleuten die Übertragung durch Wildvögel – insbesondere auf ihrem Zugweg verendete Kraniche werden derzeit vermehrt gemeldet. Auch in Hürth ist das Virus laut Veterinäramt wohl durch Wildvögel eingeschleppt worden.

Wer kranke oder verendete Wildvögel findet, soll sie liegenlassen und nicht berühren. Einzelne tote Tiere müssen nicht gemeldet werden – erst ab einer größeren Anzahl ist das Veterinäramt zu informieren. Für Verbraucher gilt: Von Geflügelprodukten im Handel geht nach Behördenangaben keine Gefahr für den Menschen aus.