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Musikfestival„KneipenKulTour“ in Hürth bot Free Jazz in Gotteshaus und Swing beim Dinner

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen ist das Jazz-Trio beim Auftritt.

Dem Jazz aus der Zeit Frank Sinatras widmete sich das Trio des Entertainers Alex Alicke (l.). 

Auch die dritte Auflage des Musikfestivals in vielen Hürther Stadtteilen bringt vielfältige Musik auf 18 ungewöhnliche Bühnen.

Wer in Efferen die „KneipenKulTour“ startete, stieß in der Kirche St. Mariä Geburt auf „Hilde“, auf improvisierten Free Jazz im besten Sinne, der notierte Songpassagen umrankte. Lautmalerische Klänge und Geräuschkulissen, die bisweilen in wahre Klangexplosionen mündeten, entlockten Maria Trautmann, Emily Wittbrodt, Marie Daniels und Shabnam Parvaresh dort Posaune, Cello, Stimme und Klarinette. Klänge, die in berührende, oft melancholische Liedstrukturen führten.

Um konventionelleren Jazz ging es im Tornero, der italienischen Gaststätte in Hermülheim. Im schwarzen Smoking mit Fliege und rotem Einstecktuch entführte Sänger Alex Alicke die Dinnergäste in die glamouröse Welt des Swing, begleitet von den Jazzern Matthias Strucken am Piano und Jochen Schaal am Kontrabass. Mit 15 Jahren habe er so singen wollen wie Frank Sinatra, erzählte der Entertainer mit chilenischen Wurzeln. Beim Anblick der Mädels seien ihm Liedtitel wie „Fly me to the Moon“ eingefallen, ungeachtet seiner Vermutung die Angebetete habe wohl eher „Guns and Roses“ im Kopf gehabt. Die seien in den 1980er-Jahren ja doch populärer als Sinatra gewesen.

Hürth: Jazz-Klänge mit reichlich Gefühl vorgetragen

Mit viel Gefühl trug Alex Alicke Romanzen wie Bert Kämpfers „Strangers in the Night“ vor, „Besame Mucho“ oder ein flottes „Down in Brazil“. Es sei seine Wunschcombo für diesen Abend gewesen, erzählte der Wirt Sorino Doci. Das 2008 gegründete Duo Alicke, Strucken habe schon früher in seiner damaligen Kölner Gaststätte gespielt und er liebe einfach Jazz.

In der Josef-Metternich- Musikschule rockte indes das Hürther Trio „Freeman Band“ rund um ihren Frontmann Heribert Schmelzer die Open-Air Bühne vor dem Pop-up Biergarten unter der Platane mit eigenen Titeln. Zuvor hatte der Leiter, Michael Schumacher, die Band AG, eine Nachwuchskooperation der Musikschule mit „Hürth rockt“ und dem Albert Schweitzer Gymnasium anmoderiert. Später am Abend standen hier die „Silverstripes“ auf dem Programm. Als kulturelles Drehkreuz beteilige sich die Musikschule an der Tour, sagte Schumacher. Die eigene Joe M. Bigband spielte derweil im Gleueler Jazzkeller.

Zu sehen sind die Besucher eines Biergartens, die zur Musik klatschen.

Viel Applaus spendierte das Publikum im Pop-up Biergarten der Musikschule der Freeman Band.

Hans-Josef Lang und Marco Jansen gaben den Gästen der dritten Tour vor allem eines auf ihren Weg in neun Stadtteile mit: „Es gibt überall, was zu erleben.“ Shuttle Busse sorgten für bequeme Anreisen.  Von einem „Groove“, einem unaufgeregten Arbeitsstil, in der Vorbereitung und Durchführung der nunmehr dritten Hürther „KneipenKulTour“ erzählten die Organisatoren.

Ja richtig, der Sprung von nur zehn auf 21 Locations und Bands in neun Stadtteilen zur zweiten „KneipenKulTour“ im letzten Jahr sei eine Herausforderung gewesen, räumten sie ein. Neue Veranstaltungsorte wie den Löhrerhof, Prinzenhof, die Musikschule und den Gleueler Jazzkeller habe man mit dem Ziel finden müssen, den Kneipenkonzertabend in Hürth zum „größten in NRW“ machen zu wollen.

Und diesmal? 18 Locations mit Bands quer durch die Genres Blues, Rock, Pop, Kölschrock und Jazz und Kammermusik besuchten die Organisatoren der „KneipenKulTour“ wenigstens einmal, um dort auf Spenden für die Bands aufmerksam zu machen. Damit werde ein Teil der Gagen finanziert, aufgestockt mit Geld von Sponsoren.