Abo

VerkehrsauditExperte: „Menschliches Versagen“ war Ursache für tödlichen Unfall in Hürth

3 min
Das Foto zeigt ein Schild mit Tempo-70- und Ampelschild an der Frechener Straße.

Auf der Frechener Straße zwischen Sudetenstraße und Theresienhöhe wird das Tempo von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde gesenkt.

Nach dem Tod einer Schülerin und eines Begleiters gilt an der Unfallstelle künftig Tempo 50. Die Stadt prüft eine Ausweitung des Tempolimits.

Nach dem tragischen Unfall im Juni, bei dem ein elfjähriges Mädchen und ein 25-jähriger Schulbegleiter ums Leben gekommen waren, sollen mehrere Maßnahmen die Verkehrssicherheit auf der Frechener Straße zwischen Sudetenstraße und Theresienhöhe erhöhen. Dazu zählt eine Absenkung der zulässigen Geschwindigkeit von 70 auf 50 Kilometer pro Stunde. Sicherheitsauditor Harald Bode machte im Verkehrsausschuss jedoch deutlich, dass der Unfall auf „menschliches Versagen“ zurückzuführen sei. Die Kreuzung sei auch kein Unfallschwerpunkt.

Bode gehört zu einem Team des Landesbetriebs Straßen NRW, das im Auftrag der Unfallkommission des Rhein-Erft-Kreises die Verkehrssituation an der Unfallstelle untersucht hat. Bei diesem sogenannten Bestandsaudit stellten die Verkehrsexperten vor Ort zwar Verbesserungsbedarf fest – ursächlich für den tödlichen Unfall seien die Defizite aber nicht gewesen.

Hürth: Autofahrer fuhr bei Rotlicht über die Ampel

Am 4. Juni war ein 20-jähriger Autofahrer nach bisherigen Erkenntnissen bei Rotlicht über die Ampel gefahren. Sein Wagen erfasste auf dem Fußgängerüberweg mehrere Schulkinder und Begleitpersonen, die auf dem Weg zu einem Sportplatz waren. Die Schülerin und der Schulbegleiter erlagen später im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.

Das Foto zeigt die beiden lebensgroßen Figuren am Rand der Frechener Straße.

Das Mahnmal an der Frechener Straße erinnert an die elfjährige Schülerin und den 25-jährigen Schulbegleiter.

Die von den Auditoren vorgeschlagenen Maßnahmen, die laut Beschluss der Unfallkommission umgesetzt werden sollen, bezeichnete Bode als „präventiv“. Sie dienten dazu, künftige Unfälle zu verhindern. So habe es im September zwei Auffahrunfälle vor der Ampel an der Sudetenstraße gegeben. Die Einführung von Tempo 50 diene „der Beruhigung des Verkehrs“.

Hürth: Ampelschaltung muss zur Einführung von Tempo 50 angepasst werden

Neben dem Tempolimit sollen zusätzliche Schilder auf die Ampeln hinweisen sowie Fahrbahn- und Radwegmarkierungen verbessert werden. Im Zusammenhang mit der Einführung von Tempo 50 wird zudem die Ampelschaltung angepasst. Dabei soll auch geprüft werden, ob der freie Rechtsabbieger von der Frechener Straße auf die Theresienhöhe ebenfalls eine Ampel erhält, um Radfahrer besser zu schützen.

Anordnen muss die Maßnahme die Stadt Hürth, die das nach eigenem Bekunden bereits auf den Weg gebracht hat. Langfristig soll der Landesbetrieb Straßen außerdem die Fahrbahnoberfläche im Kreuzungsbereich erneuern.

Für Tempo 30 müsste eine besondere Gefahrenlage vorliegen. Die sehe ich hier nicht.
Harald Bode, Sicherheitsauditor

Im Verkehrsausschuss wurde auch über weitergehende Schritte diskutiert. SPD-Ratsherr Michael Kleofasz verwies auf die Online-Petition, die von mehr als 10.000 Menschen unterstützt werde. Darin wird Tempo 30 gefordert – und zwar auf einem deutlich längeren Abschnitt der Frechener Straße zwischen Stotzheim und Alt-Hürth. Auch Ratsherr Clemens Cochius (Grüne) sagte, er hätte sich eine ganzheitlichere Betrachtung der Verkehrssicherheit gewünscht.

Verkehrsexperte Bode verwies jedoch darauf, dass sich das Sicherheitsaudit ausschließlich auf den Bereich der Unfallstelle beschränkt habe. Für weitergehende Prüfungen sei die Stadt als örtliche Verkehrsbehörde zuständig. Der Verkehrsausschuss beschloss schließlich einen entsprechenden Prüfauftrag an die Stadtverwaltung.

Für eine weitere Absenkung der Höchstgeschwindigkeit zwischen Sudetenstraße und Theresienhöhe sehe er keine Rechtsgrundlage, sagte Bode. „Für Tempo 30 müsste eine besondere Gefahrenlage vorliegen. Die sehe ich hier nicht.“ Die Frechener Straße sei gut ausgebaut, der motorisierten vom nicht motorisierten Verkehr klar getrennt. Bode: „Schon die Einführung von Tempo 50 ist aus unserer Sicht am Rande des Ermessensspielraums, den eine Verkehrsbehörde hat.“