Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

InterviewMichael Kleofasz (SPD): „Wir müssen mehr bezahlbare Wohnungen in Hürth schaffen“

5 min
Das Foto zeigt den Kandidaten an seinem Schreibtisch im Fraktionsbüro im Rathaus.

Michael Kleofasz kandidiert erneut für die SPD für das Amt des Bürgermeisters in Hürth.

Michael Kleofasz (SPD) bewirbt sich zum zweiten Mal nach 2020 um das Bürgermeisteramt in Hürth. Im Interview spricht er über seine Ziele.

Sie sind 2020 schon einmal gegen den heutigen Amtsinhaber angetreten und haben klar verloren. Was macht Sie optimistisch, dass es diesmal besser läuft?

Ich habe die letzten Jahre genutzt, um mich in der Stadt weiter bekannt zu machen und bei den Wählerinnen und Wählern Vertrauen aufzubauen. Genau das mache ich auch im Wahlkampf: vor Ort sein, offen reden und zeigen, wofür ich stehe.

Wie wollen Sie Wählerinnen und Wähler erreichen, die bei der letzten Kommunalwahl nicht für Sie gestimmt haben?

Mit einem überzeugenden Programm und persönlicher Ansprache. Ich lade alle herzlich ein, mit mir in Kontakt zu treten, sei es online oder im persönlichen Gespräch. Da ich viel in der Stadt unterwegs bin und viele Menschen treffe, setze ich darauf, möglichst viele Wählerinnen und Wähler zu erreichen und von mir zu überzeugen.

Was hätten Sie denn anders gemacht als der amtierende Bürgermeister und die schwarz-grüne Mehrheit im Stadtrat?

Ich hätte die Prioritäten anders gesetzt. Statt sich mit Luxusprojekten wie dem Stadionpark zu beschäftigen, hätte ich die Schwerpunkte im sozialen Wohnungsbau, im Ausbau des ÖPNVs und im Radverkehr sowie der Digitalisierung unserer Schulen gesetzt. Das Drama um die Sporthallen hätte ich vermieden, weil ich von Anfang die Schulen und Vereine besser eingebunden hätte.

Klimaschutz ist Menschenschutz. Das haben uns die Starkregenereignisse in den letzten Jahren gezeigt
Michael Kleofasz, SPD-Bürgermeisterkandidat in Hürth

Was sind aus Ihrer Sicht die drei wichtigsten Themen in der neuen Wahlperiode?

Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum, bessere Bildung und Chancengleichheit, Klimaschutz und Mobilität sind die wichtigsten Themen. Wir müssen mehr bezahlbare Wohnungen schaffen. Unsere Schulen müssen endlich in die Lage versetzt werden, modernen Unterricht anbieten zu können. Dazu zählt in erster Linie die Digitalisierung der Schulen. Wir brauchen eine richtige Verkehrswende mit Stärkung des Stadtbusses und der Förderung des Radverkehrs.

Stichwort Generationengerechtigkeit: Welche Ideen haben Sie für die Jugend und für ältere Mitbürger?

Junge Menschen brauchen Orte, an denen sie sich entfalten, austauschen und Unterstützung finden können. Gemeinsam mit der SPD Hürth setze ich mich deshalb für den Ausbau der Jugendarbeit ein – sowohl durch die Stärkung des bestehenden Jugendzentrums als auch durch die Schaffung neuer Angebote. Ein idealer Ort für ein zusätzliches Jugendzentrum könnte das alte Bahnhofsgebäude in Hürth-Mitte sein. Zentral gelegen und gut erreichbar, bietet es die Chance, einen modernen Treffpunkt für Jugendliche zu schaffen – mit Platz für Beratung, Freizeit, Kreativität und Kultur. Ältere Menschen sollen so lange wie möglich zu Hause wohnen können. Das setzt aber auch voraus, dass die gesamte Infrastruktur altersgerecht angepasst wird. Ansätze des seniorengerechten Wohnens gibt es beispielsweise in Efferen oder entstehen gerade in Alstädten/Burbach. Aber auch hier gilt: Wohnen darf nicht arm machen. Der Bürgerpark Hürth soll zu einem modernen, vielfältigen Erholungsort für alle Generationen werden.

Bauland ist knapp in Hürth, bezahlbare Mietwohnungen schwer zu finden. Was wollen Sie tun, um mehr bezahlbaren Wohnraum in Hürth zu schaffen?

Zentraler Punkt ist die Gründung einer gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft, der durch die Stadt Baugrundstücke für sozialen Wohnungsbau überlassen werden. Somit betreiben wir zukünftig eine aktive Wohnungsbaupolitik. Die Umsetzung der Flächen aus dem Wohnbaulandkonzept von 2015 wird mit mir als Bürgermeister mit Nachdruck angegangen. Das Bebauungsplanverfahren Am alten Bahnhof ruht und muss endlich weitergeführt werden. Für die Fläche am Waldfrieden in Gleuel muss das Bebauungsplanverfahren eröffnet werden. Neue Baugebiete könnten östlich der Gesamtschule oder an der alten Grube Theresia in Alt-Hürth entstehen. Leerstände müssen reduziert, der Missbrauch von Wohnraum, zum Beispiel durch übermäßige Kurzzeitvermietung, muss eingedämmt werden. Ich will auch weiterhin Vorkaufsrechte für Grundstücke sichern.

Der Stadionpark ist mit über 14 Millionen Euro viel zu teuer. Daran könnte man sparen
Michael Kleofasz, SPD-Bürgermeisterkandidat

Hürth ächzt unter dem Verkehr. Wie kann das Problem aus Ihrer Sicht gelöst werden?

Wir müssen Angebote schaffen, damit die Menschen ihr Auto stehen lassen, auf den ÖPNV umsteigen oder das Fahrrad benutzen. Der Stadtbus muss ausgebaut werden. Eine bessere Taktung und die Schaffung von Mobilstationen sind dabei für mich besonders wichtig. Radfahren muss sicherer werden. Sicher bedeutet für mich, eine Trennung vom Autoverkehr. Wir brauchen ein modernes und sicheres Radwegenetz, das alle Ortsteile verbindet. Wir wollen die fahrradfreundlichste Stadt im Kreis werden.

Welche Rolle spielt für Sie der Klimaschutz?

Klimaschutz ist Menschenschutz. Das haben uns die Starkregenereignisse in den letzten Jahren gezeigt. Deshalb brauchen wir neben den Maßnahmen im Verkehr endlich auch eine kommunale Wärmeplanung, die sicherstellt, dass wir nach 2030 noch bezahlbare und umweltfreundliche Fernwärme nutzen können und die Bürgerinnen und Bürger ein Angebot bekommen, auf Fernwärme umzusteigen.

Bislang konnte sich der Hürther Kämmerer auf stabile oder sogar wachsende Gewerbesteuereinnahmen verlassen. Aktuell sind die finanziellen Aussichten aber auch in Hürth eher unsicher. Wie wollen Sie darauf reagieren?

Hürth muss ein Wirtschaftsstandort bleiben. Wir profitieren von einer Wirtschaftspolitik, die bereits unter SPD-Mehrheiten einen guten Branchenmix ermöglichte. Dabei muss es bleiben. Um weitere Industrieansiedlungen möglich zu machen, ist die Entwicklung der vor über zehn Jahren initiierten interkommunalen Industriefläche am Barbarahof, jetzt Ville-Park, an der L 495 zwischen Hürth und Erftstadt von entscheidender Bedeutung. Ich werde mit Nachdruck die Entwicklung dieser Industriefläche vorantreiben.

Wo könnte man aus Ihrer Sicht sparen?

Der Stadionpark ist mit über 14 Millionen Euro viel zu teuer. Daran könnte man sparen.

Sollten Sie die Bürgermeisterwahl gewinnen – wie und mit wem wollen Sie im Stadtrat ein Mehrheitsbündnis organisieren?

Sollte ich die Bürgermeisterwahl gewinnen, werde ich mit einer dann starken SPD mit allen demokratischen Parteien die Lage sondieren. Was passt inhaltlich zusammen, und wie bekommen wir die Themen Wohnungsbau, Verkehrswende und Bildungsgerechtigkeit umgesetzt? Natürlich habe ich den Anspruch, möglichst viele sozialdemokratische Themen umzusetzen. Ich will ein Bündnis schmieden, das mindestens fünf Jahre hält. Mit der AfD gibt es keine Zusammenarbeit.

Was machen Sie, wenn Sie die Wahl verlieren sollten?

Ich arbeite politisch weiter. Dazu habe ich mich in den letzten Jahren viel zu viel mit Herz und Leidenschaft in der Kommunalpolitik engagiert. Hürth ist längst zu meiner Heimat geworden. Für die Zukunft Hürths werde ich mich auch weiter einsetzen.


Zum Werdegang

Michael Kleofasz ist 56 Jahre alt, verheiratet und hat zwei Kinder. Er stammt aus Mannheim und studierte dort und in Münster Politikwissenschaften und Geschichte. Seit 2002 ist der Historiker hauptamtlicher Geschäftsführer der SPD-Stadtratsfraktion in Hürth und seit 2008 Mitglied des Stadtrats. Bei der Bürgermeisterwahl 2020 unterlag er dem Amtsinhaber Dirk Breuer (CDU), gegen den er wieder antritt.