Schlachthof geschlossenIn Hürth sollen Tiere illegal geschlachtet worden sein

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Das Foto zeigt den Schlachthof in Hürth, in dem Tiere illegal geschächtet worden sein sollen. Er sieht verlassen aus, die Kreisverwaltung hat den Betrieb schließen lassen.

In diesem Schlachthof in Hürth sollen Tiere illegal geschächtet worden sein.

Videos einer Tierschutzorganisation belegten illegales Schächten von Tieren, heißt es. Der Betrieb befindet sich nach Recherchen dieser Redaktion in Hürth.

Betreiber und Mitarbeiter eines Schlachthofs stehen im Verdacht, Tiere illegal geschächtet zu haben. Der Rhein-Erft-Kreis hat den Betrieb stillgelegt, auch sei Strafanzeige erstattet worden. Die Kreisverwaltung hatte Hinweise einer Tierschutzorganisation „über den begründeten Verdacht des illegalen Schächtens von Schafen und Ziegen sowie der Tierquälerei“ erhalten.

„Den Behörden wurde seitens einer Tierschutzorganisation Videomaterial in Ausschnitten übermittelt“, teilt der Kreis mit. Dabei soll es sich um Aufnahmen über mehrere Stunden handeln. Der Betrieb befindet sich nach Recherchen dieser Redaktion in Hürth. 

Nach einer Abstimmung mit dem Landwirtschaftsministerium und dem Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz habe man weitere Schlachtungen in dem Betrieb untersagt. „Es wurden unverzüglich alle nötigen Maßnahmen ergriffen, um weiteres Tierleid zu verhindern“, heißt es vonseiten des Kreises.

Auf den Videos sind schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz zu sehen

Unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe am 9. Januar sei zunächst ein amtlicher Veterinär zu dem Betrieb geschickt worden, um dort bis zur Auswertung der Videoaufnahmen die noch laufenden Schlachtungen zu überwachen und sich einen Eindruck von der Situation vor Ort zu machen.

„Nach erster Sichtung des Videomaterials durch die Behörden am selben Tag wurde entschieden, weitere Schlachtungen im Betrieb zu untersagen, um weiteres Leiden von Tieren zu unterbinden“, teilt der Kreis mit. „ Das Videomaterial zeigt aus Sicht des Rhein-Erft-Kreises und des Landes Nordrhein-Westfalen eindeutige schwere Verstöße gegen das Tierschutzgesetz und bestätigt den Verdacht auf illegales Schächten und die Rohheit im Umgang mit Schlachttieren.“ Illegal – das heißt Schächten ohne Betäubung.

Das Schlachtunternehmen sei regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert worden

Den Mitarbeitern und dem Inhaber seien die Sachkundenachweise entzogen worden. „Zudem wird seitens des Landes Nordrhein-Westfalen geprüft, ob die Voraussetzungen für einen Entzug der hygienerechtlichen Zulassung des Schlachtbetriebes vorliegen.“

Bei dem betroffenen Betrieb handelt es sich laut Kreisverwaltung um ein Schlachtunternehmen, das regelmäßig vom Veterinäramt kontrolliert worden sei. „In dem Betrieb wurden Schafe, Ziegen und Rinder geschlachtet“, heißt es beim Kreis. „Trotz der regelmäßigen amtlichen Kontrollen in dem Betrieb konnten in der Vergangenheit keine Anhaltspunkte für ein illegales Schächtgeschehen festgestellt werden.“ Insgesamt sind neun Schlachthöfe im Rhein-Erft-Kreis registriert.

Im Herbst 2021 war ein Schlachthof in Brühl geschlossen worden

Beim Schächten wird den Tieren bei vollem Bewusstsein die Kehle durchgeschnitten, um sie nach religiöser Vorschrift, etwa des Islams oder des Judentums, ausbluten zu lassen. Beim Schlachthof selbst war niemand zu erreichen. Über die angegebene Telefonnummer war auch das Hinterlassen einer Nachricht nicht möglich.

Im Herbst 2021 hat das Kreisveterinäramt bereits einen Schlachthof in Brühl ebenfalls wegen des Vorwurfs illegaler Schächtungen geschlossen. Damals stand auch der Vorwurf der Korruption im Raum: Ein Amtstierarzt, der die Schlachtungen kontrollieren sollte, soll dem Betrieb einen amtlichen Stempel überlassen haben. Konsequenzen gab es nicht: Der Mann war schon 2019 gestorben.

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