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FachkräftemangelSo will die Hürther Stadtverwaltung Architekten und Bauingenieure locken

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Das Foto zeigt den eingerüsteten Rohbau zur Erweiterung der Friedrich-Ebert-Realschule.

Viele große Baustellen hat das Bauverwaltungsamt zu bewältigen, darunter der Neubau an der Friedrich-Ebert-Realschule.

Der Fachkräftemangel bremst zahlreiche kommunale Bauprojekte aus. Die Stadt will mit der Gründung einer Hochbaugesellschaft gegensteuern.

Die Stadt hat die Gründung einer eigenen Hochbaugesellschaft auf den Weg gebracht. Damit soll die Umsetzung der vielen städtischen Bauprojekte beschleunigt werden. Bürgermeister Dirk Breuer (CDU) hofft, dass es durch die neue Gesellschaft gelingen werde, mehr Architekten und Bauingenieure zu gewinnen. Denn die Fachleute können dort besser bezahlt werden als bei der Stadtverwaltung, so Breuer, weil der Tarif für den öffentlichen Dienst wenig Spielraum beim Gehalt lasse.

„Es geht bei der Hochbaugesellschaft nicht um Lohn-Dumping, sondern wir wollen im Gegenteil besser bezahlen können“, stellt Breuer klar. Für viele Architekten und Bauingenieure sei die Stadt als Arbeitgeber unattraktiv, weil sie in der Privatwirtschaft mehr verdienen könnten. „Manche wollen aber auch gar nicht in einer Kommunalverwaltung arbeiten, weil sie die Bürokratie fürchten“, weiß Breuer.

Hürther Gebäudeamt kann sechs Stellen nicht besetzen

Den Fachkräftemangel bekommt die Stadt seit Jahren zu spüren. Im Gebäudewirtschaftsamt können sechs der 15 Stellen im technischen Bereich teils schon seit längerem nicht besetzt werden, so Breuer. Diese sechs Stellen sollen nun in die Hochbaugesellschaft ausgelagert werden, dazu kommen ein hauptamtlicher Geschäftsführer und ein zweiter Geschäftsführer, der stundenweise aus dem Rathaus abgeordnet wird.

Die privatrechtliche Hochbaugesellschaft wird zu 100 Prozent im städtischen Eigentum bleiben und ausschließlich im Auftrag der Stadt die Planung, Errichtung und Sanierung kommunaler Gebäude übernehmen. „Die Gesellschaft tritt als Bauherr auf, alle Rechnungen bezahlt die Stadt“, so Breuer. Als Anschubfinanzierung stattet die Stadt ihre Hochbaugesellschaft mit 925.000 Euro Startkapital für die ersten drei Jahre aus.

13 große Bauprojekte stehen auf der Liste für die Hochbaugesellschaft

Die Entscheidungen über die Bauprojekte trifft weiter der Planungsausschuss. Das Amt für Gebäudewirtschaft soll „als Dreh- und Angelpunkt“ erhalten bleiben, für die Beschäftigten gebe es „genug zu tun“, sagt Breuer, sie müssten auch nicht in die neue Gesellschaft wechseln. „Wer will, kann sich natürlich dort bewerben.“

Der Bürgermeister bezeichnet die Hochbaugesellschaft als einen „Versuch, der auch scheitern kann“ – selbst wenn viele andere Kommunen bereits mit Erfolg auf das Modell setzten. Breuer: „Ich bin nicht versessen auf Privatisierung. Dadurch steigt für die Stadt ja auch der Aufwand. Aber ich sehe im Moment keinen anderen Weg, um die vielen Investitionen umsetzen zu können.“ Auf der Liste stehen bislang 13 Bauprojekte an Schulen und Kitas, die Sanierung von Rathaus und Familienbad, das Projekt Agora auf dem Kreishausgelände und die Erweiterung der Feuerwache in Gleuel.

Den Grundsatzbeschluss hatte der Hauptausschuss bereits Anfang 2024 mit schwarz-grüner Mehrheit gefasst. Im Finanzausschuss stellte ein Wirtschaftsprüfer jetzt das im Detail ausgearbeitete Modell vor. Den Beschluss zur Gründung vertagte das Gremium jedoch zunächst in den Hauptausschuss am kommenden Dienstag (18 Uhr, Bürgerhaus).

Die SPD legte einen langen Fragenkatalog vor, der bis dahin beantwortet werden soll, auch Christian Karaus (FDP) hatte noch Fragen. Für Rüdiger Winkler (CDU) war die Sache schon klar: „Wenn ich sehe, wie viele Bauvorhaben wir aus Personalmangel verschoben haben, sehe ich es als notwendig an, schnell mit der Gesellschaft zu starten.“