ProzessMitbewohner für Mord an 80-Jähriger im Hürther Seniorenheim angeklagt – Motiv unklar

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Das Luftbild zeigt das alte Kreishaus Hermülheim. Darin ist das Caritas Seniorenzentrum St. Ursula untergebracht.

Das Luftbild zeigt das alte Kreishaus Hermülheim. Darin ist das Caritas Seniorenzentrum St. Ursula untergebracht.

Zum Prozessauftakt am Kölner Landgericht äußerte sich der Angeklagte nicht zu der Tat. Ihm droht die Einweisung in die Psychiatrie. 

Der Fall ist tragisch. Unter großem öffentlichem Interesse hat gestern im Landgericht Köln der Mordprozess gegen einen 67-jährigen Hürther begonnen. Dem Mann wird vorgeworfen, am 25. Juni 2023 eine 80-jährige Mitbewohnerin in einem Hermülheimer Seniorenzentrum der Caritas heimtückisch erdrosselt zu haben.

Da er die Tat jedoch im Zustand erheblich verminderter Einsichtsfähigkeit begangen haben soll, muss das Gericht nun nicht über eine Gefängnisstrafe, sondern über eine dauerhafte Unterbringung in der geschlossenen Psychiatrie befinden. Der Angeklagte gilt wegen seiner fortschreitenden Demenz als schuldunfähig sowie aufgrund einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung zudem als gefährlich.

Das Opfer hatte laut Staatsanwalt keine Chance sich zu wehren

Staatsanwaltlichen Ermittlungen zufolge befanden sich der Heimbewohner und die Frau, die häufig Zeit miteinander verbracht haben sollen, am Nachmittag des Tages, als sich der Vorfall ereignete, in seinem Zimmer. Beide verband, dass sie gerne rauchten und sich mit Gesellschaftsspielen die Zeit vertrieben.

Während des Treffens soll er zwischen 16 und 17 Uhr plötzlich aufgestanden, nach Verbandsmaterial für seinen diabetischen Fuß gegriffen und eine Binde um den Hals der 80-Jährigen geschlungen haben.

Der Angriff soll so überraschend gekommen sein, dass die Frau zwar noch durch einen Schrei auf sich aufmerksam machen konnte, ansonsten aber laut Spurensicherung keine Chance auf Gegenwehr hatte. Die Binde soll der Beschuldigte so lange fest zugezogen haben, bis die Mitbewohnerin kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Sein Motiv liegt der Anklage zufolge im Dunkeln.

Der Angeklagte wurde aus einem LVR-Krankenhaus vorgeführt. Zu der ihm zur Last gelegten Tat wollte er sich beim Prozessauftakt nicht äußern, wohl aber zu seiner Person. Die Vorsitzende Richterin Sibylle Grassmann hatte allerdings einige Mühe, aus dem immer wieder in sich versinkenden Beschuldigten verständliche Angaben herauszubekommen.

Einsilbig berichtete der Hürther, dass er mit sechs Geschwistern aufwuchs. Der Vater, ein Bauarbeiter, sei mit der großen Familie überfordert gewesen, habe getrunken und geschlagen. Nach dem Hauptschlussabschluss brach der 67-Jährige eine Bäckerlehre ab und verdiente sein Geld als Maschinenführer am Bau.

Die Tochter des Angeklagten arbeitet als Pflegekraft in der Einrichtung

Er ist verheiratet, hat einen Sohn und eine Tochter, die Pflegekraft in der Einrichtung ist, in die er Anfang 2022 auf ihren Rat einzog. Bereits mit 40 Jahren erlitt der Hürther einen Herzinfarkt, Diabetes und Durchblutungsstörungen kamen hinzu. Bis zum Tattag soll der Beschuldigte noch nicht als dement gegolten haben.

Der Prozess wird am 8. April mit Zeugenbefragungen fortgesetzt. Es sind insgesamt fünf Verhandlungstage angesetzt.

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