Lust auf LandwirtschaftHürther ist einer der besten Melker in NRW

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Die Landwirtschaft hat es Mats Tylla angetan. Mehrmals in der Woche kommt er auf den Erftstädter Milchhof Schäfer, um die Kühe zu melken.

Mehrmals in der Woche kommt Mats Tylla auf den Erftstädter Milchhof Schäfer, um die Kühe zu melken.

Schon früh wusste Mats Dylla, dass er nicht Akademiker werden wollte. Sein Herz schlägt für die Landwirtschaft, speziell für Milchkühe.

„Ich bin gern Bauer“, sagt Mats Tylla und beginnt zu lächeln. „Weil mir der Umgang mit der Natur und den Tieren einfach Spaß macht“, erklärt der 22-Jährige. „Dabei sind Milchkühe voll mein Ding.“ Seit kurzem gehört der fröhliche Blondschopf aus Efferen zu den fünf besten Melkern des Landes.

Denn er war dabei, als 18 junge Landwirtinnen und Landwirte aus Nordrhein-Westfalen im Versuchs- und Bildungszentrum Haus Düsse der Landwirtschaftskammer NRW im Kreis Soest im Landeswettbewerb um die Wette melkten. Tylla belegte den fünften Platz. „Klar war dort auch viel Geschicklichkeit gefragt, aber ich mag die Arbeit mit den Milchkühen sehr. Sie sind zutraulich und menschbezogen“, sagt der Hürther.

Schon als Fünfjähriger hat er beim Melken mitgehofen

Dass er später mal irgendwas mit ihnen machen würde, habe er sich schon als Kind vorstellen können. „Wenn wir auf einen Bauernhof in den Urlaub gefahren sind, bin ich schon als Fünf- oder Sechsjähriger früh aufgestanden und erst mal in den Stall gegangen und habe beim Melken mitgeholfen“, berichtet er. „Mit zehn Jahren durfte ich mir Hühner anschaffen, wir hatten ja einen großen Garten.“

Als Mats Tylla in der elften Klasse war, entschied er sich dafür, nicht das Abitur  zu machen, sondern absolvierte erst mal ein freiwilliges ökologisches Jahr an einer veganen Kochschule in Köln. Dann hörte er auf sein Herz und begann eine dreijährige Ausbildung zum Landwirt.

Mats Tylla kümmert sich auch um seine Schafe, Gänse und Hühner 

Er lernte, wie man pflanzliche und tierische Produkte in marktgerechter Qualität erzeugt und sie vermarktet, wie man Nutztiere hält und wie man Maschinen für die Bodenbearbeitung, für die Saat, die Düngung und die Ernte bedient und wartet. In dieser Lehrzeit arbeitete Tylla auch auf zwei Biohöfen, in Zülpich und am Niederrhein, sowie in einen konventionellen Betrieb bei Meckenheim.

Damit nicht genug, steckt er nun in der Ausbildung zum staatlich geprüften Agrarbetriebswirt, die er in einem Jahr abschließen wird. Und wenn er nicht die Schulbank drückt, kümmert er sich um seine 30 Schafe in Efferen und um seine Gänse und Hühner, die es dort auch noch gibt.

Aber vor allen Dingen kommt er an drei bis vier Tagen in der Woche nachmittags auf dem Milchhof Schäfer in Erftstadt-Gymnich, um die knapp 100 Tiere zu melken. „Ich schätze den Hof wegen seiner hohen Standards und kenne hier jede Kuh“, sprudelt es aus ihm heraus. Gemolken wird zweimal am Tag. Dazu treibt Tylla die Tiere langsam aus dem Stroh im großen Laufstall auf das Melk-Areal.

Zu Beginn des Melkens sind nur rund 20 Prozent der vorhandenen Milch im Euter vorhanden
Mats Tylla

Mit seinem Kollegen Ilie Vintila steht er dann mit Schürze und Gummistiefeln in einem mannshohen Gang in der Mitte. Rechts und links laufen die Kühe freiwillig in die Melkboxen, vier auf jeder Seite. Die beiden Männer haben die Euter auf Augenhöhe. Ein Spritzer in den Vormelkbecher, ein prüfender Blick: Alles in Ordnung, der Vorgang kann beginnen.

Mit einem feuchten Lappen werden die Euter abgewischt und die Zitzenspitzen stimuliert, um die Ausschüttung von Oxytocin anzuregen. „Denn zu Beginn des Melkens sind nur rund 20 Prozent der vorhandenen Milch im Euter verfügbar. Der Hauptanteil der Milch bleibt im Drüsengewebe (Alveolarmilch) und muss erst während des Melkens gewonnen werden. Dazu wird Oxytocin benötigt“, erklärt der Fachmann.

Weitere Erfahrungen möchte der Hürther am liebsten in Neuseeland sammeln

Nach dem Ansetzen der vier Melk- oder Zitzenbecher wird der Rest maschinell erledigt, die Milch ab- und durch Schläuche gepumpt. Eine „automatische Kuh-Erkennung“ liest den Mikrochip am Tier aus. Der Computer erkennt die Kuh, die Milchmenge, die sie gibt, lässt sich ablesen. Nach dem Melken werden die Zitzen noch einmal mit einem Desinfektionsmittel benetzt.

Bei Tylla sitzen alle Handgriffe. Sein guter Umgang mit den Tieren, seine Schnelligkeit und Geschicklichkeit überzeugte dabei auch die Jury beim Wettbewerb der Landwirtschaftkammer. Darauf ist er stolz.

Eines Tages wäre er gerne Betriebsleiter auf einem Hof. Aber zuvor will er noch Erfahrungen im Ausland sammeln, am liebsten in Neuseeland.

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