Vandalismus und wilder MüllZerstörungswut gefährdet Naherholung am Otto-Maigler-See

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Zerstört wurde diese Sitzbank am Otto-Maigler-See. Dominik Liebenstein, Frank Pechtheyden und Harald Sauer begutachten den Schaden.

Zerstört wurde diese Sitzbank am Otto-Maigler-See. Dominik Liebenstein, Frank Pechtheyden und Harald Sauer begutachten den Schaden.

Hürth – Besonders in der Pandemie liegt das Gute so nah: Sonne und frühlingshafte Temperaturen locken die Menschen in Scharen in die Naherholungsgebiete, gerade auch vor dem Hintergrund der Reisebeschränkungen. Das Besucheraufkommen in den Villewäldern und an den Villeseen sei in der Coronazeit um 60 Prozent gestiegen, sagt Revierförster Frank Pechtheyden. Auch am Otto-Maigler-See ist derzeit jede Menge los. Doch die Anziehungskraft hat auch ihre Schattenseiten: So beklagen Forstamt und Naturpark Rheinland gerade dort massive Probleme mit zurückgelassenem Müll und Vandalismus.

Augenfällig wird das Ärgernis beim Anblick der vielen zerstörten Sitzmöbel. Erst vor zwei Jahren hat der Naturpark Rheinland im Frühjahr insgesamt 15 neue, massive Sitzbänke entlang des unteren und des oberen Seewegs aufstellen lassen. 10.000 Euro hat der Zweckverband investiert.

Nach zwei Tagen trieb die erste Bank im Otto-Maigler-See

Die Bänke bestehen aus massivem Robinien- und Eichenholz aus einheimischen Wäldern; ihre Konstruktion soll die Reparatur im Bedarfsfall erleichtern. Doch die Zerstörungswut einiger Zeitgenossen brach sich schnell Bahn. „Es hat gerade einmal zwei Tage gedauert, da trieb die erste Bank schon im See“, erinnert sich Harald Sauer, Geschäftsführer des Naturparks Rheinland.

Dabei müsse schon einige Gewalt im Spiel gewesen sein, ergänzt Naturpark-Mitarbeiter Dominik Liebenstein, der sich um die Infrastruktur in den Naherholungsgebieten kümmert. Denn die Bänke sind mit stabilen Erddübeln im Boden verankert. Außerdem wiegen die massiven Sitzmöbel rund 70 Kilo. „Da braucht man schon zwei Leute, um die weg zu bewegen“, sagt Liebenstein kopfschüttelnd.

Hürth: Unbekannte nehmen Bank wohl mit nach Hause

Etliche Bänke wurden mit der Zeit aus der Verankerung gerissen, bei vielen wurden die Lehnen zerstört oder Bretter herausgerissen. Eine Bank fehlt ganz: „Die wird wohl in irgendeinem Garten stehen“, mutmaßt Sauer. Zahlreiche Sitzbänke wurden in den vergangenen zwei Jahren schon repariert, sechs komplett erneuert – und anschließend wieder zerstört. „Am unteren Seeweg sind praktisch alle Bänke hinüber“, so Naturpark-Mitarbeiter Liebenstein. An keinem anderen der Villeseen sei das Problem so groß wie am Otto-Maigler-See.

Geschäftsführer Sauer ist ratlos. „Wir haben kein Geld, um die Bänke ständig zu erneuern“, sagt er. Eine Bank koste inklusive Montage immerhin 650 Euro. „Im Prinzip wissen wir nicht, was getan werden kann, außer die besonders gefährdeten Bänke am unteren Seeweg zu entfernen. Das wäre natürlich ungerecht gegenüber den 99 Prozent vernünftigen Nutzern.“

Revierförster warnt vor Lagerfeuern am Otto-Maigler-See

Die zerstörten Sitzgelegenheiten sind aber nicht das einzige Problem. Auch über den zurückgelassenen Müll ärgern sich Naturpark-Chef Sauer und Revierförster Pechtheyden. 12.000 Euro koste die Entsorgung jedes Jahr, berichtet Pechtheyden, gerade sei ein neuer Auftrag an einen Entsorger vergeben worden, der in den Hochzeiten zweimal in der Woche die Seewege abfahren und die Abfalleimer leeren wird. „Das sollte doch kein Problem sein, den Müll wieder mitzunehmen“, meint Pechtheyden.

Nicht bloß ärgerlich, sondern sogar gefährlich seien Grills und Lagerfeuer am See – beides ist verboten. Gerade im Frühjahr könne das trockene Laub aus dem Vorjahr durch Funkenflug schnell in Brand geraten.

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Den Verantwortlichen für den See ist klar, dass man die Probleme allein durch Kontrollen nicht lösen werde. Sauer und Pechtheyden setzen deshalb auf Appelle und soziale Kontrolle. „Das ist ein Juwel der Naherholung. Aber wenn wir das Problem nicht in den Griff bekommen, hat der See nicht mehr lange seinen Charme“, mahnt der Naturpark-Geschäftsführer. „Vielleicht sollte man den Müll einfach mal liegen lassen“, so Sauer. „Dann sieht es hier zwar ein Jahr lang furchtbar aus. Aber vielleicht lernen manche Leute daraus.“

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