Trotz Bedenken und erneuter KlageAmprion beginnt in Hürth mit Bau neuer Strommasten

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Die meisten neuen Masten auf der Trasse – wie hier in Pulheim – stehen bereits. Nun beginnt Netzbetreiber Amprion damit, die Lücke in Hürth zu schließen.

Die meisten neuen Masten auf der Trasse – wie hier in Pulheim – stehen bereits. Nun beginnt Netzbetreiber Amprion damit, die Lücke in Hürth zu schließen.

Hürth – Der Netzbetreiber Amprion hat mit den Vorbereitungen für den Bau neuer Strommasten auf Hürther Stadtgebiet begonnen. Der Rechtsstreit um den Leitungsausbau auf der bestehenden Trasse zwischen Efferen und Hermülheim ist allerdings noch nicht abgeschlossen: Zwei Mitglieder der Interessengemeinschaft Hürth gegen Hochspannung (IG Hürth) haben erneut Klage vor dem Oberverwaltungsgericht in Leipzig erhoben.

Die meisten der 115 neuen Masten stehen bereits auf der 136 Kilometer langen Leitungstrasse, die von Osterath bei Düsseldorf unter anderem durch den Rhein-Kreis Neuss, den Rhein-Erft-Kreis, die Stadt Köln und den Rhein-Sieg-Kreis bis Weißenthurm bei Koblenz führt. Der südliche Teil ist schon in Betrieb.

Zwischen Frechen und Brühl klafft noch eine Lücke

Die 380-Kilovolt-Höchstspannungsleitung ist Teil einer neuen Nord-Süd-Verbindung, über die Windstrom aus dem Nordwesten in den Süden transportiert und Kraftwerke angebunden werden. Doch zwischen Frechen und Brühl klafft noch eine Lücke von zwölf Kilometern.

Die IG Hürth, die seit vielen Jahren gegen die bis zu 90 Meter hohen „Monstermasten“ in den dicht besiedelten Wohngebieten auf Hürther Gebiet kämpft, hatte erfolgreich gegen den Planfeststellungsbeschluss der Bezirksregierung Köln – zuständige Genehmigungsbehörde für den Abschnitt zwischen Rommerskirchen und Bornheim-Sechtem – von Dezember 2016 geklagt.

IG Hürth geht gegen Beschluss der Bezirksregierung vor

Das Bundesverwaltungsgericht gab den Klägern im März 2018 weitgehend recht. Die Richter stellten Abwägungsfehler fest. Eine andere Trassenführung über Gleuel, Alstädten/Burbach, Fischenich und Knapsack sei nicht hinreichend geprüft worden. Ob die neuen Kabel, wie von der IG Hürth gefordert, auch unterirdisch verlegt werden können, war nicht Gegenstand des Gerichtsprozesses.

Die Bezirksregierung rollte das Genehmigungsverfahren noch einmal auf, kam aber unterm Strich zum gleichen Ergebnis. Die Behörde bestätigte im Juni 2020 die von Amprion beantragte Trasse. Die IG Hürth geht gegen den Beschluss vor. „Wir haben Hinweise darauf, dass es fachliche Fehler bei der Abwägung der Trassen gab“, sagt Klaus-Dieter Rush, zweiter Vorsitzender. So sei beim Thema Lärm – verursacht durch brummende Leitungen – davon ausgegangen worden, dass die Trasse durch ein Mischgebiet führt. „Das ist aber ein Wohngebiet“, so Rush, „dort gelten niedrigere Grenzwerte.“

Hürth: Bürger haben Sorge um die Gesundheit

Viele IG-Mitglieder, die an der Trasse wohnen, fürchten um ihre Gesundheit – vor allem, weil auf die neuen Masten neben Wechselstromleitungen auch Gleichstromkabel gehängt werden sollen. Das Pilotprojekt Ultranet befindet sich in der Genehmigungsphase. Rush: „Welche gesundheitlichen Auswirkungen das Zusammenspiel zwischen Gleich- und Wechselstrom hat, ist ungeklärt.“ Mit einer Entscheidung der Verwaltungsrichter rechnet die IG Hürth erst im zweiten Halbjahr. Aufschiebende Wirkung haben die Klagen nicht, Amprion kann also mit dem Bau beginnen. „Auf eigene Gefahr“, sagt Rush. „Wenn wir gewinnen, müssen sie die Masten wieder abbauen.“

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Amprion hat angekündigt, ab Frühjahr abschnittsweise 68 kleinere Masten in Hürth abzubauen. Gleichzeitig soll der Bau von 36 neuen Masten nördlich von Brühl in Richtung Frechen beginnen. Gerechnet wird mit einer Bauzeit bis Mitte 2024.

Unterdessen hat die IG Hürth eine Spendenkampagne gestartet. Über 50.000 Euro hat der gemeinnützige Verein, der sich aus den Beiträgen der rund 130 Mitglieder sowie aus Spenden finanziert, nach Auskunft von Klaus-Dieter Rush bisher an Prozesskosten aufgebracht. Auch das neuerliche Verfahren wird teuer.

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